REUTLINGEN. »Unter Freunden« - das war das Motto am Mittwochabend bei der Vorabschau der neuen Ausstellung des Kunstmuseums Reutlingen Konkret im zweiten Stock der Wandel-Hallen. »Das Quadrat muss den Raum beherrschen!« fordert die große Sammlungsausstellung über Aurélie Nemours und ihre Zeitgenossen, zu denen Max Bill, Josef Albers und Anton Stankowski gehören.
Neben deren geometrisch-konkreten Werken an den hohen Wänden in Weiß beherrschte die Szenerie an jenem Abend aber der »Freundeskreis Kunstmuseum Spendhaus«. Denn der war mit seinem Festakt zum 20-jährigen Bestehen im Schwestermuseum zu Gast.

Dort standen gleich drei besondere Programmpunkte an: Erst erhielt der Vorsitzende und Gründer des Vereins, Wilfried Thron, durch den Reutlinger OB Thomas Keck die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg verliehen. Dann hat Thron die - erstmals zwei - Preisträger des zum 5. Mal verliehenen Holzschnitt-Förderpreises der Museumsfreunde bekanntgegeben: Die Arbeiten von Elisa Lohmüller und Daniel von Alkier seien gleichwertig, »auch wenn sie sich im Ausdruck total konträr verhalten«. Schließlich stellte Museumsleiter Stephan Rößler mit Dr. Anne Vieth, bis 2023 Kuratorin am Kunstmuseum Stuttgart und heute Leiterin der Mercedes-Benz-Art-Collection, eine der »wichtigsten Meinungsmacherinnen« in Sachen Kunst im Land vor. Mit ihr setzte er sich vor der Eröffnung des feinen Büffets an einen kleinen Tisch, um über die Gegenwart und Zukunft von Kunst-Sammlungen und -Museen zu sprechen.

Zunächst aber blickten Keck und Thron auf 20 Jahre Freundeskreis zurück: Der Verein war am 30. September 2004 von elf Bürgern mit der damaligen Museumsleiterin Dr. Beate Thurow und ihrer Stellvertreterin gegründet worden. Heute vereint er knapp 160 Mitglieder. Thron betonte, die »Freunde« seien keineswegs »reine Mittelbeschaffer«, sondern Vermittler, die die Museumsarbeit ideell wie finanziell unterstützten. Insgesamt mehr als 100.000 Euro haben sie bislang zugunsten des Spendhauses aufgebracht. Das wollen sie weiter ausbauen und auch künftig ein verlässlicher Partner sein.
Wie willkommen das ist, machten Rößler und Vieth in ihrem kurzweiligen Gespräch deutlich. »Die nächsten Jahre werden durchaus bedrohlich, auch für Kunst und Kultur«, ist sich die junge Konzern-Sammlungsleiterin sicher. Die Spektakel-Debatte an Museen und der gegenläufige Trend, auf Altbewährtes zu setzen, führten Rößler zum Fazit: »Es lohnt sich, wachsam zu bleiben.« Dennoch freue er sich schon aufs 30-Jährige des Freundeskreises. (GEA)