REUTLINGEN-OHMENHAUSEN. Die Ausgangslage: Willi Schöller und seine Tochter Mirjam wurden als Projektierer für den möglichen Windpark zwischen Bronnweiler, Gönningen und Ohmenhausen ausgewählt. »Es gab fünf Bewerber, drei wurden eingeladen, die Arbeitsgruppe hat sich einstimmig für die Schöller SI entschieden«, erklärte Stefan Dvorak, der Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Planung, am Mittwochabend in Ohmenhausen.
Der Bezirksgemeinderat tagte – weil es um die Windkraftanlage ging – in der Turn- und Sporthalle. Gekommen sind knapp 100 Interessierte. Nach den Ausführungen von Dvorak erläuterten Mirjam und Willi Schöller ihr Vorhaben, am Käpfle drei Windräder bauen zu wollen. Bevor die anwesenden Bürgerinnen und Bürger zu Wort kamen, präsentierte Ohmenhausens Bezirksbürgermeisterin Andrea Fähnle eine Visualisierung der möglichen Windräder: Sie stellte ein Modell des 217 Meter hohen Stuttgarter Fernsehturms auf die Bühne. Rund drei Meter entfernt platzierte sie ein Windrad – das in Realität noch 45 Meter höher sein soll.
Viele Fragen der Interessierten drehten sich um den zu erwartenden Lärm der drei Windräder. Maximal 40 Dezibel dürften in mehr als 1.000 Meter Entfernung zum Windrad nachts zu hören sein, sagte Willi Schöller. Diese Vorgabe müsse eingehalten werden, »das ist so laut wie ein Gespräch«. Ein Bürger entgegnete: »Ich will nachts diese Geräusche aber nicht haben.« Mehrfach lud Willi Schöller an diesem Abend dazu ein, ab Ende Juni die sechs Windräder bei Magolsheim zu begutachten, die seine Firma momentan baut. Ab dem Zeitpunkt werden die Räder in Betrieb gehen und dann werde deutlich, welche Geräusche sie direkt unter dem Rad und in 1.000 Meter Entfernung produzieren.
Andere Sorgen, Bedenken, Ängste und Vorwürfe der Bürger befassten sich mit dem Wald: »Warum müssen Industrieanlagen in einem Naherholungsgebiet gebaut werden?«, fragte ein Betzinger. Er erntete heftigen Beifall. Schöller jedoch sagte: »Wir alle wollen Strom, natürlich wäre es am besten, wenn Windräder in Industriegebieten gebaut würden, aber man braucht dazu halt auch den Wind.«
Ein Ohmenhausener wollte unbedingt wissen, wie viel die Stadt an Pachteinnahmen und Gewerbesteuer für die Windräder einnehmen werde. Dvorak sagte, dass er das nicht wisse. Ausschlaggebend für die Entscheidung für Schöller SI sei aber nicht die Pacht gewesen, sondern die größtmögliche Akzeptanz der Bevölkerung – »sonst hätten wir uns für andere Projektierer entschieden, die fünf oder sogar sieben Räder bauen wollten«. Schöller gebe sich mit der minimalsten Lösung, nämlich mit drei Windrädern, zufrieden.
Eine Frage befasste sich mit einer Abschaltanlage an den Rädern, wenn Vögel sich nähern. Mirjam Schöller sagte dazu. »Es gibt eine KI-basierte Lösung, die an den Anlagen installiert wird.« Andere Anwohner befürchten Wertverluste ihrer Immobilie durch die Windräder. »Die Anlagen hier hören sich an wie ein Wohltätigkeitsprojekt – das ist es aber nicht«, sagte ein Bürger. Willi Schöller sagte dazu: »Ich baue seit 17 Jahren in ganz Deutschland Windanlagen, ich habe nirgendwo danach eine Abwertung der Immobilien erlebt.«
Eine Frau merkte an, in Niedersachsen sei vor kurzem erst ein Windrad abgebrannt, es bestehe in solchen Fällen doch akute Waldbrandgefahr. Willi Schöller erwiderte: Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass an solchen Anlagen etwas passiert, aber »in Deutschland stehen zurzeit rund 30.000 Windräder, wenn fünf einen Schaden erleiden, ist das minimal«. Außerdem müssten die Windkraftanlagen versichert werden – und die Beiträge seien stetig gesunken. Weil eben sehr wenig passiere.
Zahlreiche weitere Vorwürfe und Zweifel wurden am Mittwochabend in der Turnhalle geäußert. Eine Frau jedoch dankte einfach mal für den Abend, die Offenheit und die Informationen. »Irgendwie müssen wir den Anteil an erneuerbaren Energien steigern, wenn hier drei Räder entstehen, haben wir alle was davon«, so die Bürgerin. Sie bekam Beifall – was fast schon erstaunlich war, nach dem heftigen Applaus, den die Windkraft-Bedenkenträger jeweils geerntet hatten.
Nach der Bürgerschaft waren auch die Räte an der Reihe: Einer forderte einen Bürgerentscheid. Stefan Dvorak sagte dazu: »Ich werde das prüfen, sicher ist aber, dass wir keinen Entscheid allein in Ohmenhausen, Gönningen und Bronnweiler durchführen könnten, sondern das in der gesamten Stadt machen müssten.«
Abschließend dankte Andrea Fähnle allen Anwesenden: »Sie sind der Konfrontation nicht ausgewichen – egal, ob die Sorgen berechtigt sind oder nicht.« Willi und Mirjam Schöller wie auch Stefan Dvorak hatten mehrfach auf kommenden Mittwoch, 28. Mai, verwiesen – an diesem Abend erfolgt eine Bürgerbeteiligung in der Gönninger Roßberghalle zum Thema Windkraft am Käpfle. (GEA)