Auf eine Auftaktgeschichte hin, die zum 80. Jahrestag des zweiten großen Bombenangriffs auf Reutlingen am 22. Februar erschienen ist, erreichten die GEA-Redaktion so viele Rückmeldungen von Zeitzeugen, dass daraus nun insgesamt fünf Leserforen voller persönlicher Erinnerungen und Schilderungen geworden sind. Die erste Reaktion folgte am Morgen des nächsten Tages. »Ihr Bericht hat alles wieder aufgerissen«, sagte die 93-jährige Ingrid Schwarz am Telefon. Da mir nichts ferner läge, als Betroffene zu retraumatisieren, schob sie zum Glück gleich nach, das sei gut so. Denn wie ich, glaubt die hellwache, fitte Pfullingerin an die heilende Wirkung des Darübersprechens. Das zeigte sich noch am selben Nachmittag, als wir in ihrem Wohnzimmer zusammen alte Fotos vom kriegsgeschädigten Reutlingen durchblätterten.
Wie sie, haben daraufhin immer mehr ältere, oft betagte Menschen, die als Kinder oder junge Erwachsene den Zweiten Weltkrieg noch selbst erlebt haben, ihre Erinnerungen mit uns geteilt und ihre privaten Archive geöffnet. Jedes der bereichernden, auch mal belastenden Gespräche, die ich daraufhin mit Reutlingern und Ex-Reutlingern führen durfte, ging von Luftangriffserlebnissen bald über zur Besatzungszeit. So endet der Themenschwerpunkt mit dieser Folge zum Kriegsende.
Ich kann nachvollziehen, dass einem das Erinnern an jene Gräuel zu viel wird. Doch die Berichte aus erster Hand sind unendlich wertvoll. Allzu lange werden die Zeitzeugen nicht mehr erzählen können. Hass auf die Alliierten klang dabei übrigens nie an. Eher schon, dass es gut ist, dass der Nazi-Wahn ein Ende fand.