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Aktuell Traditionsgaststätte

Wird die Uhlandhöhe verkauft?

REUTLINGEN. Der älteste Gesangsverein im Kreis, der Liederkranz Reutlingen, mit seinen 160 Mitgliedern steht vor einer schweren Entscheidung. Sein Vereinsheim, die traditionsreiche »Uhlandhöhe« ist in die Jahre gekommen und weist zunehmende Baumängel auf. Die Sanierungskosten von mindestens 300 000 Euro überfordern jedoch die Kräfte des Vereins. »Der Finanzrahmen ist ausgeschöpft« sagte gestern Kassierer Manfred Müller. So bleibt wohl nur der Verkauf der Immobilie. Die Vorstandschaft führt bereits Gespräche.

Das Sängerheim des Reutlinger Liederkranzes: die »Uhlandhöhe« an der Friedrich-Ebert-Straße. Angesichts des Sanierungsbedarfs mu
Das Sängerheim des Reutlinger Liederkranzes: die »Uhlandhöhe« an der Friedrich-Ebert-Straße. Angesichts des Sanierungsbedarfs muss der Verein das traditionsreiche Gebäude wohl aufgeben und verkaufen. Foto: Gerlinde Trinkhaus
Das Sängerheim des Reutlinger Liederkranzes: die »Uhlandhöhe« an der Friedrich-Ebert-Straße. Angesichts des Sanierungsbedarfs muss der Verein das traditionsreiche Gebäude wohl aufgeben und verkaufen.
Foto: Gerlinde Trinkhaus
Der Liederkranz residiert bereits seit 1937 in dem Steinbau am Abhang zur Echaz. Er war 1891 von dem Bierbrauer Louis Kraus gemäß dem damaligen Zeitgeschmack in historisierender, einem Schlösschen nachempfundener Form gebaut worden und diente bis 1921 als Wirtschaft. Dann kaufte ein Privatmann das Gebäude und veräußerte es 1927 an die Frankonia. Mit der Auflösung der Burschenschaften unter den Nationalsozialisten fiel es an die Stadt, die es dann 1937 an den Liederkranz weiter gab, der ihm den Namen »Uhlandhöhe« gab.

Häufig Baustelle

In den Jahrzehnten nach dem Krieg war das Gebäude häufig Baustelle. Nicht allein, dass der große Saal (1954) und der Pavillon (1983) an- und vor einigen Jahren eine neue Küche eingebaut wurde, es waren auch ständig Reparaturen notwendig. Generationen von Liederkranz-Hausverwaltern haben Arbeitseinsätze der Mitglieder organisiert, wurden der Probleme aber nicht Herr.

Mittlerweile zeigen sich Risse in einigen Wänden, Wasser dringt in den Keller ein, der Abwasserkanal und das Dach muss saniert werden genauso wie die Fensterfront des großen Saals. Zudem haben sich Senkungen auf dem Parkplatz gebildet. Das liegt allerdings nicht am ebenfalls sanierungsbedürftigen Frankonenstollen, der sich unter dem Gebäude hindurch weiter in die Pomologie hinein erstreckt, sondern daran, dass die kleine Stützmauer vorne am Parkplatz ins Rutschen gekommen ist. Das hat das von der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten ergeben.

»Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, ergeben sich weitere Kosten«, sagte Liederkranzvorsitzender Gerhard Mench im Gespräch mit dem GEA. So sei der Vorstand schon unter der Ägide seines Vorgängers Burkhard Rahn beauftragt worden, sich nach einem Investor oder einem Käufer umzusehen.

Seit geraumer Zeit gebe es Verhandlungen. Dabei zeichne sich ab, dass eine Investorenlösung, bei welcher der Liederkranz die Uhlandhöhe zumindest als Mieter weiter nutzen könne, wohl nicht möglich ist. Es laufe auf einen Verkauf hinaus, sagte Mench. »Dann müssen wir uns eben wie andere Vereine auch, nach Räumen umsehen«, ergänzte Müller.

Breite Nutzung möglich

Ottmar Hahr, Leiter des Bürgerbüros Bauen bei der Stadt, bestätigte auf eine GEA-Anfrage hin die Einstufung der »Uhlandhöhe« als Kulturdenkmal. Das Gebäude müsse erhalten werden, reden könne man allenfalls über den Abriss des Saalanbaus. Was die Nutzung des Parkplatzes anbetreffe, sagte Hahr, so gebe es eine Baulinie zur Ebert-Straße hin, ansonsten unterliege das Gelände der Ortsbausatzung, was einem heutigen Mischgebiet entspreche. Damit sei einiges für eine maximal zweistöckige Bebauung möglich: von Wohnungen über Gastronomie, Dienstleistung bis hin zu nicht störendem Gewerbe samt Büros oder Praxen. Die Stadt würde es allerdings gerne sehen, wenn dies im Vorfeld per Bauvoranfrage abgeklärt werden könnte.

Auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung am kommenden Dienstag, stehe das Thema nicht, sagte Mench. Man habe die Sänger und Sängerinnen bei der verlängerten Singstunde in dieser Woche ausführlich informiert. Was den Gaststättenbetrieb anbetreffe, so werde er in jedem Fall bis Ende Februar 2012 weiter geführt. Dann ende nämlich der Pachtvertrag, so Mench. (GEA)