Zu dieser Veränderung von Abdelrazek selbst und 19 weiteren Frauen trug ein Modellprojekt des Jobcenters Reutlingen maßgeblich bei. Zu Beginn diesen Jahres wurde ein Beratungscenter speziell für Berufsrückkehrerinnen ins Leben gerufen, in enger Zusammenarbeit mit der Team Training GmbH (ttg).
»Wir wollten einem breiten Kreis von Hartz-IV-Empfängerinnen damit eine gute Position bieten, um wieder in den Beruf einsteigen zu können«, beschrieb Roland Leypoldt, Geschäftsführer des Jobcenters, die Grundidee. Im Januar begann der halbjährige Kurs mit 20 Teilnehmerinnen in den ttg-Räumen, momentan läuft bereits der zweite Kurs.
»Unser Beratungsangebot beruht auf vier Säulen«, erläutert ttg-Geschäftsführer Cornelius Ambros. Zum einen sei dies die Betreuung der Frauen durch drei Sozialpädagoginnen. Eine Erzieherin kümmert sich währenddessen um die Kinder der meist alleinerziehenden Mütter. »Somit können sie sich voll auf sich selbst konzentrieren«, sagt Ambros.
Kontakte stärken
Die dritte Säule bilden Workshops, in denen etwa EDV-Kenntnisse aufgebaut oder wieder aufgefrischt werden, Bewerbungen verfasst und Vorstellungsgespräche geübt werden. Als vierten Punkt führt Ambros unterschiedliche Projekte an, die den Kontakt zwischen den Teilnehmerinnen stärken soll. Dazu zählen etwa Ausflüge oder Stadtführungen zu den Stellen, wo die Frauen Hilfe erwarten können, wie beispielsweise Second-Hand-Läden oder Reutlinger Tafel.»Mir hat das halbe Jahr sehr viel gebracht«, berichtet Anita Schirm, eine der Teilnehmerinnen. Vor allem ihr Vertrauen in sich selbst und ihre Fähigkeiten sei durch den halbjährigen Kurs gestärkt worden. »Ich kann jetzt mit Absagen besser umgehen«, führt sie als Beispiel an, »und trete auch anders auf als früher.« Abdelrazek hat während eines zweiwöchigen Pflegepraktikums viel gelernt. »Dort zu arbeiten hat mir Spaß gemacht, aber mich auch dazu gebracht, meine Probleme anders zu sehen.«
Die Betreuung der zwanzigköpfigen Frauengruppe während des halben Jahres habe das Jobcenter etwa 50 000 Euro gekostet, so Leypoldt. »Aufgrund der Rückmeldungen, die wir von den Frauen selbst, aber auch von ttg bekommen haben, würden wir das Projekt gerne weiter vorantreiben.« Von ihm gebe es ein »eindeutiges Ja« dafür. (GEA)