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Viel Wissen, viel Handarbeit und viel Idealismus bei der Gönninger Saatgutbörse

5. Gönninger Saatgutbörse des Tulpenblüten-Vereins in der Roßberghalle mit 20 Ausstellern aus ganz Deutschland.

Die 5. Saatgutbörse in Gönningen traf am Samstag auf breites Interesse.
Die 5. Saatgutbörse in Gönningen traf am Samstag auf breites Interesse. Foto: Norbert Leister
Die 5. Saatgutbörse in Gönningen traf am Samstag auf breites Interesse.
Foto: Norbert Leister

REUTLINGEN-GÖNNINGEN. »Die Qualität der Herstellerprodukte muss stimmen«, nannte Markus Fetzer am Samstagvormittag die Voraussetzung schlechthin für die Händler, die bei der 5. Gönninger Saatgutbörse ihre Waren (sprich die Samen) zum Verkauf anbieten durften. Es sollte sich vor allem um »alte, historische Sorten« handeln, deren Erhalt mit der Verbreitung zur Diversität beitrage, wie Markus Fetzer als eines von drei Mitgliedern der Gönninger Samenhändler-Familie (und auch als Mitveranstalter der Börse, neben dem Tulpenverein) betonte.

Die Nachfrage nach alten Sorten sei groß – und wachse vor allem wegen zahlreichen jungen Familien, die den Schwerpunkt in ihrem eigenen Garten auf gesundes, selbst gezogenes Gemüse legen. Allerdings fanden sich am Samstag auch viele ältere Besucherinnen und Besucher ein. »Es ist schon eine spezielle Klientel, die sich für Biodiversität interessiert und jedes Jahr wiederkommt«, sagte Vater Hartmut Fetzer. Der Sinn solch einer Saatgutbörse bestehe ja schließlich genau darin, jene alten Sorten zu erhalten, die nicht im Handel zu kriegen seien, so Markus Fetzer.

Eine riesige Auswahl an Saatgut wurde am Samstag in der Gönninger Roßberghalle angeboten.
Eine riesige Auswahl an Saatgut wurde am Samstag in der Gönninger Roßberghalle angeboten. Foto: Norbert Leister
Eine riesige Auswahl an Saatgut wurde am Samstag in der Gönninger Roßberghalle angeboten.
Foto: Norbert Leister

»Im Supermarkt kriegt man doch heute maximal fünf Sorten Tomaten und drei Paprikasorten«, betonte auch Brigitte Hoffmann, die dieses Jahr zum ersten Mal aus der Nähe von Ravensburg nach Gönningen angereist war. Sie ziehe all ihre Samensorten selbst in ihrem eigenen, gar nicht so großen Garten und verwies auf die Schwabenbohnen: »Die hat meine Großmutter schon im Garten gehabt und ich baue sie immer wieder an«, erklärte die 73-Jährige.

Friedemunt Sonnemann aus dem Hunsrück war schon öfter in Gönningen und bot am Samstag erneut »die große Vielfalt an Samen, quer durch das Beet« an. Hinter dem Titel »Mutter Erde Saaten« verbirgt sich ein Zusammenschluss von kleinbäuerlichen Strukturen, die ihr Saatgut bundesweit vertreiben. Am Samstag auch in Gönningen. »Und die Samen sind wirklich gut«, versicherten zwei Kundinnen. »Wir sind sehr zufrieden mit dem Saatgut.«

»In erster Linie geht es um Werbung für unser Produkt«

Ob es sich denn lohnt, den weiten Weg vom Hunsrück nach Gönningen zu kommen? "Geht so", sagte Sonnemann nach kurzem Überlegen. Es komme mehr darauf an, hier Werbung für die Produkte des Zusammenschlusses zu betreiben. Ähnlich geht es auch Klaus Mebus aus der Nähe von Schwäbisch Hall: "Wir produzieren Langzeitdünger aus Schafwolle." Der Verkauf der wasserspeichernden, biologisch zertifizierten Dünger-Pellets stehe in Gönningen nicht unbedingt im Vordergrund: »In erster Linie geht es um Werbung für unser Produkt«, so Mebus.

Schwerpunkt der 5. Gönninger Saatgutbörse war in diesem Jahr genau dieser Aspekt des Gärtnerns – die Düngung, wie Heinz Gerstlauer, Vorsitzender des Tulpenblüten-Vereins, erläuterte. Dazu gab Ingo Hubl aus Leinfelden-Echterdingen sein Fachwissen über »Düngen im Biogarten« in einem Fachvortrag an das interessierte Publikum weiter. »Wir schauen immer, dass wir auch Garten-Neulinge erreichen und für sie ein Angebot machen«, so Andreas Fetzer. Vorträge gab es noch weitere. Christian Herb aus Kempten berichtete über »Wintergemüse«, und der ehemalige Bezirksbürgermeister von Reutlingens Teilgemeinde, Paul Ackermann, über »Gönningen und der Samenhandel«.

»Da steckt schon viel Idealismus hinter solch einer Tätigkeit«

Lobende Worte fand Andreas Fetzer für die Aussteller an diesem Tag: Sie waren nicht nur zum Teil sehr weite Strecken angereist, »das ist auch alles Handarbeit, was sie machen«. Die Samen der einzelnen Arten würden nicht nur mühsam einzeln in die kleinen Tütchen verpackt, sondern auch oftmals von Hand beschriftet und zugeklebt. »Da steckt schon viel Idealismus hinter solch einer Tätigkeit, um die alten Sorten zu erhalten.« Aber auch viel Wissen, wie Brigitte Hoffmann betonte. Schließlich müsse man bei jeder einzelnen Pflanze – egal, ob Karotten, Paprika, Bohnen, Petersilie oder Kraut – wissen, wie sich der Samen aussät.

Das »Genbänkle« etwa, das am Samstag ebenfalls in der Roßberghalle vertreten war, »geht aktiv auf die Suche nach altem Saatgut«, so Fetzer. Getreu dem Motto: »Alte Sorten sind kulinarische Schätze und erhalten die biologische Vielfalt«, wie auf der Homepage der besonderen Bank zu lesen ist. (GEA)