REUTLINGEN. Mit Parkgebühren und -platzangebot machen die Kommunen Politik. Es gilt, unterschiedliche Interessen auszutarieren. Tangiert sind zentrale Themen vom Klimaschutz über die Lebensqualität der Anwohner bis hin zu Belangen des Wirtschaftsstandorts. Für den Autofahrer geht es oft nur um ein paar Cent hin oder her. Ums Prinzip und ums Gefühl, herzlich willkommen zu sein, wenn man auf dem Marktplatz gratis parken darf. Für die Städte geht es – auch – um Einnahmen fürs Stadtsäckel, die beispielsweise in Reutlingen erheblich sind, während die Metzinger drauflegen.
Der Parkgebührenvergleich übernimmt die Sicht der Motzer, lässt außer Acht, dass der Touristenmagnet Tübingen, die Einkaufsstadt Metzingen - die ohne autofahrende Kunden vermutlich keine nennenswerte Bedeutung hätte - und die verkehrsgeplagte Metropole Stuttgart höchst unterschiedliche Städte sind. Die kleine Großstadt Reutlingen hat von allen etwas: Schöne Ecken, attraktive Einkaufsmöglichkeiten, zu viel Verkehr.
Fest steht aber auch: In der grüner werdenden »Biosphärenstadt Reutlingen« sollte das Parken in der Kernstadt nicht zu billig sein. Und im Hinblick aufs Angebot: 330 Kurzzeit- und Mischparkplätze im Kernbereich, die reichlich Parksuchverkehr in die Altstadt locken, sind zu überdenken. Doch Rathaus und Politik tun sich weiter schwer beim Austarieren der Interessen.
Letztlich ist dies auch eine Frage des Selbstbewusstseins: Attraktive (Innen-)Städte können sich höhere Parkgebühren leisten. Die Besucher kommen trotzdem. Die Frage ist also nicht: Sind die Parkgebühren zu hoch, sondern: Was ist der Stadtbesuch jemandem wert, der mit dem Auto in die City fahren will oder muss?