REUTLINGEN. »Wir werden viele.« Dieses Motto hat sich das Familienforum auf die Fahnen geschrieben, als es den Reutlinger »Butzeles-Preis« ins Leben rief. Zum dritten Mal war dieser Wettbewerb nun bereits ausgerufen worden – und bei der Preisverleihung am Donnerstag gab es nach den Worten von Barbara Krämer als stellvertretende Vorsitzende des Familienforum-Fördervereins nur Gewinner. Schließlich hatten die zehn beteiligten Firmen, Einrichtungen und Schulen aus dem Landkreis Reutlingen durch ihre Personalpolitik eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglicht.
»90 Prozent aller jungen Eltern sagen heute, dass ihnen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wichtiger ist als das Gehalt«, betonte Frieder Leube als Sprecher des Familienforums bei der Preisverleihung in den Räumen der Firma Tisoware. Um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, seien familienfreundliche Arbeitszeiten, aber auch politische Rahmenbedingungen notwendig. Letztere hätten sich laut Leube offensichtlich in den vergangenen Jahren verbessert, wie etwa der Ausbau der Kindertagesstätten, Kinder- und Erziehungsgeld. Mit dem Ergebnis: Die Geburtenrate sei laut Krämer auf 1,59 Kinder pro Mutter gestiegen – den höchsten Wert seit den 1970er-Jahren. Laut Leube sei dabei die Zahl der kinderlosen Frauen von 30 auf 25 Prozent gesunken.
Zudem hätten 2016 mehr als 70 Prozent aller Mütter eine Beschäftigung gehabt, 24 Prozent in Vollzeit. Verantwortlich für die »Trendwende« sei nach den Aussagen vieler junger Eltern, »die Änderung der Familienpolitik wie auch die gute wirtschaftliche Entwicklung«, sagte Frieder Leube. Einfluss auf die anwachsende Geburtenrate hätten aber auch die Migrantinnen, die mehr Kinder bekommen würden als die deutschen Mütter. Negativ wirke sich jedoch die Wohnraumsituation vor allem in größeren Städten aus: Günstige Wohnungen seien so gut wie gar nicht zu haben, »die Politik hat da versagt, das ist skandalös«, sagte Frieder Leube.
Einfluss auf eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf würden aber natürlich auch Firmen und Einrichtungen nehmen. So wie die zehn Unternehmen, die sich am Butzeles-Preis beteiligt hatten. Sie hätten laut Barbara Krämer auf jeden Fall gewonnen, schließlich würden sie aktiv etwas für den Nachwuchs tun. In der Kategorie mit Firmen von einem bis 50 Beschäftigten ging die Schreinerei Mayer aus Buttenhausen mit 18 Beschäftigten und drei Neugeborenen im vergangenen Jahr als Siegerin hervor. »Unsere Mitarbeiter haben insgesamt 23 Kinder«, sagte Gerda Mayer. Erster in der Kategorie zwischen 50 und 500 Mitarbeitern wurde dieses Mal die Reutlinger RWT: Bei 290 Beschäftigten zählte das Beratungsunternehmen 2017 zwölf Babys. In der dritten Kategorie gewann die Reutlinger Kreissparkasse mit 770 Beschäftigten und 32 Babys knapp vor den Reutlinger Kreiskliniken. Insgesamt kamen im vergangenen Jahr bei den zehn teilnehmenden Firmen und Einrichtungen 159 Neugeborene zur Welt. »Und jedes einzelne Kind ist ein Volltreffer«, betonte Krämer. (nol)