REUTLINGEN-BRONNWEILER. Je mehr sich die Pläne zum Ausbau der Windkraft im Reutlinger Südraum konkretisieren, umso mehr wächst Widerstand. Auch der Bezirksgemeinderat Bronnweiler hat in seiner jüngsten Sitzung seiner Skepsis Ausdruck verliehen: Das Gremium stimmte geschlossen gegen die Beschlussvorlage, mit der die Reutlinger Stadtverwaltung ihre Stellungnahme zu den Anhörungsentwürfen der Teilregionalpläne Wind- und Sonnenenergie des Regionalverbands Neckar-Alb abgesegnet haben möchte.
Im Reutlinger Stadtgebiet ist Bronnweiler besonders tangiert von den bisherigen Entwürfen. Die Bereiche Plattach, Käpfle/Kreuzwald und Flächen bei der Deponie sind als potenzielle Kandidaten ausgemacht. Sollten diese Standorte im weiteren Verfahren tatsächlich im Rennen bleiben, fürchtet man Umzingelung von allen Seiten. »Wir sitzen mittendrin«, beklagte die Bronnweiler Bezirksbürgermeisterin Friedel Kehrer-Schreiber, die im Nachgang zur Sitzung resümierte: »Der Anhörungsentwurf entspricht nicht unseren Vorstellungen.«
Die Dorfbewohner fürchten Schattenwurf der Räder, die mit Nabenhöhen um die 200 Meter weithin sichtbar wären – und laut Kehrer-Schreiber hörbar: Das gelte auch für die vergrößerte Abstandsfläche von 750 Metern, die die Stadt in ihrer Stellungnahme vorschlägt. Die Dorfchefin ist zur Überprüfung eigens auf die Alb nach Melchingen gefahren, um sich die Schallentwicklung bei bestehenden Rädern anzuhören. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schlage nicht umsonst 2.000 Meter Abstand vor, betont sie.
»Wenn die Förderung wegfällt, werden die Windräder stillgelegt«
Im Dorfrat werde auch »enormer Flächenverbrauch« in Bereichen mit viel altem Wald gefürchtet. Zudem sprächen Greifvogelhorste in Schachen- und Ohmenhäuser Wald gegen diese Gebiete. Die Stadt selbst schreibt in ihrer Stellungnahme zum Thema Natur und Umwelt, dass es sich um »sehr konfliktbehaftete Vorranggebiete« handele. Sie fordert daher, dass die – strenge – Natura-2000-Verträglichkeitsprüfung bereits auf regionaler Ebene durchgeführt wird. Ein Hoffnungsschimmer für die Gegner?
Die Bezirksbürgermeisterin findet auch, die Standorte im attraktiven Reutlinger Süden passten nicht zum Label Biosphärengebiet, in dem Naherholung und Tourismus gefördert werden sollen. Unverständlich für sie und die Rätinnen und Räte auch: Das neu verpachtete Hofgut Alteburg soll mit neuem Konzept weitere Attraktivität erhalten. Wie verträgt sich das mit nahen Windkraftanlagen? »Die sitzen dann da drunter«, warnte sie. »Das regt uns auf.«
»Wir sitzen mittendrin«
Mit dem gesamten Verfahren ist man nicht zufrieden. Vieles sei »noch schwammig«, findet Friedel Kehrer-Schreiber. Vieles passiere »ad hoc«, Argumente seien längst nicht ausgetauscht. Photovoltaik-Ausbau auf Dächern, Strom sparen: Wie in Gönningen wünscht man sich in Bronnweiler, dass Alternativen gesucht werden, damit die Stadt ihr Soll für den Ausbau der erneuerbaren Energien erfüllt.
Bei allen Entwicklungen dürfe man das Wohl des Dorfes nicht vergessen, forderte die Bezirksbürgermeisterin. Dort wehre man sich nicht gegen sinnvolle Veränderungen. Die Windräder sind jedoch keine nach ihrer Lesart: »Wenn die Förderung wegfällt, werden sie stillgelegt«, orakelte sie. (GEA)