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Welche Auswirkung hat der Richtungswechsel des RP beim Albaufstieg auf die Stadtbahn?

Pressekonferenz zum Sachstand der Regional-Stadtbahn Neckar-Alb: Bis Sommer 2025 sollen geprüft sein, welche Strecken-Varianten sinnvoll und machbar sind.

Regional-Stadtbahn Visualisierung Innenstadt
Regional-Stadtbahn Visualisierung Innenstadt Foto: zweckverband
Regional-Stadtbahn Visualisierung Innenstadt
Foto: zweckverband

REUTLINGEN. Der Schreck dürfte tief sitzen. Doch bei der Pressekonferenz zum Sachstand der Vorplanungen zur Regional-Stadtbahn Neckar-Alb waren im großen Sitzungssaal des Reutlinger Rathauses alle bemüht, die Irritationen über den Richtungswechsel des Tübinger Regierungspräsidiums (RP) in Sachen Albaufstieg möglichst vornehm zu thematisieren. Am 7. Oktober hatte das RP kundgetan, dass man nun die Variante 5b anstelle der 1b favorisiere.

»Nach der«, wie Landrat Dr. Ulrich Fiedler es nannte, »überraschenden Mitteilung des Regierungspräsidiums«, hatte man eine zuvor anberaumte Pressekonferenz zum Planungsstand der Bahn erstmal verschoben. Gestern nun war man auf Entwarnung bedacht in der Nachhol-Veranstaltung – bei der auch die Riege der Bürgermeister der Bahnanrainer bis hoch auf die Alb vertreten waren: »Das wird uns nicht zurückwerfen«, versicherte Professor Dr. Tobias Bernecker, der Geschäftsführer des Zweckverbands Regional-Stadtbahn Neckar-Alb, Spiritus Rector des Gesamtprojekts. Er sieht »im Kleinen die eine oder andere Herausforderung«. Man könne aber die Vorplanung wie vorgesehen bis Ende 2025 abschließen.

Konkrete Details werden noch nicht verraten

Ob die von der Stadtbahn räumlich weitgehend abgekoppelte 5b-Variante die Arbeit für die Bahnplaner einfacher mache als die alte Variante 1b, die die Planung beider Projekte in enger Verknüpfung erfordert hätte? »Es macht die Arbeit anders. Beide Varianten haben für uns ihre Vorteile.« Die Vorplanungen laufen auf Hochtouren, so Bernecker. Es gebe auch schon konkrete Details – die natürlich nicht verraten wurden. Nur so viel: »Wir sind sehr zufrieden.«

Teilprojektleiter Matthias Laug (DB Engineering & Consulting) und David Barth (Ramboll) präsentierten den Werkstattbericht stellvertretend für die beteiligten Ingenieurbüros. Die allgemeinen Ausführungen der Experten waren vor allem angetan zu dokumentieren: Das Projekt lebt und gedeiht auf den Schreibtischen.

In Reutlingen lautet die Kernaufgabe, die zahlreichen vorgeschlagenen Varianten für die Innenstadtstrecke sowie die Ortsdurchfahren durch Betzingen und Ohmenhausen unter die Lupe zu nehmen und die komplexe Frage der Einschleifung der Stadtbahn am Hauptbahnhof ins Netz der Deutschen Bahn.

Sinnvolle Varianten werden nun »herausgeschält«

Was ist baulich machbar? Wie sind die Kurvenradien? Wie fügt sich die Trasse städtebaulich ein? Wie harmonisiert sie mit den übrigen Verkehrsarten? Wie sind die Fahrzeiten? Solche Fragen werden nun beleuchtet. Am Ende wollen die Ingenieure die Varianten »herausschälen«, die Machbarkeit und Leistungsfähigkeit vereinen – und die anderen aussortieren. Was übrigbleibt, geht zurück ins Reutlinger Rathaus. Dort trifft der Gemeinderat die Entscheidung über die jeweiligen Trassenführungen.

Im Sommer 2025 soll das sein, so Bernecker. Danach wird der jeweilige Favorit nochmals im Detail untersucht. Anfang 2026 sollen die jeweils beschlossenen Trassen in die Entwurfs- und Genehmigungsplanung gehen.

Die Planfeststellung erfolge dann wie üblich in Abschnitten. Ausgangspunkt und Epizentrum der Gesamtplanung: der Reutlinger Hauptbahnhof. »Unterhausen wird also nicht die erste Etappe sein«, meinte Bernecker mit Blick auf die Albaufstiegs-Kalamitäten.

Keck freut sich auf Klarheit

Der Reutlinger Oberbürgermeister Thomas Keck verspricht auf jeden Fall mehr »Klarheit«, wenn die Ergebnisse der Vorplanung vorliegen. In der Stadt hängt insbesondere auch in Sachen städtebauliche Entwicklung viel an der künftigen Trassenführung durchs Zentrum.

Weil das bisherige Bürgerbeteiligungsverfahren laut Bernecker »so gut« verlaufen ist, will man die Bürger weiter einbeziehen. Wie das konkret aussehen wird, mochte der Zweckverbandschef jedoch nicht näher konkretisieren.

Bürger sollen weiterhin gehört werden

Andrea Fähnle hat als Ohmenhäuser Dorfchefin viel Diskussionserfahrung in Sachen Stadtbahn und dankte dem Zweckverband für seine bisher stets »offenen Ohren«. Auch die konstruktive Betzinger Bürgerbeteiligung wünscht Bezirksbürgermeister Friedemann Rupp weiterhin gewürdigt – auf dass sie in eine Lösung münde, die »hohen Nutzen für Betzingen bringt und zugleich wirtschaftlich und technisch das Gesamtsystem berücksichtigt«.

»Es geht um mehr als nur um Verkehr«, betonte Ulrich Fiedler zuletzt. »Die Stadtbahn bringt den sehr heterogenen Landkreis näher zusammen.« Der Landrat verdeutlichte noch einmal, man brauche Regional-Stadtbahn und einen leistungsfähigen Albaufstieg auch auf der Straße.

Am Ende der Pressekonferenz durften die Journalisten mithilfe einer 3-D-Brille in die Zukunft schauen und sahen dort – leider nicht die hiesigen Verkehrsrealitäten des Jahres 2034. Sondern nur in das Innere eines Stadtbahnwagens. (GEA)