REUTLINGEN. Friedlich schlummert Baby Benjamin an der Brust seiner Mutter. Deswegen kriegt der kleine Reutlinger auch nicht mit, welchen erfreulichen Besuch seine Eltern Angela und Lukas Ebinger von der Stadt Reutlingen bekommen. Im Rahmen des Projektes »Willkommen im Leben« schaut Hannah Gärtner bei der Kleinfamilie vorbei, um den neugeborenen Mitbürger zu begrüßen, sowie Mutter und Vater mit einem Blumenstrauß an Informationen zu beglücken. Post aus dem Rathaus haben die Ebingers bereits zuvor im Briefkasten gefunden. Der Inhalt des Umschlags ist eine Überraschung.
Drinnen steckt ein süßes Lätzchen mit der Aufschrift »Willkommen in Reutlingen«. Das finden Lukas Ebinger, 36 Jahre alter Betriebsleiter des Wellenfreibades Reutlingen sowie seine 26 Jahre junge Frau Angela schon mal sehr nett. »Viel wichtiger waren die ganzen Broschüren«, erinnern sich Ebingers an das Auspacken. In der Tat ist das Willkommenspaket eine pralle Informationspackung, die selbst langjährigen Reutlingern mit handfesten Tipps sehr hilfreich sein kann.
Familienoffensive der Stadt Reutlingen
Im Umschlag der Mappe strahlt Oberbürgermeister Thomas Keck fotografisch und mit herzlichen Worten. »Nun ist das Baby da und die Freude sicher riesengroß. Für die Entwicklung braucht so ein kleiner Erdenbürger neben unserer Liebe auch unsere Hilfe«, schreibt Keck, »neue Aufgaben und Herausforderungen kommen auf ihre junge Familie zu. Wie gut, wenn man da nicht alleine gelassen wird«. Deswegen ist »Willkommen im Leben« ein zentraler Bestandteil der Reutlinger Familienoffensive. Die kommt offenbar seit 2009 bestens an.
»Die Sicherheit zu haben, Nachlesen zu können«, hat Angela Ebinger am Inhalt des Pakets besonders gefallen. In der Tat erschließen die Broschüren mit zahlreichen Einträgen über unterstützende Angebote und Dienstleistungen für Familien in Reutlingen erst das ganze Potenzial dessen, was die Stadt so anzubieten hat. »Viele Sachen wussten wir auch nicht«, sagt Lukas Ebinger, »ich war positiv überrascht.« Damit ist er nicht alleine, denn im Jahr gibt es durchschnittlich 1.000 Geburten im Reutlinger Stadtgebiet. Im vergangenen Jahr sind es 1.035 gewesen. Junge Eltern brauchen durch das Willkommensprojekt eben nicht online irgendwelche Suchmaschinen zu bemühen, sondern können sich bequem auf dem Sofa durchblättern.
Die Broschüren decken ein breites Feld von hilfreichen Adressen ab. Von A wie »Ämter und Behörden« über B wie »Beratung« über M wie »materielle Unterstützung« bis hin zu »Literatur- und Internettipps«. Beigelegt sind daneben Faltblätter vom Haus der Familie, dem Kinderschutzbund, den Tagesmüttern oder dem »Stärke« Landesprogramm. Es bleibt jedoch nicht bei bedruckten Papier.
Mehr als 500 Besuche bei jungen Familien
Alle Familien erhalten Besuch von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen. Auf Wunsch und vollkommen freiwillig, versteht sich. Das Angebot dazu gibt es schriftlich als Brief. Derzeit freut sich Projektleiterin Hannah Gärtner über 13 Kolleginnen, die sich dafür Zeit nehmen. 80 Prozent aller Eltern nehmen das Besuchsangebot gerne an, sagt Gärtner.
Alleine von Juli bis Dezember 2022 sind so 543 Stippvisiten zusammengekommen. In diesem Zusammenhang ist es auch wesentlich, den Charakter des Projektes zur Kenntnis zu nehmen: Es geht nicht um irgendwelche Bedürftigkeit, sondern ein freundliches Willkommen der Stadt für alle Eltern und Familien mit einem in Reutlingen neugeborenen Erdenbürger. Die Erfahrungen der Ehrenamtlichen bei den Familien seien überwiegend erfreulich.
»Es gibt Familien, die haben keine Fragen«, berichtet Hiltrud Trautwein als eine der Besuchsdamen. Häufig würde jedoch Unterstützung bei der Vermittlung von Betreuungsplätzen und »sehr häufig bei der Suche nach Wohnraum« nachgefragt. Womit die Stadtverwaltung dann auch direkt mitbekommt, was Mütter und Väter wo der Schuh drückt. Die Anerkennung, die das Projekt den Eltern zukommen lassen möchte, »die kommt an. Ich habe viele positive Rückmeldungen bekommen«. Ebingers nicken mit dem Kopf. Unter dem Tisch ist dagegen nur ein leises »Miau« zu vernehmen. Denn für Kater Jimmy und Katze Leela ist beim Projekt »Willkommen im Leben« nichts zu holen gewesen. Kein Problem, die Miezen wollen schlichtweg darauf aufmerksam machen, dass sie neben dem Baby Benjamin auch noch da sind. (GEA)
Willkommen im Leben
Mit dem Projekt »Willkommen im Leben« möchte die Stadt Reutlingen als eine der ersten Kommunen in Baden-Württemberg jungen Familien helfen, »denn wir wissen, wie wichtig die Erfahrungen von Eltern und Kindern in den allerersten Lebensjahren des Kindes sind und vor allem, wie sehr es sich hier entscheidet, wie sich ein Kind entfalten kann«. Gerade deshalb sei es außerordentlich wichtig, Familien gute Betreuungsangebote und Unterstützungsmöglichkeiten anbieten zu können. Ziel dieses Projektes ist es, jungen Familien durch Hausbesuche die Angebote in der Stadt vorzustellen, sie zu beraten und Hilfestellung zu geben. Darüber hinaus möchten wir alle jungen Neubürger in Reutlingen persönlich willkommen heißen, »wir reichen den Eltern in ihrer neuen Situation die Hand und wollen ihnen ein verlässlicher Ansprechpartner sein«. (pr)