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Wozu das Kunstmuseum Reutlingen Freunde braucht: 100.000 Euro in 20 Jahren beschafft

Kunst kostet Geld, das Kommunen allein nicht haben. In Reutlingen fördert ein Verein seit zwei Jahrzehnten das Kunstmuseum Spendhaus ideell und finanziell.

Stephan Rößler spricht mit Dr. Anne Vieth vor zwei Quadraten Anton Stankowskis über die Zukunft von Kunst-Sammlungen und Museen.
Stephan Rößler spricht mit Dr. Anne Vieth vor zwei Quadraten Anton Stankowskis über die Zukunft von Kunst-Sammlungen und Museen. Foto: STEFFEN SCHANZ
Stephan Rößler spricht mit Dr. Anne Vieth vor zwei Quadraten Anton Stankowskis über die Zukunft von Kunst-Sammlungen und Museen.
Foto: STEFFEN SCHANZ

REUTLINGEN. »Unter Freunden« - das war das Motto am Mittwochabend bei der Vorabschau der neuen Ausstellung des Kunstmuseums Reutlingen Konkret im zweiten Stock der Wandel-Hallen. »Das Quadrat muss den Raum beherrschen!« fordert die große Sammlungsausstellung über Aurélie Nemours und ihre Zeitgenossen, zu denen Max Bill, Josef Albers und Anton Stankowski gehören.

Neben deren geometrisch-konkreten Werken an den hohen Wänden in Weiß beherrschte die Szenerie an jenem Abend aber der »Freundeskreis Kunstmuseum Spendhaus«. Denn der war mit seinem Festakt zum 20-jährigen Bestehen im Schwestermuseum zu Gast.

OB Thomas Keck hält die Laudatio auf Wilfried Thron, den Gründer und Leiter des Freundeskreises des Kunstmuseums Reutlingen Spen
OB Thomas Keck hält die Laudatio auf Wilfried Thron, den Gründer und Leiter des Freundeskreises des Kunstmuseums Reutlingen Spendhaus. Der erhielt am Mittwochabend die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg verliehen. Foto: STEFFEN SCHANZ
OB Thomas Keck hält die Laudatio auf Wilfried Thron, den Gründer und Leiter des Freundeskreises des Kunstmuseums Reutlingen Spendhaus. Der erhielt am Mittwochabend die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg verliehen.
Foto: STEFFEN SCHANZ

Dort standen gleich drei besondere Programmpunkte an: Erst erhielt der Vorsitzende und Gründer des Vereins, Wilfried Thron, durch den Reutlinger OB Thomas Keck die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg verliehen. Dann hat Thron die - erstmals zwei - Preisträger des zum 5. Mal verliehenen Holzschnitt-Förderpreises der Museumsfreunde bekanntgegeben: Die Arbeiten von Elisa Lohmüller und Daniel von Alkier seien gleichwertig, »auch wenn sie sich im Ausdruck total konträr verhalten«. Schließlich stellte Museumsleiter Stephan Rößler mit Dr. Anne Vieth, bis 2023 Kuratorin am Kunstmuseum Stuttgart und heute Leiterin der Mercedes-Benz-Art-Collection, eine der »wichtigsten Meinungsmacherinnen« in Sachen Kunst im Land vor. Mit ihr setzte er sich vor der Eröffnung des feinen Büffets an einen kleinen Tisch, um über die Gegenwart und Zukunft von Kunst-Sammlungen und -Museen zu sprechen.

Ausschnitte aus Arbeiten der beiden Holzschnitt-Förderpreisträger 2025: links Daniel von Alkiers Linoldruckcollage "Happyland: S
Ausschnitte aus Arbeiten der beiden Holzschnitt-Förderpreisträger 2025: links Daniel von Alkiers Linoldruckcollage »Happyland: Stadt« von 2023 und rechts Elisa Lohmüllers Installation »Junge Sterne« von 2024. Foto: © the artists
Ausschnitte aus Arbeiten der beiden Holzschnitt-Förderpreisträger 2025: links Daniel von Alkiers Linoldruckcollage »Happyland: Stadt« von 2023 und rechts Elisa Lohmüllers Installation »Junge Sterne« von 2024.
Foto: © the artists

Zunächst aber blickten Keck und Thron auf 20 Jahre Freundeskreis zurück: Der Verein war am 30. September 2004 von elf Bürgern mit der damaligen Museumsleiterin Dr. Beate Thurow und ihrer Stellvertreterin gegründet worden. Heute vereint er knapp 160 Mitglieder. Thron betonte, die »Freunde« seien keineswegs »reine Mittelbeschaffer«, sondern Vermittler, die die Museumsarbeit ideell wie finanziell unterstützten. Insgesamt mehr als 100.000 Euro haben sie bislang zugunsten des Spendhauses aufgebracht. Das wollen sie weiter ausbauen und auch künftig ein verlässlicher Partner sein.

Wie willkommen das ist, machten Rößler und Vieth in ihrem kurzweiligen Gespräch deutlich. »Die nächsten Jahre werden durchaus bedrohlich, auch für Kunst und Kultur«, ist sich die junge Konzern-Sammlungsleiterin sicher. Die Spektakel-Debatte an Museen und der gegenläufige Trend, auf Altbewährtes zu setzen, führten Rößler zum Fazit: »Es lohnt sich, wachsam zu bleiben.« Dennoch freue er sich schon aufs 30-Jährige des Freundeskreises. (GEA)