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Warum sich Reutlinger Teenager konfirmieren lassen

Warum wollen Jugendliche Gott in ihrem Leben haben? Weshalb möchten sie sich öffentlich zum Evangelium bekennen? Der GEA sprach mit sieben jungen Reutlingern über ihre religiöse Motivation.

Sprachen mit dem GEA über Gott und die Welt (von links): die Konfirmanden Max Winter, Samuel Bäuerle, Benno Kraus, Paul Zimmerma
Sprachen mit dem GEA über Gott und die Welt (von links): die Konfirmanden Max Winter, Samuel Bäuerle, Benno Kraus, Paul Zimmermann und Coco Rall. Foto: Frank Pieth
Sprachen mit dem GEA über Gott und die Welt (von links): die Konfirmanden Max Winter, Samuel Bäuerle, Benno Kraus, Paul Zimmermann und Coco Rall.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN. Für diese sieben Jugendlichen gibt es kein Vertun: Sie wollen sich konfirmieren lassen. Sogar unbedingt, wie sie betonen. Und aus absolut freien Stücken: weil sie an Gott glauben und Teil einer - trotz Mitgliederschwunds - noch immer großen spirituellen Gemeinschaft sein möchten.

Diesbezüglich fühlt sich die evangelische Kirche für die Teenager genau richtig an - ein bisschen wie Heimat. Hier, sagen sie unisono, haben sie das Empfinden qua Taufe angenommen und mit dem allmählichen Heranwachsen angekommen zu sein. Weshalb es offenbar keinerlei Überredungskunst bedurfte, um diese sieben Überzeugungstäter zur Teilnahme am Konfirmandenunterricht der Evangelischen Kirchengemeinde Süd zu bewegen.

Mit Geschenken ködern lassen? Kategorisches Nein!

Mit Geschenken ködern lassen? Kategorisches Nein! Das kommt für die Achtklässler nicht infrage. »Natürlich«, grinst Benno Kraus, »nimmt man das Geld gerne mit«. Allerdings ausschließlich als nette Dreingabe und keineswegs als Hauptanreiz. Denn Gott, so Benno sinngemäß, sei ihm Hauptanreiz genug.

»Er spendet uns Mut, Hoffnung und Zuversicht.« Und das sei ein wertvolles Rüstzeug, gegen das schnöder Mammon drastisch abfällt. »Ich will den Glaube als Lebensbegleiter haben«, erklärt Benno. Zumal der Schöpfer für den 14-Jährigen so etwas wie ein Kompass sei - richtungsweisend und zielführend.

Ganz ähnlich sieht das auch Max Winter, für den die Konfirmation nicht nur eine »schöne Familientradition« ist, mit der er nicht brechen mag, sondern eine grundlegende Entscheidung für ein Leben mit Gott. Der nämlich stelle eine »positive Energiequelle« dar und gebe mithin Power, auf die Max nicht verzichten will. Derweil Evelin Schmidt davon spricht, dass Gott »Geborgenheit und Liebe ist«. Würden sich mehr Menschen »an ihm und Jesus Christus ein Beispiel nehmen, dann wäre die Welt zweifellos besser. Sie wäre friedlicher«.

Leitfaden für ein gelingendes Leben

Nicht umsonst gebe es schließlich die Zehn Gebote, die aus Sicht von Evelin ein »toller Leitfaden« für ein gelingendes Leben seien. Und wenn sich ausnahmslos alle an diese zwei Handvoll Spielregeln hielten, dann - davon ist Evelin überzeugt - gäbe es keine Kriege: weder im Kleinen noch im Großen.

Samuel Bäuerle und Paul Zimmermann nicken zustimmend. »Die Zehn Gebote«, ergänzen sie, seien die optimale »Gebrauchsanleitung« für ein harmonisches Miteinander. Weswegen es höchst bedauerlich sei, dass sie allzu oft ignoriert würden. Möglicherweise deswegen, weil es sich halt »bloß« um Gebote und nicht um Verbote handelt? Hm. Eine schwierige Frage, die die Konfirmanden in nachdenkliches Schweigen verfallen lässt.

Auch Verbote lassen sich missachten

Schließlich melden sich Coco Rall und Nele Noack zu Wort. Wenn es Verbote wären, so ihre Überlegung, würde das vermutlich wenig ändern. Denn auch Verbote lassen sich missachten. Das geschehe doch ständig. Etwa im Straßenverkehr. Allerdings: Verbote seien bevormundender als Gebote. Darum passen sie nach Meinung der Mädchen kaum zu einem Gott, der den Menschen nichts aufzwingen will und stattdessen auf Eigenverantwortung setzt. »Gott ist Impulsgeber und Kraftquelle für diejenigen, die sich ihm öffnen.«

Nun, die sieben Interviewpartner der Evangelischen Kirchengemeinde Süd – weitere 26 Konfirmanden machen den aktuellen Jahrgang komplett – haben sich ihm geöffnet. Andernfalls würden sie gewiss nicht an zwei Mittwochnachmittagen pro Monat am »Konfi«-Kurs teilnehmen und außerdem zusätzlich Samstage in die Vorbereitung ihres bevorstehenden Bekenntnis-Festes investieren. Tun sie aber – und haben überwiegend Spaß daran. Umso mehr, als mit dem »Konfi« auch Ausflüge und Aktionen verbunden sind. Wiewohl man laut Benno »unterm Strich schon ein bisschen viel rumsitzen muss«.

Spaß an ehrenamtlichen Handreichungen

Dessen ungeachtet ist er mit dem Unterricht von Pfarrerin Julia Reiff und Diakonin Tabea Bülow ebenso zufrieden wie die anderen Gesprächsteilnehmer. Wobei es vor allem die zum Kurs dazugehörenden ehrenamtlichen Handreichungen sind, die begeistern.

Ob Christbaumschmücken kurz vor Start der Adventszeit, Kücheneinsatz fürs Gemeindeessen nach dem Mosaikgottesdienst oder Mutschel-Nachmittag im Seniorenheim - derlei Aktionen sind ganz nach dem Geschmack von Coco, Nele und Evelin, Samuel, Paul und Max, die sich deshalb gut vorstellen können, irgendwann nach ihrer Schul- und Ausbildungszeit ein längerfristiges Ehrenamt zu übernehmen und sich bürgerschaftlich zu engagieren. (GEA)