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Wie die Stromnetzverstärkung bei Reicheneck realisiert werden soll

Um Überlastungen zu vermeiden und die Energieversorgung - nicht zuletzt mit Blick auf die Energiewende - sicherzustellen, plant die Übertragungsnetzbetreiberin TransNetBW ein drei Kilometer langes Stromleitungsstück auf Reichenecker und Rommelsbacher Gemarkung zukunftsfit zu machen.

Mitarbeiter der TransNetBW informierten in Reicheneck über eine  geplanten Stromnetzverstärkung.
Mitarbeiter der TransNetBW informierten in Reicheneck über eine geplanten Stromnetzverstärkung. Foto: STEFFEN SCHANZ
Mitarbeiter der TransNetBW informierten in Reicheneck über eine geplanten Stromnetzverstärkung.
Foto: STEFFEN SCHANZ

REUTLINGEN-REICHENECK. Um die Öffentlichkeit von Anbeginn ins Projekt mit einzubeziehen, hat Transnet nun zu einer zweigeteilten Informationsveranstaltung in die Herzog-Ulrich-Halle eingeladen: erst konnten betroffene Landwirte Fragen stellen, dann alle, die sich für das Vorhaben interessieren. Im Folgenden eine Auswahl an Themen, die zur Debatte standen.

Um was geht es?

Zwischen den Reutlinger Bezirksgemeinden Reicheneck und Rommelsbach sollen bestehende Hochspannungsleitungen verstärkt werden - und zwar schonend, ohne zusätzliche oder gar höhere Masten und ohne weiteren Flächenverbrauch. Bislang sind es eine 180-kV- und eine 380-kV-Leitung, die vor allem Wiesen und Felder am südlichen Saum Reichenecks überspannen. Die geplante Aufrüstung sieht vor, dass künftig zwei 380-kV-Leitungen oberirdisch und eine 180-kV-Leitung unterirdisch Strom von A nach B transportieren. Kurz: Die Erhöhung der Übertragungskapazität wird als Seiltausch und Erdkabellösung realisiert. Optisch wird sich am Status quo - von dickeren Kabeln einmal abgesehen - nichts ändern.

Was bewirkt die Maßnahme?

Durch den zusätzlichen 380-kV-Kreis wird die sogenannte Stromtragfähigkeit verdoppelt und ein Engpass auf der Verbindung zwischen dem mittleren Neckarraum und den südlichen Baden-Württemberg behoben. Dies, so TransNetBW, stärkt die Versorgungssicherheit.

Warum werden nicht alle drei Stromkreise als oberirdische Freileitungen realisiert?

Weil die bestehenden Masten statisch nicht dafür ausgelegt sind, drei Leitungssysteme zu tragen. Deshalb muss eine Ersatztrasse in Form eines Erdkabels her. Im 110-kV-Bereich ist die unterirdische Verlegung ein erprobtes und bewährtes Verfahren, das oft zur Anwendung kommt. Zwischen Reicheneck und Rommelsbach gibt es weder topografische noch bauliche Erschwernisse (Flüsse, Autobahnen), die einer Erdverkabelung entgegenstünden. Da die Methode außerdem platzsparender ist als Freileitungsanlagen, erscheint sie der TransNetBW als Mittel der Wahl.

Zwischen Reicheneck und Rommelsbach werden Stromkreise kombiniert verlegt: oberirdisch als Freileitungen und unterirdisch als Er
Zwischen Reicheneck und Rommelsbach werden Stromkreise kombiniert verlegt: oberirdisch als Freileitungen und unterirdisch als Erdkabel. Foto: Jens Büttner/dpa
Zwischen Reicheneck und Rommelsbach werden Stromkreise kombiniert verlegt: oberirdisch als Freileitungen und unterirdisch als Erdkabel.
Foto: Jens Büttner/dpa

Und wieso werden nicht alle drei Stromkreise unter die Erde gebracht?

Weil dafür - Stand heute - keine gesetzliche Grundlage vorhanden ist. Derzeit gibt es deutschlandweit vier Pilotprojekte mit Höchstspannungs-Erdverkabelungen über längere Distanzen. Eine abschließende Beurteilung liegt noch nicht vor. Selbst wenn die TransNetBW wollte, sie dürfte nicht eigenmächtig zur Tat schreiten.

Welche Auswirkungen hat die Erdverkabelung auf die ortsansässige Landwirtschaft?

Da die Trasse unter einem bestehenden landwirtschaftlich genutzten und auch bei Radlern beliebten Weg verlegt werden soll, kann dieser während der Bauarbeiten nicht befahren werden. Um die Einschränkungen für betroffene Bauern so gering wie möglich zu halten, verspricht der Übertragungsnetzbetreiber Rücksichtnahme - zum Beispiel auf Ernteeinsätze. Man werde das Projekt in enger Absprache mit den Landwirten realisieren, abschnittsweise, sozusagen in Form einer Wanderbaustelle.

Gibt es zusätzlichen Nutzen?

Definitiv ja. Nach Abschluss der Buddelei wird TransNetBW den Feld-/Radweg mit neuem Belag versehen. Risse oder Schlaglöcher gehören damit der Vergangenheit an.

Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?

Das Projekt steckt noch in den Kinderschuhen. Aktuell laufen Vorplanungen fürs Planfeststellungsverfahren. TransNetBW prüft die Durchführbarkeit des Vorhabens und lässt alle vom Gesetzgeber vorgeschriebenen (Umwelt-)Gutachten erstellen. In einem nächsten Schritt werden die Unterlagen dann dem Regierungspräsidium Tübingen als zuständiger Genehmigungsbehörde vorgelegt. Besagte Unterlagen sollen Anfang 2025 übergeben werden.

Was folgt nach der Übergabe?

Wenn das Regierungspräsidium die Vollständigkeit der Unterlagen bestätigt, werden diese öffentlich zugänglich gemacht. Jeder, der mag, kann sie online einsehen; und betroffene Gemeinden sowie Privatpersonen haben Gelegenheit schriftlich Einwände zu erheben, die ebenfalls geprüft und gegebenenfalls in die Pläne eingearbeitet werden.

Wann wird TransNetBW loslegen?

Voraussichtlich im Frühjahr 2026 - sofern das Planstellungsverfahren rund läuft und die Baugenehmigung zeitnah vorliegt.

Fragen, Sorgen, Befürchtungen?

… werden ab sofort und während des gesamten Prüf- und Bauprozesses via kostenfreier Hotline beantwortet. Unter der Telefonnummer 0800 380470-1 steht TransNetBW montags bis freitags zwischen 9 und 12 Uhr sowie zwischen 13 und 20 Uhr Rede und Antwort; oder per E-Mail: dialognetzbau@transnetbw.de.