REUTLINGEN. Alte Socken, Klopapier, Sachen, die man nicht sehen, geschweige denn anfassen möchte: Teils ekligste Hinterlassenschaften aller Art werden in großer Menge seit Jahren immer wieder auf einem Gütle auf der Achalm »drapiert«: Jeder Spaziergänger kennt das vermüllte Grundstück im Oberen Burgholz. Wird der Unrat von den Technischen Betriebsdiensten, teils auch von Anwohnern entfernt, sieht es kurz darauf aus wie zuvor. Der Verursacher, den die Achalmbewohner »Waldmensch« oder »Jesus« nennen, hat offensichtlich psychische Probleme.
Nach Hausverbot umgezogen
Lange Zeit hatte der Mann in einem Wochenendhaus auf einem städtischen Grundstück gelebt. Im März hatte die Stadt ihm dann Hausverbot erteilt (der GEA berichtete) und die Hütte auch entsprechend gesichert. Doch nun wohnt er in einem anderen Gartenhäuschen auf einem privatem Grundstück, geduldet von der Eigentümerin. Und die Vermüllung des immer gleichen Grundstücks geht weiter.
Die Reutlinger Stadtverwaltung ist schon seit Langem mit dem Thema beschäftigt. Der Seufzer des sonst so gestählten Ordnungsamtschefs Albert Keppler ließ erahnen, wie viel Kopfzerbrechen der Fall verursacht. Aus juristischer Sicht ist es offensichtlich extrem schwierig, dem bizarren Treiben beizukommen. Solange jemand nicht sich oder andere gefährdet, solange es nur um »Lästigkeit« geht, sind die Handlungsspielräume begrenzt, machte Keppler deutlich. Datenschutzrechtlich sensibel ist das Problem. Wenn die Presse nachfragt, sowieso: Bestimmte Details zum Fall und Auskünfte über den Zustand des Mannes darf das Amt nicht geben.
Kurz nach der Säuberung neuer Müll
Angesichts der vertrackten Lage freut man sich im Rathaus über das Angebot von Susanna Astfalk, die sich schon früher lange Jahre um die Müllbefreiung des Reutlinger Hausbergs gekümmert hat. Die 77-jährige Achalmbewohnerin hat nun angeboten, das Grundstück regelmäßig zu säubern und dafür sogar schon drei weitere Mitstreiterinnen gefunden. »Wir sind dankbar für dieses Angebot«, betonte Keppler. »Wir schauen, ob das zu einer akzeptablen Lösung führt.«
Müllsäcke, Handschuhe, Zangen: Die Verwaltung hat die Frauen mit Hilfsmitteln ausgestattet. Am Wochenende war nun ihr erster Einsatz. Am Samstagvormittag haben die vier Frauen sieben Säcke Müll zusammengeklaubt.
Am gestrigen Montag war der Tatort schon wieder mit neuen Abfällen »dekoriert«, berichtete Susanna Astfalk gestern. Was sie nicht entmutigt: Am kommenden Samstag um 11 Uhr will die Putzkolonne wieder ausrücken. (GEA)