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Wie Inklusion in Reutlingen gelebt wird

Seit fünf Dekaden setzen sich Ehrenamtliche des Reutlinger »Ohmi«-Clubs für ein gutes Miteinander von Menschen mit und ohne Handicap ein. Ein Rückblick

Muntere Geburtstagsparty: Der »Ohmi«-Club feierte sein 50-jähriges Bestehen.
Muntere Geburtstagsparty: Der »Ohmi«-Club feierte sein 50-jähriges Bestehen. Foto: Jürgen Meyer
Muntere Geburtstagsparty: Der »Ohmi«-Club feierte sein 50-jähriges Bestehen.
Foto: Jürgen Meyer

REUTLINGEN. Fünfzig Jahre »Ohmi«-Club sind fünfzig gute Gründe für ein rauschendes Jubiläumsfest. Und ein solches ging denn jetzt auch in der KBF-Cafeteria des Hauses der Sozialen Dienste über die Bühne: mit Grußworten der beiden KBF-Stiftungsräte Thomas Seyfarth und Ralf Holz, Clownerie- und anderen Show-Einlagen, mit Speis’ und Trank sowie zahllosen Weißt-Du-Nochs. Wurden am Geburtstagsabend doch viele Erinnerungen wach - an die Anfänge des Clubs und seine Akteure.

Gesellschaftliche Teilhabe als Vereinsziel

Das »Ohmi« im Namen trägt die Initiative, weil sie einst von Mitgliedern des Körperbehindertenvereins (KBV) im Reutlinger Teilort Ohmenhausen aus der Taufe gehoben wurde: mit dem klar definierten Ziel, »körperlich und geistig Behinderte aus ihrer Isolation zu holen«, wie es damals hieß. Teilhabe statt Ausgrenzung lautete das Credo der »Ohmi«-Gründer, die damals, also 1974, Pionierarbeit leisteten. Mutete Inklusion Mitte der 1970er vielen doch als nachgerade abenteuerliches Unterfangen an. Manche konnte mit dem heute geläufigen Begriff zum Zeitpunkt der Club-Gründung noch rein gar nichts anfangen.

Dank der Aktivitäten ehrenamtlich Engagierter sollte sich dies indes allmählich ändern. Wobei es zunächst hauptsächlich integrative Freizeitangebote waren, mit denen die Initiative von sich Reden machte. Ausflüge, Sport- und Spaßevents - vom Kegelabend bis zum Segeltörn - für Teilnehmer mit und ohne Handicap standen damals wie heute auf der Agenda. Hinzu kamen Info-Veranstaltungen sozialpolitischer Natur: um das zarte Pflänzchen Inklusion zum Erblühen zu bringen.

Engagierter Steuermann an Bord

War der KBV anfangs alleiniger Träger von »Ohmi«, klinkte sich 1987 die Mössinger Körperbehindertenförderung (KBF) ins Projekt ein und trug zunächst Mitverantwortung, ehe sie das Ruder komplett übernahm und mit Matthias Bach einen ebenso kompetenten wie engagierten Steuermann an Bord holte.

Unter seiner Regie wuchs und gedieh »Ohmi« - nicht zuletzt durch erfolgreiches Netzwerken. Greifbares Resultat der Früchte tragenden Bemühungen: die Herausgabe eines Stadtführers für Menschen mit Beeinträchtigungen. Um dieses Werk in Druck bringen zu können, hatten ehrenamtlich »Ohmi«-Aktivisten zusammen mit der Behindertenliga des Reutlinger Landkreises öffentliche Gebäude auf (fehlende) Barrierefreiheit hin unter die Lupe genommen. Außerdem hatten sie in Fleißarbeit hilfreiche Informationen über Selbsthilfegruppen sowie Bildungs- und Beratungsangebote für Menschen mit Handicap zusammengestellt.

Jetzt, im fünfzigsten Jahr, lässt sich die Bilanz des Erreichten sehen. Wiewohl die gleichberechtigte Teilhabe Behinderter am gesellschaftlichen und beruflichen Leben einer Dauerbaustelle gleichkommt. Weshalb der »Ohmi«-Club und seine Mitglieder nach wie vor gefragt sind. Denn es gibt noch genug zu tun. Und »Ohmi«? Packt’s an. (GEA)