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Zecken: Wie man sich in Reutlingen vor Stichen schützt

Zecken sind unscheinbar, aber gefährlich. Und ihre Saison beginnt immer früher. Wer sich sicher in der Natur aufhalten will, sollte manches beachten. Der GEA beantwortet die wichtigsten Fragen zum Holzbock.

Zecken sind nach milden Wintern früher aktiv. Sich gegen die Parasiten zu schützen, ist wichtig.
Zecken sind nach milden Wintern früher aktiv. Sich gegen die Parasiten zu schützen, ist wichtig. Foto: Patrick Pleul/dpa
Zecken sind nach milden Wintern früher aktiv. Sich gegen die Parasiten zu schützen, ist wichtig.
Foto: Patrick Pleul/dpa

REUTLINGEN. Der Frühling kommt! Die Zecken auch. Langsam verabschiedet sich der Winter in unseren Gefilden und das Leben erwacht. Das gilt allerdings auch für die Zecken, die nun vermehrt aus ihren Winterquartieren kriechen. Und die kleinen Parasiten können gefährliche Krankheiten übertragen. Baden-Württemberg ist neben Bayern das Bundesland mit den meisten Risikogebieten. Doch wie schützt man sich am besten vor Zeckenstichen? Was ist zu tun, wenn man erwischt wurde? Über diese und andere Fragen gibt der GEA Auskunft.

Was sind Zecken?

Zecken sind Parasiten, die sich vom Blut von Säugetieren, Vögeln und Reptilien ernähren. Sie gehören zu der Klasse der Spinnentiere. Wie Spinnen besitzen sie acht Beine, aber keinen Kopf, sondern nur ein sogenanntes Capitulum mit Stechwerkzeugen. Damit beißen sie nicht, sondern stechen ihre Opfer. Ihre Größe variiert von einem bis vier Millimeter in hungrigem Zustand bis zu 1,5 Zentimeter nach einer Blutmahlzeit. Weltweit gibt es mehr als 900 Zeckenarten. In den deutschen Wäldern und Wiesen lauern etwa 20 verschiedene Arten. Die häufigste davon ist die Holzbockzecke (Ixodes ricinus). Sie kann die Lyme-Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Immer häufiger entdeckt man die Hyalomma-Zecke. Sie kommt eigentlich aus Afrika und wurde durch Zugvögel eingeschleppt. Diese Zecke ist fast doppelt so groß und schneller, als der Holzbock. Die Hyalomma lauert nicht passiv auf ihr Opfer, sondern kann es mehrere Meter verfolgen. Normalerweise stirbt die Hyalomma über den Winter bei uns aus, durch die inzwischen milderen Winter deutet sich allerdings ein Überleben der Zecke in unseren Regionen an. Sie kann das Krim-Kongo-Virus übertragen. Zudem gibt es die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus). Sie befällt hauptsächlich Hunde und kann die für sie lebensgefährliche Babesiose übertragen.

Welche Krankheiten sind für uns am gefährlichsten?

Hauptsächlich übertragen Zecken die Krankheiten Borreliose und FSME. Am häufigsten erkranken Menschen an Borreliose. Die durch Bakterien der Gattung Borrelia verursachte Infektionskrankheit macht sich nach einer Infektion in drei Stadien bemerkbar. Im Frühstadium, das Tage bis Wochen nach der Infektion beginnen kann, tritt die Wanderröte auf. Eine ringförmige, sich ausbreitende Rötung um die Einstichstelle. Der Infizierte kann über Fieber, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen und Müdigkeit klagen. Im zweiten Stadium können Nervenentzündungen auftreten, die Lähmungen mit sich bringen, sowie Gelenkentzündungen und Herzprobleme. Unbehandelt können diese Symptome chronisch werden, auch Hautveränderungen können in diesem dritten Studium eintreten.

Weniger häufig, aber gravierender, ist die Erkrankung mit FSME. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) tragen nur 0,1 bis fünf Prozent der Zecken in Risikogebieten FSME-Viren in sich. Viele Infektionen mit FSME verlaufen zudem ohne sichtbaren oder mit milden Symptomen. Ein Verdacht auf eine Infektion mit FSME-Viren besteht, wenn ein bis zwei Wochen nach dem Zeckenstich grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf und Gliederschmerzen auftreten. Eine Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute und des Rückenmarks ist möglich. Folgen können Krämpfe, Bewusstseinsstörungen und Lähmungen, bis hin zum Tod sein.

Wo kommen Zecken vor?

Zecken kommen in ganz Deutschland vor. Aber vor allem Süddeutschland gilt als vom RKI ausgewiesenes Risikogebiet. Seine Daten berufen sich auf die dokumentierten Fälle der FSME. Sie ist in ganz Deutschland meldepflichtig und tritt am häufigsten in Bayern auf. Aber auch Baden-Württemberg ist fast komplett Risikogebiet, nur der Stadtkreis Heilbronn ist davon ausgenommen. Im Risikogebiet des Landkreises Reutlingen gab es im vergangenen Jahr fünf FSME-Infektionen.

FSME-Risikogebiete in Deutschland. Dunkelblau: Stadt- und Landkreise als Risikogebiet definiert. Hellblau: Kreise, die 2025 zum Risikogebiet ausgewiesen werden. Weiß: kein Risikogebiet. In Baden-Württemberg ist nur der Kreis Heilbronn kein Risikogebiet.

 

Vor Ort kommen sie nicht nur in Wäldern oder Wiesen vor, sondern überall, wo es Pflanzen gibt. Auch in Gärten oder Parks sollte man daher auf Zecken achten. Anders als landläufig behauptet, fallen sie allerdings nicht von Bäumen. Sie klettern auf ausgesetzte Stellen wie Grashalme oder Gebüsch und warten, bis sie von einem Menschen oder Tier abgestreift werden und suchen nach geeigneten Einstichstellen auf der Haut.

Was mache ich, wenn mich eine Zecke gestochen hat?

Wenn man von einer Zecke gestochen wurde, gilt es, Ruhe zu bewahren. Mit ihren Beißwerkzeugen ritzt die Zecke die Haut auf, schiebt ihren Rüssel in die Wunde und nimmt das Blut auf. Gleichzeitig gibt sie Speichel in die Wunde ab. Dieser kann allerdings Krankheitserreger enthalten. Daher sollte die Zecke möglichst schnell entfernt werden. Am besten geht das mit einer Zeckenkarte, mit der man sie herausschieben kann. Auch Pinzetten oder Zeckenzangen sind geeignet. Eine festgebissene Zecke überträgt erst nach ein bis zwei Tagen Borrelien. FSME-Viren werden schon kurz nach dem Stich übertragen. Aufpassen sollte man allerdings, dass man die Zecke beim Entfernen nicht zusammendrückt, da sie so noch mehr Krankheitserreger abgeben könnte. Nach Entfernen der Zecke muss die Bissstelle beobachtet werden, ob ungewöhnliche Rötungen auftreten. Bei Unsicherheit oder Auftreten von grippeähnlichen Symptomen sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Sind manche Menschen für Zecken besonders attraktiv?

Nein, es gibt keine Hinweise darauf, dass es Faktoren gibt, die Zecken besonders ansprechen. Laut RKI ist es vielmehr das Verhalten des Menschen, das die Wahrscheinlichkeit erhöht. Menschen, die sich häufiger in der Natur aufhalten, werden eher von einer Zecke gebissen. Das gelte insbesondere für Kinder.

Wie schütze ich mich?

Um sich vor dem Biss einer Zecke zu schützen, sollte man möglichst hohe Gräser und Waldstücke meiden. Ist das nicht möglich, ist das Tragen von langen Kleidungsstücken sinnvoll, die möglichst alle Körperstellen bedecken. Helle Kleidung hilft beim Auffinden der Zecken auf den Kleidern. Zeckensprays auf der Haut und der Kleidung bieten ebenfalls einen Schutz, allerdings zeitlich begrenzt. Nach dem Aufenthalt im Freien sollte der Körper abgesucht werden, da Zecken erst nach geeigneten Stellen wie den Ohren, Achseln oder Bauchnabel suchen, bevor sie zustechen. Beim Duschen können noch nicht festgebissene Zecken weggespült werden.

Kann ich mich Impfen lassen?

Eine Infektion mit Borreliose kann vor allem im frühen Stadium effektiv mit Antibiotika behandelt werden. Eine medikamentöse Behandlung gegen eine FSME-Virusinfektion gibt es dagegen nicht. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) für alle Personen in Risikogebieten eine Impfung. Für einen kompletten Impfschutz sind drei Impfungen erforderlich. Bereits nach der ersten Impfung, die am besten bereits mehrere Monate vor der Zeckensaison erfolgt, ist ein gewisser Schutz vorhanden. Ein sicherer Schutz ist allerdings erst nach der zweiten Impfung gewährleistet. Nach einer vollständigen Impfung innerhalb eines Jahres bleibt der Impfschutz für mindestens drei Jahre erhalten. (GEA)