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Aktuell »Schwätzle-Eck«

Warum die Straßenbahn »Funkenchaise« hieß

REUTLINGEN. Als am 19. Oktober 1974 die letzte Straßenbahn von Reutlingen nach Eningen und Pfullingen fuhr, hat es den ganzen Tag geregnet. Und für Wolf Rüdiger Gassmann, 69, schien es so, »als wenn der Wettergott unser Bähnle mit Tränen verabschieden möchte«. Auch er selbst, verrät der Betzinger Straßenbahn-Experte am Donnerstagabend seinen Zuhörern beim »Schwätzle-Eck«, habe Tränen in den Augen gehabt - ganz ihm Gegensatz zu jenen »Herren«, die das Ende der Reutlinger Straßenbahn mit ihrem Votum besiegelt hatten, und »mit lachenden Mienen mitgefahren sind«.

Kleine, aber feine Gesprächsrunde beim »Schwätzle-Eck«: Wolf Rüdiger Gassmann (stehend) teilt sein Straßenbahn-Fachwissen mit de
Kleine, aber feine Gesprächsrunde beim »Schwätzle-Eck«: Wolf Rüdiger Gassmann (stehend) teilt sein Straßenbahn-Fachwissen mit den Zuhörern. Foto: Jürgen Meyer
Kleine, aber feine Gesprächsrunde beim »Schwätzle-Eck«: Wolf Rüdiger Gassmann (stehend) teilt sein Straßenbahn-Fachwissen mit den Zuhörern.
Foto: Jürgen Meyer
Gassmann macht keinen Hehl daraus, dass er die Entscheidung nach wie vor missbilligt: »Ich kann's heute noch nicht verstehen, dass man die Straßenbahn damals abgeschafft hat«, lässt er die kleine, aber feine Zuhörer-Runde wissen, die sich beim vorübergehend zum »Straßenbahncafé« umfunktionierten Original-Waggon an der Marienkirche eingefunden hat, um seinen Plaudereien über die »Funkenchaise« zu lauschen.

Den Spitznamen habe sie dem Sachverhalt zu verdanken, dass es zu einem heftigen »Funkenabrieb« kam, wenn bei Winter die Fahrdrähte über Nacht vereisten, und morgens dann die ersten Straßenbahn-Bügel an ihnen entlang glitten, erzählt der Zeitzeuge, nachdem er ausführlich die Geschichte der Reutlinger Tram Revue passieren lassen hat (siehe auch unten stehenden Artikel).

Weitere Schwätzle-Eck-Termine mit Wolf Rüdiger Gassmann sind an den Donnerstagen 26. Juli und 2. August, jeweils um 17 Uhr. (rh)