OFERDINGEN. Der Donnerschlag kam aus Silvesterbeständen, der Rauch aus einer Nebelmaschine, die Brand- und Schürfwunden waren nur geschminkt. Und trotzdem war der Einsatz ernst, denn sollten tatsächlich 80 bis 100 Tonnen Kunststoff in der Halle und weitere 50 Tonnen auf dem Hof in Brand geraten, muss es schnell gehen. »Es ist für uns sehr wichtig, dass sich die Feuerwehr hier auskennt«, betont Tere-Geschäftsführer und Eigentümer Georg Renz. Deshalb sei die Feuerwehr schon zum zweiten Mal eingeladen worden, hier ihre Übung durchzuführen. Im Anschluss werden bei der Firma, die Polyamid, Polypropylen, ABS sowie beispielsweise Akkus und Kabel aus den bei Kunden aufgestellten Wertstoffboxen in großem Stil recycelt, auf eigenem Gelände die Brandschutzmaßnahmen weiter verbessert.
Schnell und routiniert bieten die Kameradinnen und Kameraden alles auf, um den Brand zu bekämpfen. Die Abteilung Oferdingen ist mit einem kompletten Zug aus zwei Löschfahrzeugen, einem Schlauch- und einem Mannschaftstransportwagen vor Ort, die Malteser mit einem Rettungswagen, die Feuerwehren Reutlingen und Pfullingen mit zwei Gefahrstoffeinheiten. »Wenn Kunststoff brennt, können giftige Gase austreten«, sagt der Oferdinger Abteilungskommandant Mark Ott. Deshalb wird an mehreren Stellen die Schadstoffkonzentration gemessen und gegebenenfalls die Bevölkerung aufgerufen, Türen und Fenster zu schließen.
Ein Transporter und ein Zelt fungieren als Messzentrale, in der die Werte gesammelt und weitere Maßnahmen besprochen werden, so Messeinsatzleiter Rainer Wenke. Davor wird ein Dekontaminationsplatz eingerichtet: Kameraden, die sich in der Halle in giftigen Gasen bewegt haben, werden hier mitsamt der Ausrüstung abgeduscht. Inzwischen haben die Löscharbeiten begonnen. Bis zum Neckar in rund einem Kilometer Entfernung wurden Schläuche gelegt, damit die Wassermenge ausreicht.
Vor der Halle werden Melina Engelbrecht, Maximilian Hildenbrand und Nils Kimmerle medizinisch versorgt. Die drei kommen von der Oferdinger Jugendfeuerwehr und haben sich mit Wunden, Rauchvergiftung und Schockzuständen für die Übung zur Verfügung gestellt. Laut Regieanweisung gehören sie zu den zehn Angestellten der Firma und haben sich in der verrauchten Halle aufgehalten.
In die Halle selbst gehen die Kameraden nur mit Gasmasken. Die Nebelmaschinen tun ihre Wirkung, man sieht absolut nichts und verliert die Orientierung. »In solchen Fällen gehen wir auf allen Vieren«, erläutert Ott. »Dann hat man oft noch etwas Sicht.« Am Halleneingang wird kontinuierlich die Temperatur gemessen. Bei einem richtigen Feuer brenne oft das Dach durch, so dass der Rauch abziehe. Allerdings knickten auch die Stahlträger ab. Wieder einmal wird deutlich, wie viel die Rettungskräfte bei einem Einsatz riskieren. Am Ende ist alles gut gelaufen, die Einsatzleiter sind zufrieden. Nach rund eineinhalb Stunden ist die Übung erfolgreich beendet.