REUTLINGEN. Kinder jubeln, Basketbälle fliegen auf Körbe, die Schüler und Schülerinnen der Peter-Rosegger-Schule sind hoch motiviert – die »Projektwoche-Sport« ist in vollem Gange. Am Montag fand auf der Sportanlage des Albert-Einstein-Gymnasiums in Reutlingen die Auftaktveranstaltung statt. Die Peter-Rosegger-Schule ist ein sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit Schwerpunkt auf geistiger Entwicklung. Zusammen mit der Firma Trixitt (einem Eventveranstalter) haben Elisabeth Moll und Miriam Klaus, beide Lehrerinnen an der Schule, sich der Organisation des Events angenommen.
Für das Event in Reutlingen ist Trixitt mit mehreren Lkws und einem ganzen Team an Mitarbeitern angereist und hat verschiedene Stationen aufgebaut. Es galt unter anderem einen Hindernisparcours zu absolvieren, Zwei-Felder-Ball zu spielen, die eigene Kondition beim Staffellauf unter Beweis zu stellen und beim Basketball ordentlich Punkte zu erringen. Die sind nämlich von entscheidender Bedeutung.
»Wir spielen gemeinsam gegen das Spiel«
»Wir wollten ein Gemeinschaftsgefühl wecken«, erklärt Moll, »daher geht es heute darum, dass wir alle gemeinsam 2.000 Punkte erreichen. Wir spielen also gemeinsam gegen das Spiel.« Gemeinsam wird dabei auch sehr ernst genommen. Alle müssen mithelfen. Die Punkte, die Lehrer beim Basketball erzielen, zählen sogar doppelt, das Personal kann sich also unmöglich drücken. Will es aber auch gar nicht – alle sind mit vollem Einsatz dabei.
Tobias Tomberger, Schulleiter der Peter-Rosegger-Schule, ist begeistert von seinem Kollegium: »Das ganze Event ist von jungen Kollegen und Kolleginnen organisiert worden, die mit Herzblut bei der Sache sind. Die Schulleitung hat da wirklich wenig machen müssen.« Er freut sich besonders, dass »alle mitmachen und Spaß haben«, über die »strahlenden Gesichter« der Schüler und gibt direkt »grünes Licht« dafür, dass Trixitt wiederkommen darf, sobald »es finanziell möglich ist.« Denn gekostet hat die Veranstaltung natürlich auch etwas: 3.000 Euro, die aber zur Hälfte vom Förderverein der Schule übernommen wurde. Die andere Hälfte »haben wir beim Nikolausmarkt verdient«, verrät Moll. »Wir haben dann im Kollegium abgestimmt, wofür wir das Geld nutzen wollen und diese Veranstaltung ist es geworden.«
»Viele der Schüler und Schülerinnen sind auf dem Autismusspektrum«
Auch die zweite Hauptverantwortliche, Miriam Klaus, ist sichtlich zufrieden mit dem Ablauf des Tages: »Wir sind seit bald drei Stunden hier und viele der Schüler und Schülerinnen sind auf dem Autismusspektrum, da muss man schon ein besonderes Angebot machen, um sie ins Boot zu holen – also ihre Aufmerksamkeit für so lange zu behalten.« Das scheint aber offensichtlich gut zu funktionieren. Alle 240 Schüler zwischen sechs und 22 Jahren sind mit Freude bei der Sache. Zwar kommt es beim Schlangestehen manchmal zu langen Gesichtern, wenn aber Einsatz gefragt ist, sind alle dabei.
Marco Osigus von Trixitt ist Schiedsrichter am Fußballfeld und erklärt, dass Förderschulen schon eher seltener Kunde sind, dass es ihm hier aber »gleich nochmal so viel Spaß« macht, die Schüler zum Sport zu animieren. Denn das ist laut dem 22-Jährigen das Ziel von Trixitt: Kinder und Jugendliche vom Bildschirm weg und hin zum Sport zu bringen. Zumindest in Reutlingen scheint das geglückt zu sein. Als um 12 Uhr die Siegerehrung stattfindet, sind alle ziemlich ausgelaugt. Der Schülerin Nina Schuster fällt es fast schon schwer, auszusuchen, was am meisten Spaß gemacht hat. Sie entscheidet sich für den Hindernisparcours, fand aber eigentlich »alles ziemlich klasse heute. Die Gemeinschaft, die Spiele. War alles gut.« Die angestrebten 2.000 Punkte wurden übrigens nicht nur erreicht, sondern mit 2.561 Punkten sogar weit überboten. (GEA)