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Wie Oferdingen sich besser vor Hochwasser schützen will

Es ist ein Millionenprojekt, das in Oferdingen umgesetzt wird: Ein neues Regenüberlaufbecken wird gebaut, sowie Kanäle und Leitungen erneuert. Dazu muss die Pliezhäuser Straße mehrere Monate gesperrt werden. Das sind die konkreten Planungen.

Die Kanäle in der  Pliezhäuser Straße in Oferdingen werden erneuert. Dazu muss die Straße zehn Monate gesperrt werden.
Die Kanäle in der Pliezhäuser Straße in Oferdingen werden erneuert. Dazu muss die Straße zehn Monate gesperrt werden. Foto: Frank Pieth
Die Kanäle in der Pliezhäuser Straße in Oferdingen werden erneuert. Dazu muss die Straße zehn Monate gesperrt werden.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN-OFERDINGEN. Sitzungen der Bezirksgemeinderäte gelten gemeinhin nicht als Publikumsmagneten. Von daher war die jüngste Sitzung in Oferdingen durchaus etwas Besonderes: Dicht an dicht drängten sich die Bürger im Sitzungssaal des Rathauses. Grund des enormen Interesses war vor allem der Schutz vor Hochwasser im Baugebiet »Im Besterwasen«, aber auch umfangreiche Arbeiten in der Pliezhäuser Straße, die mehrere Monate andauern werden und die eine Vollsperrung erfordern.

Doch zunächst zum Hochwasserschutz: Im Juni 2021 wurde Oferdingen innerhalb von nur fünf Tagen zweimal von Überflutungen getroffen, »Im Besterwasen« liefen etliche Keller voll, das Wasser konnte nicht mehr abfließen, die Schächte die Mengen nicht aufnehmen. »Das wollen wir nicht mehr erleben«, sagte Bezirksbürgermeisterin Ute Stähle. Bereits kurz nach den Starkregenereignissen befasste sich die Reutlinger Stadtentwässerung (SER) daher mit Möglichkeiten, die Lage zu verbessern. Stefan Kötzer, Abteilungsleiter Entwässerungsnetze, stellte in der Sitzung zunächst das Maßnahmen-Paket vor, das zu dieser Thematik erarbeitet wurde.

Entwässerungsgraben gegen Überflutungen

Das Ziel ist dabei, die Bebauung bei Starkregenereignissen zu schützen. Dazu wird vor allem der Abfluss verbessert und die Ableitungskapazität erhöht, auch das Gefälle und die Neigungen werden optimiert. Eine weitere Maßnahme, um das Gebiet vor Überflutungen zu schützen, ist das Anlegen eines zentralen Entwässerungsgrabens. Um dies umzusetzen, muss die Stadt im Vorfeld jedoch zahlreiche Flächen erwerben. Die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern werden bald aufgenommen. Wie viele bereit sein werden, zu verkaufen, lasse sich nicht abschätzen, sagte Kötzer auf die Nachfrage eines Bürgers in der Einwohnerfragestunde. In einer Infoveranstaltung für die Grundstückseigentümer wird auf die Wichtigkeit des Grabens ebenfalls hingewiesen. Ein Teil der Flächen ist schon in städtischer Hand, das heißt, die Voraussetzungen für die Realisierung sind nicht schlecht.

Das ist jedoch nur ein Teil des großen Bauvorhabens in Oferdingen, auch sonst wird in den kommenden Jahren viel in die Entwässerung investiert. Im ersten Abschnitt wird ein zweites Regenüberlaufbecken (RÜB) gebaut. Dies ist eine Auflage des Landratsamtes. Mit dem neuen RÜB wird das südwestliche Einzugsgebiet von Oferdingen entwässert. Dabei werden auch die Kanäle erneuert und anschließend die Straßen wieder instandgesetzt. Dies wird für den Verkehr während der Bauphase große Einschränkungen mit sich bringen: Die Pliezhäuser Straße muss dazu für rund zehn Monate abschnittsweise voll gesperrt werden. Es werden innerörtliche Umleitungsstrecken über die Lindberghstraße, Überm Neckar, Betmauer- und Paul-Lörcherstraße eingerichtet.

Die Anwohner werden zudem immer rechtzeitig informiert, falls eine Zufahrt nicht möglich ist. Zu Fuß und mit dem Rad kann die Ortslage durchgehend erreicht werden, auch die Neckarbrücke ist so passierbar. Die Buslinie 1 und der »Expresso X3« werden über Rommelsbach, Altenburg und die L 297 nach Pliezhausen umgeleitet. Für die Verbindung nach Rommelsbach wird ein Pendelbus eingesetzt, um den ÖPNV auch während der Bauphase zu gewährleisten. »Wir werden versuchen, die Straße so gut wie möglich zugänglich zu halten«, versprach Körzer, »aber es wird bestimmt immer wieder Phasen geben, die schwierig sind.« Auch dazu wird es zeitnah eine Bürgerinformationsveranstaltung geben.

Neckarbrücke wird später saniert

Eigentlich hatten die Planer gehofft, dass im Zuge dieser Bauarbeiten auch die Neckarbrücke saniert wird. Das hätte Synergien geschaffen und die Sperrzeiten von der Pliezhäuser Straße und jeweils der halben Brücke wären zeitgleich gewesen. Das Regierungspräsidium Tübingen, das für die Brücke zuständig ist, ist allerdings mit seinem Bauvorhaben noch nicht so weit. »Wir wollten nicht mehr länger warten«, erklärt Kötzer, warum die SER jetzt alleine aktiv wird.

Die Gesamtkosten für den ersten Abschnitt belaufen sich auf etwa 7,3 Millionen Euro, die von der SER getragen werden. Die Vergabe ist für Juli 2024 vorgesehen, Baubeginn für Oktober 2024. Die Vollsperrung wird voraussichtlich von Februar bis Dezember 2025 sein. Weitergehen soll es mit dem zweiten Bauabschnitt im Frühjahr 2026. Innerhalb eines Jahres wird dann das Gewerbegebiet erschlossen. Die Kosten belaufen sich nach ersten Schätzungen auf weitere 4,3 Millionen Euro, »aber eine Prognose, was es wirklich kostet, ist schwierig«, so Kötzer. (GEA)