REUTLINGEN. Die Verträge für die Zukunft des Hofguts Alteburg zwischen der Stadt Reutlingen und einem jungen neuen Pächter-Trio sind noch nicht unterzeichnet. Das liegt am Umfang des Projektes und nicht an Problemen zwischen den Beteiligten. Im Gegenteil betonen beide Seiten in einer exklusiven Videokonferenz gegenüber dem GEA Einigkeit über die Vertragsinhalte. Es gebe einen baldigen Termin zur Unterzeichnung. Währenddessen hat der Gemeinderat mit großer Mehrheit den ersten Schritt hin zu einem Bebauungsplan gemacht.
Die wichtigste Neuigkeit in Sachen Hofgut Alteburg bringt Fabian Schäufele als stellvertretender Leiter des Amts für Wirtschaft und Immobilien in einem Satz unter: »Die Unterzeichnung des Erbbaurechtsvertrages und des Pachtvertrages wird voraussichtlich im Oktober stattfinden.« Als Vertragspartner lauschen diesen Worten am Mittwoch drei junge Menschen, die das neue Pächter-Trio bilden. Maik Freitag (27) und Malik Breithaupt (27) sowie Klara Decker (26) haben mit ihren Ideen für das Hofgut bei der Ausschreibung der Neuverpachtung ab dem 1. Januar 2025 überzeugt. Alle gemeinsam erklären, wieso der Vertragsabschluss schlichtweg Zeit brauche.
»So langsam haben wir alle Punkte durch«
"Wir schließen einen Vertrag über 30 Jahre ab. So ein Prozess dauert eben", sagt der studierte Agrarwissenschaftler Breithaupt. "Dabei gewinnen wir jeden Tag neue Erkenntnisse", ergänzt sein Kollege Freitag, »So langsam haben wir alle Punkte durch«. Die neuen Pächter haben sich eine Menge vorgenommen: eine nachhaltige Landwirtschaft, die sich rechnet. Das Hofgut als Attraktion, mit Hofladen und anderen Formen der Direktvermarktung. Vielleicht auch ein Hofcafé oder Veranstaltungen in der Scheune. Alles das will wohl überlegt und geplant und finanziert werden. Die Runde betont, da sei man gemeinsam auf einem guten Weg.
»Wir sind uns über die Vertragsinhalte einig«, sagt Schäufele von der Stadtverwaltung, und es ist kein Widerspruch des Pächter-Trios zu hören. Schließlich habe man, erklärt Schäufele das Verfahren, »einen Optionsvertrag mit einer Pflichtenliste geschlossen: Bis wann was umgesetzt werden muss«. Wie komplex das alles ist, kann nur erahnt werden. Nach der Vorstellung des Konzeptes, an dem sich nichts Grundsätzliches geändert hat, hat die jüngste Sitzung des Gemeinderates weitere Ausblicke auf das Projekt ermöglicht.
Beraten und schließlich mit großer Mehrheit verabschiedet wurde vom Stadtparlament der Aufstellungsbeschluss für den »Bebauungsplan Hofgut Alteburg«. Dies ist der erste Schritt des Verfahrens hin zu einem Bebauungsplan inklusive einer frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden oder sonstiger Träger öffentlicher Belange, wie das im Amtsdeutsch formuliert wird. Begründet wird der Aufstellungsbeschluss nachvollziehbar kompakt. Die Konzeption der neuen Pächter sehe einige bauliche Veränderungen wie den Neubau eines Hofladens mit Café vor. »Diese Bedürfen der Aufstellung eines Bebauungsplanes.« Es geht also um Rechtssicherheit. Stadtplaner Stefan Dvorak zeigt bei der Sitzung ein interessantes Luftbild.
Zu sehen ist das Hofgut Alteburg mit seinen Gebäuden, die nummeriert und weiß umkringelt erscheinen. Eine Tabelle beschreibt die aktuelle und zukünftige Nutzung. Der heutige Milchviehstall soll abgerissen und an seiner Stelle ein neu erbauter Hofladen glänzen, das aktuelle Geschäft dient dann als Lager. Geplant ist eine Umnutzung des zentralen Hofgebäudes zu »einem Schlachthaus zur Hofschlachtung«. Fahrsilos werden mittelfristig abgerissen und zur Freifläche. Die sanierte Werkstatt könnte langfristig eine Eventscheune sein. Saniertes Wohnhaus und Getreidelager bleiben, was sie sind. Auch die Biogasanlage möchten die neuen Pächter erhalten. Angedacht ist der Neubau eines zweiten Wohnhauses. Dies alles, und noch vieles mehr, will planungsrechtlich sauber eingetütet sein.
»Die Leute, die das Hofgut betreiben, wollen es wirtschaftlich tun«
Bedenken, den ersten Schritt in Richtung Bebauungsplan zu tun, hat in der Gemeinderatssitzung nur die CDU. Gabriele Gaiser wird als Fraktionsvorsitzende deutlich, kritisiert »Veränderungen im Außengebiet«. »Mehr Verdichtung im Außenbereich lehnen wird ab«, sagt die Christdemokratin mit Blick auf möglicherweise kommende Wohnmobil-Stellplätze. Im Gegensatz dazu signalisiert Friedel Kehrer-Schreiber für die FWV Zustimmung. Sozialdemokratin Edeltraut Stiedl meint, »wir finden das gut. Die Leute, die das Hofgut betreiben, wollen es wirtschaftlich tun«. Stellplätze bedeuteten mehr Einnahmen durch Touristen. Ein klares Ja äußert Jürgen Straub für WiR. Der Liberale Hagen Kluck kann die Bedenken der CDU nicht verstehen, man müsse den Pächtern »Rechtssicherheit für ihre Bauvorhaben geben«. Der neue grüne Stadtrat Jaron Immer begrüßt die Planungen, »einen erlebbaren Bauernhof für die Stadtbevölkerung« zu schaffen.
Bei der Abstimmung billigt die große Mehrheit des Rates der Vorlage. Damit ist der Weg zum Bebauungsplan frei gemacht, was zu den Aussichten auf eine baldige Unterzeichnung der Verträge passt. (GEA)