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Wie Reutlinger Wirte mit »Laptop-Gästen« umgehen

Im Café ein Wasser bestellen und drei Stunden dann dort am Laptop arbeiten? Wirte in Reutlingen erkennen einen Trend. Wie sie darauf reagieren.

In Reutlingen ist es in den meisten Cafés kein Problem, mit dem Laptop am Tisch zu arbeiten. Nahezu alle haben W-LAN und einige
In Reutlingen ist es in den meisten Cafés kein Problem, mit dem Laptop am Tisch zu arbeiten. Nahezu alle haben W-LAN und einige wollen ihr Angebot ausbauen. Foto: AdobeStock
In Reutlingen ist es in den meisten Cafés kein Problem, mit dem Laptop am Tisch zu arbeiten. Nahezu alle haben W-LAN und einige wollen ihr Angebot ausbauen.
Foto: AdobeStock

REUTLINGEN. Deutschlandweit gibt es in der Gastronomie immer mehr Gäste, die am Tisch ihr Notebook aufklappen und erstmal beginnen daran zu arbeiten. Nebenbei wird ein Glas Leitungswasser oder ein Espresso bestellt, aber der ganze Tisch ist für Stunden besetzt. Von »Gastroschmarotzern« ist zu hören, auch von anderen Gästen, die sich beschweren und von Wirten, die ein Laptopverbot verhängt haben. Auch in Reutlingen diskutieren die Gastronomen das Phänomen. Doch wie ist die Situation in den Cafés und Lokalen der Achalmstadt?

»Diese Laptoparbeit ist noch ein Überbleibsel aus der Coronazeit und dem damit verbundenen Home-Office. Ihr Notebook nehmen einige Leute neuerdings mit ins Café«, weiß Sebastian Keinath, der das Restaurant auf dem Roßberg und die Kaiserhalle in Reutlingen betreibt. Sein Kollege Uwe Grauer, unter anderem Chef des Alexandre am Reutlinger Rathaus, sagt: »Das sind bei uns gern gesehene Gäste, die können gern kommen und unser W-LAN nutzen, überhaupt kein Problem.«

Für Gäste mit Notebook hat Stefan Löwl in seinem Vis-à-vis immer einen Café, Platz und kostenloses W-LAN
Für Gäste mit Notebook hat Stefan Löwl in seinem Vis-à-vis immer einen Café, Platz und kostenloses W-LAN Foto: Ralf Rittgeroth
Für Gäste mit Notebook hat Stefan Löwl in seinem Vis-à-vis immer einen Café, Platz und kostenloses W-LAN
Foto: Ralf Rittgeroth

So ähnlich sieht es auch Stefan Löwl, Inhaber des Vis-à-vis in der Reutlinger Fußgängerzone: »Ja, solche Gäste haben wir auch. Meist sind es Schüler oder Studierende. Die stören überhaupt nicht. Sie können unser W-LAN für ihre Arbeit am Notebook nutzen.« Es sei noch nicht vorgekommen, dass ein solcher Gast einen Tisch über viele Stunden belegt hätte. Sollte das in Zukunft passieren, würde Löwl höflich darauf hinweisen, dass dadurch der entsprechende Tisch doch lange belegt sei, aber vergraulen wolle er Gäste mit Laptop auf keinen Fall.

Bei Michael Mylonas und seiner Tochter Anna rennen Laptop-Gäste quasi offene Türen ein. Sie betreiben in Reutlingen das Billy Bob's, die Alte Bank und das NUA am Marktplatz: »Ich bin doch selber so einer«, sagt Mylonas lachend und seine Tochter bestätigt: »Er macht seine ganze Laptoparbeit am Cafétisch.« Deshalb seien solche Gäste mit ihren Geräten immer willkommen. »Wir versuchen aktuell alle Tische mit Steckdosen auszurüsten, damit immer Strom zur Verfügung steht.« Kostenlose W-LAN-Nutzung sei selbstverständlich. Das Konzept geht aus ihrer Sicht bereits auf: »Wir haben mittlerweile viele Gäste, die mit Notebook an unseren Tischen sitzen und arbeiten«

Michael Mylonas betreibt unter anderem die Alte Bank und das Billy Bob's und arbeitet gern selbst am Cafétisch mit dem Notebook.
Michael Mylonas betreibt unter anderem die Alte Bank und das Billy Bob's und arbeitet gern selbst am Cafétisch mit dem Notebook. Foto: Stephan Zenke
Michael Mylonas betreibt unter anderem die Alte Bank und das Billy Bob's und arbeitet gern selbst am Cafétisch mit dem Notebook.
Foto: Stephan Zenke

Im Café Sommer in der Wilhelmstraße sieht Seniorchef Andreas Sommer immer mal wieder Gäste mit Notebooks an seinen Cafétischen. »Es sind bei uns eher seltene Gäste, aber es gibt sie«, sagt er und weist gleich darauf hin, dass das W-LAN-Passwort auf der Speisekarte steht. Wir haben 200 Plätze und das eine oder andere stille Eckchen bei uns. Da kann man sich gern in sein Laptop vertiefen. In der Regel würden solche Gäste auch nicht bei einem stillen Wasser bleiben, sondern auch Kaffee und Kuchen bestellen. »So soll es doch sein«, sagt der Chef.

Das neue Café Luis an der Reutlinger Nikolaikirche hat Menschen, die lieber ihre Notebook-Arbeiten in der Gastronomie als zu Hause erledigen, ganz besonders im Blick. Ein großer Teil des Geschäftsmodells der Firmengründer Luis Haßmann und Andreas Fuchs basiert darauf, dass solche Menschen zu ihren Gästen beziehungsweise Kunden werden. Denn sie haben im Obergeschoss ihres »Business-Cafés« einen nagelneuen, einen sogenannten »Co-Working-Space« eingerichtet. Hier gibt's unter anderem höhenverstellbare Schreibtische, Akustik-Kabinen zum Telefonieren und schnelles Glasfaser-Internet. Wer hier arbeiten will, muss dafür Miete zahlen. Die Preise reichen von 9,90 Euro für ein ermäßigtes Tagesticket bis zu 199 Euro für einen ganzen Monat.

Die beiden Chefs in ihrem neu gegründeten Café Luis: Luis Haßmann und Andreas Fuchs (links). Die Treppe führt zum Co-Working-Spa
Die beiden Chefs in ihrem neu gegründeten Café Luis: Luis Haßmann und Andreas Fuchs (links). Die Treppe führt zum Co-Working-Space, der für Online-Arbeit zu mieten ist. Foto: Privat
Die beiden Chefs in ihrem neu gegründeten Café Luis: Luis Haßmann und Andreas Fuchs (links). Die Treppe führt zum Co-Working-Space, der für Online-Arbeit zu mieten ist.
Foto: Privat

Seit der Eröffnung im vergangenen Dezember kommen aber auch immer wieder Gäste, die sich mit ihrem Laptop ins Café im Erdgeschoss setzen und dort ohne Gebühren ihrer Arbeit nachgehen. Das betrachtet Haßmann mit gemischten Gefühlen: »Wir haben ja mehr als 100 Plätze. Aber es sind meist Schüler oder Studierende. Für die suchen wir jetzt nach Lösungen«, so der Inhaber. Wegschicken werde man sie aber auf keinen Fall. (GEA)