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Wie Sickenhäuser weiter für die Kulturwache kämpfen

Aus der Alten Feuerwache soll ein Bürgerhaus werden: Dieser Plan steht schon seit mehr als 10 Jahren. Doch der Weg dahin ist steinig, vor allem in finanziell schwachen Zeiten. Engagierte Bürger kämpfen weiter für ihren Traum. Und feiern nun Jubiläum.

Jörg Launer (rechts), der Vorsitzende des Fördervereins Kulturwache, und der ehemalige Bezirksbürgermeister Frank Zeeb, Kassier
Jörg Launer (rechts), der Vorsitzende des Fördervereins Kulturwache, und der ehemalige Bezirksbürgermeister Frank Zeeb, Kassier des Vereins, freuen sich auf die ersten Feste, die in der Kulturwache stattfinden können. Im Hintergrund arbeiten Handwerker an den Toiletten, die komplett neu eingebaut werden. Foto: Frank Pieth
Jörg Launer (rechts), der Vorsitzende des Fördervereins Kulturwache, und der ehemalige Bezirksbürgermeister Frank Zeeb, Kassier des Vereins, freuen sich auf die ersten Feste, die in der Kulturwache stattfinden können. Im Hintergrund arbeiten Handwerker an den Toiletten, die komplett neu eingebaut werden.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN-SICKENHAUSEN. Eine ganze Menge Idealismus und Durchhaltevermögen. Das zeichnet die rührigen Mitglieder des Fördervereins Kulturwache Sickenhausen aus. Seit mittlerweile 10 Jahren setzen sie sich für ihren Traum von einem Bürgerhaus in der Ortsmitte ein - und treiben den Umbau des Alten Feuerwehrhauses weiter voran. Als die Feuerwehr 2010 von der Ortsmitte in ihr neues Domizil im »Lange Morgen« umzog, erkannte der damalige Bezirksbürgermeister Erich Fritz das Potenzial des nun leerstehenden Gebäudes. Er scharte engagierte Bürger um sich und diese gründeten 2015 den Förderverein Kulturwache. »Wir waren rund zehn Leute«, erinnert sich Gründungsmitglied Jörg Launer, der aktuelle Vorsitzende des Vereins.

Doch statt Turbostart war erstmal Geduld gefragt. »Wir haben sechs Jahre lang versucht, das Gebäude überhaupt von der Stadt für unsere Zwecke zu bekommen.« Warum das so lange gedauert hat? Launer zuckt mit den Schultern: »Fragen Sie das die Stadt ...« Irgendwann waren die Verhältnisse aber klar - und die Mitglieder des Fördervereins konnten loslegen. Doch ein Haus aus den 1950er-Jahren umzubauen, und das auch noch in Zeiten klammer Kasse, das erwies sich als gar nicht so einfach.

Liegt noch im Dornröschenschlaf, aber erwacht langsam: Die Kulturwache in Sickenhausen.
Liegt noch im Dornröschenschlaf, aber erwacht langsam: Die Kulturwache in Sickenhausen. Foto: Frank Pieth
Liegt noch im Dornröschenschlaf, aber erwacht langsam: Die Kulturwache in Sickenhausen.
Foto: Frank Pieth

Da ist zum einen der Bestandsschutz. Zu große Umbauten oder Eingriffe sorgen dafür, dass dieser wegfällt. Dann muss - meist deutlich teurer - nach neuesten Richtlinien gebaut werden. Beispiel gefällig? »Die Deckenkonstruktion ist aus diesem Grund rund 30.000 Euro teurer geworden«, sagt Kassier Zeeb beim Ortstermin mit dem GEA. Aktuell sind die Mitarbeiter des Sickenhäuser Sanitärbetriebs Eberle in der Kulturwache am Werk: neue Toiletten werden eingebaut. Sind diese fertiggestellt, wäre das ein Meilenstein. Denn dann müssen die örtlichen Vereine bei Festen keine teuren Klowägen mehr anmieten, »was uns aktuell 400 bis 700 Euro pro Wochenende kostet«, wie Kassier Zeeb sagt. »Wir sind zuversichtlich, dass die Toiletten beim Maifest 2026 genutzt werden können«, sagt Vorsitzender Launer.

Als nächstes soll dann die Küche - früher eine Materialgarage - Inventar bekommen. Kühl- und Spülmöglichkeiten, vielleicht eine Herdplatte, »das wird kein Gourmettempel«, sagt Jörg Launer. Pommes und Rote Wurst müssen auch nach Fertigstellung der Kulturwache draußen zubereitet werden, »sonst hätten wir auch noch einen Fettabscheider gebraucht«. Bauvorschriften machten in der Küche auch einen Durchbruch in der Wand und den Einbau von »sündhaft teuren neuen Fenstern« erforderlich, wie Launer sagt.

»Hätten wir genügend Geld, wären wir hier schnell fertig«

Ja, das liebe Geld ... »Hätten wir genügend Geld, wären wir hier schnell fertig«, sagt Launer. Aber die Finanzsituation der Stadt ist bekanntermaßen schlecht. Die Sickenhäuser sind sehr dankbar für die letzten Zuschüsse - denn bei diesen Haushaltsrunden gingen schon viele andere Projekte in Reutlingens Teilgemeinden leer aus. 25.000 Euro hat der Förderverein 2023 bekommen, jeweils 50.000 Euro in den Jahren 2024 und 2025. Neue Fenster haben die Mitglieder davon auch einbauen lassen, damit das Gebäude gut isoliert ist. Doch für neue Tore in der ehemaligen Garage reicht es in diesem Jahr vermutlich nicht mehr. Was die Stadt im kommenden Jahr noch locker machen kann und will, weiß niemand.

Das Jubiläumswochenende

Der Förderverein Kulturwache Sickenhausen feiert am kommenden Wochenende sein zehnjähriges Bestehen. Am Samstag, 11. Oktober, tritt um 19.30 Uhr der Komiker Markus Zipperle, die Stimme von »Äffle und Pferdle«, in der Turn- und Festhalle Sickenhausen auf. Im Vorprogramm: das »Bronnweiler Weib« Friedel Kehrer-Schreiber. Karten gibt's für 20 Euro bei Launer Kommunikationsdesign und Roland Jetter in Sickenhausen, der Tankstelle Sulz in Rommelsbach und bei Raumausstattung Nedele in Degerschlacht.

Außerdem kann man auch per Mail an info@kulturwache-sickenhausen.de Karten bestellen. Am Sonntag, 12. Oktober, ist - ebenfalls in der Festhalle - ab 13 Uhr großer Familiensonntag. Es gibt Tanzshows der Tanzstern-Kinder, eine Tombola und eine magische Show mit Zauberer Andre, dazu Kaffee und Kuchen. (kk)

Doch die Fördervereinsmitglieder sind pragmatisch geworden. Sobald Toiletten und Küche fertig sind, ist die Kulturwache gut nutzbar. Nach einem tragischen Unfall, der sich 2022 bei den Umbauarbeiten ereignete, vergeben sie alle größeren Arbeiten nun an Firmen, die meisten aus dem Ort. »Wir sind sehr dankbar, dass uns die lokalen Betriebe oft so entgegenkommen mit den Kosten«, sagt Jörg Launer. Nur noch kleinere Trockenbauarbeiten verrichten die Fördermitglieder unter der Anleitung von Profis selbst.

Wann die geplante Bühne mit Technik ausgestattet wird? Ob jemals noch eine Treppe ins Untergeschoss kommt? Und ob dieses irgendwann nicht mehr nur als Abstellraum genutzt wird? Das können Launer und Zeeb noch nicht sagen, denn alles steht und fällt mir dem Geld. Neben den städtischen Zuschüssen stehen dem Verein noch die Mitgliedsbeiträge der rund 90 Mitglieder zur Verfügung. Doch diese sind moderat, wie ein Blick auf die Website zeigt: Erwachsene zahlen 20 Euro pro Jahr, Familien 35 Euro. Auch die Sickenhäuser Vereine sind Mitglied, sie berappen 50 Euro pro Jahr. Ihre Mitgliedschaft hat zudem einen hohen symbolischen Charakter: Wenn das Bürgerhaus einmal fertig ist, soll es schließlich dem ganzen Dorf dienen. Allen Bürgern und allen Vereinen. (GEA)