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Was der Reutlinger Rettungsdienstleiter verbessern will

Der neue Reutlinger Rettungsdienstleiter erklärt die Hintergründe einer lebensrettenden Versorgung.

Rettungsdienstleiter Niklas Heinemann will die Notfallversorgung weiter verbessern..
Rettungsdienstleiter Niklas Heinemann will die Notfallversorgung weiter verbessern. Foto: Stephan Zenke
Rettungsdienstleiter Niklas Heinemann will die Notfallversorgung weiter verbessern.
Foto: Stephan Zenke

REUTLINGEN. Lebensrettende Maßnahmen beginnen lange bevor ein Blaulicht blinkt. Das wird schnell klar, wenn der neue Leiter des Rettungsdienstes beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) Reutlingen von seinen Zielen spricht. Niklas Heinemann geht es darum, dass Notfallsanitäter im Interesse ihrer Patienten mehr können und dürfen.

Was bei 40.000 Rettungsdiensteinsätzen pro Jahr im Bereich des DRK Kreisverbandes Reutlingen für die Patienten passiert, wird ganz klar zuvor ausgiebig trainiert. Es unterliegt aber ebenso auch gesetzlichen Vorschriften. Als Beispiel nennt Heinemann, 36 Jahre jung und in Reutlingen lebend, eine auch für Laien leicht nachvollziehbare Behandlung. So darf ein Notfallsanitäter zwar mittlerweile Schmerzmittel geben, aber nicht alle Sorten. Die Frauen und Männer in den grellbunten Jacken mit der Aufschrift »Rettungsdienst« arbeiten in einem gewissen Spannungsfeld zwischen Können und Dürfen. Wie Heinemann als Führungskraft von 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erklärt, geht es um einen Gleichklang von Kompetenzen und Befugnissen. Hier sind die Reutlinger seit längerer Zeit bundesweit vorbildlich unterwegs.

Als »Reutlinger Modell« ist in Fachkreisen bekannt, was schon seit vielen Jahren an Grundlagenforschung im Schatten der Achalm geleistet worden ist. Wissenschaftliche Arbeiten mit Titeln wie »Best Practice - Beispiel für ein Notfallsanitäter-Kompetenzsystem im Rahmen der Anwender- und Patientensicherheit« haben untersucht, was unter welchen Voraussetzungen geht - und was es bringt. Dazu gesellte sich ein Rechtsgutachten. Die Namen der Autoren dieser Studie zeigen zugleich die hohe personelle Konstanz in der Führung des Rettungsdienstes in der Region. Mit dabei sind sowohl Markus Metzger als Vorgänger sowie der jetzige Rettungsdienstchef Heinemann. Seine Biografie verspricht eine Leitung, die wirklich weiß, wovon sie spricht.

Geboren im Saarland, aufgewachsen in Sindelfingen und auf der Alb in Sonnenbühl-Undingen, beginnt Heinemann 2007 als Zivildienstleistender beim DRK. »Ich habe im Krankentransport gearbeitet«, erinnert er sich an den Beginn seiner Karriere noch ganz ohne Blaulicht. Ursprünglich wollte er Medizin studieren, aber er hätte durch die Zugangsbeschränkungen zur Universität sieben Jahre lang warten müssen. Da macht er lieber die zweijährige Ausbildung zum Rettungsassistenten. Diese Laufbahn bis hin zum führenden Kopf des DRK-Rettungsdienstes Reutlingen liest sich fast so wie die seines Vorgängers Metzger, und auch in anderer Hinsicht herrscht eine große Übereinstimmung.

»Es ist immer erfüllend, wenn man helfen kann«

»Es ist immer erfüllend, wenn man helfen kann«, sagt Heinemann ebenso wie es Metzger immer getan hat. Auch weiterhin wird der Chef persönlich, wenn möglich in einem der Rettungswagen zu Einsätzen fahren, »denn da kriegt man auch einen Einblick, wo es Schwierigkeiten gibt«. Auf dem Papier hat Heinemann, übrigens in keiner Weise mit der Familie des gleichnamigen ehemaligen Bundespräsidenten mit dem Vornamen Gustav verwandt, eine 38,5-Stunden-Woche. In der Wirklichkeit dürfte es selten dabei bleiben, obschon es da eine wesentliche Neuigkeit an der Spitze des Rettungsdienstes gibt: Heinemann macht den Job gemeinsam mit seinem Stellvertreter Gerolf Schempp, der bislang im Führungsteam der Integrierten Leitstelle in Reutlingen gewesen ist. »Wir ergänzen uns wunderbar«, meint Heinemann - und gleichzeitig könnten so eher mit Partnerinnen und Familie verträgliche Arbeitszeiten herauskommen. Dies alles im Interesse der Menschen, die im Notfall auf den Rettungsdienst vertrauen können.

Selbst helfen können

Wer sich beim Sport oder bei einem Verkehrsunfall schon einmal ernsthaft verletzt hat, weiß wie wichtig kompetent geleistete Erste-Hilfe ist. Damit möglichst viele Menschen Verletzten sachgerecht und häufig sogar lebensrettend Hilfe leisten können, stellt das Deutsche Rote Kreuz ein umfassendes Ausbildungsangebot zur Verfügung. Zum Kursprogramm zählen unter anderem Erste-Hilfe-Kurse für Privatpersonen, Führerscheinbewerber, Eltern, Senioren oder Sportgruppen. Termine zur Aus- und Fortbildung beim Kreisverband Reutlingen gibt's online.

https://www.drk-reutlingen.de/termine/ausbildung/

Eben auch deswegen, weil die neue Leitung weiter an den Kompetenzen der Notfallsanitäter arbeiten will, schon bislang Praxisanleiter in der Ausbildung war. Dazu passend möchte Heinemann dafür sorgen, »noch mehr auch juristisch abgesichert tun zu können«. Das Zauberwort lautet hier Befugnisse, wiederum etwa im Bereich der Medikamentengabe, aber auch beim Handlungsspielraum am Einsatzort. Hier geht es etwa um die Entscheidung, wer wirklich ins Krankenhaus muss. Dort müsse nicht immer die kostbare Ressource Notarzt kommen, erklärt Heinemann.

Denn in Zukunft sei eine wachsende Zahl von Einsätzen zu erwarten. Auf der einen Seite durch die immer älter werdende Gesellschaft, andererseits aber eine »niedrigere Hemmschwelle, den Rettungsdienst zu rufen«. Deswegen lädt Heinemann auch Quereinsteiger dazu ein, sich im Rettungsdienst zu engagieren. Wer helfen wolle, könne sich gerne an einen der DRK-Ortsvereine wenden. Dort werde ständig ausgebildet, und langfristig könne jede oder jeder auch ein lebensrettender »Helfer vor Ort« werden. (GEA)