REUTLINGEN. Besser hätte es kaum sein können: Beinahe hochsommerlich waren die Temperaturen am gestrigen verkaufsoffenen Sonntag, die Sonne strahlte mit den Besuchern um die Wette, besonders rund um den Marktplatz war kaum ein Durchkommen möglich. Die Menschen zog es nach draußen, daher waren vor allem die Angebote unter freiem Himmel gefragt – und von denen gab es einige.
Passend zum Motto des diesjährigen verkaufsoffenen Sonntags, der gemeinsam von Stadtmarketing und Tourismus Reutlingen GmbH (StaRT) und der Interessengemeinschaft RT-aktiv veranstaltet wird, »Fit in den Frühling« lag der Schwerpunkt auf Sport, Fitness, Gesundheit und Outdoor-Aktivitäten. Vom Albtorplatz bis zur unteren Wilhelmstraße, vom Spitalhof bis zum Tübinger Tor hatten nicht nur die meisten Läden an diesem Tag geöffnet, sondern es gab zahlreiche Stände auf der Flaniermeile, die informierten, mit besonderen Angeboten lockten oder die zum Mitmachen aufforderten.
So lud ein Fitness-Studio zum Gewichthebewettbewerb ein: Die Zuschauer durften auf wagemutige Muskelprotze wetten und eine Zahl vorgeben, die der Teilnehmer stemmen musste. Wer es schaffte, gewann, wer nicht, der wurde nass – eine Gaudi zum Zuschauen war es auf jeden Fall. Ebenfalls ein Blickfang waren die Aufführungen auf dem Marktplatz, bei denen die Reutlinger Sportvereine sich und ihr Können präsentierten.
Die Dancing Shoes mit schwungvollen, akrobatischen Einlagen, die Eagles mit einer Torwand, der PSV mit der Möglichkeit für Kinder, das Minisportabzeichen abzulegen. Auch für passende Musik war gesorgt: Mehrere Straßenmusikanten hatten sich eingefunden und auf dem Marktplatz waren ebenfalls Musiker engagiert worden, die für gute Stimmung sorgten.
»Das Wetter war fast zu gut zum Shoppen«
»Der Tag macht einfach immer sehr viel Spaß«, sagte PSV-Vorsitzender Hans Tutsch, »für uns ist es eine gute Gelegenheit, unsere neun Abteilungen zu präsentieren.« Das Interesse der Passanten sei groß und manchmal gewinne man so auch neue Mitglieder. Wobei es den Vereinen vor allem ein Anliegen ist, »dabei zu sein, draußen zu sein, Leute zu treffen und Spaß zu haben.«
Auch dem Handel geht es an diesem Tag mehr um den Werbeeffekt als um das Generieren großer Umsätze. »Es ist Leben in der Stadt, es ist etwas los und das ist das Wichtigste«, sagt Alexandra Wittel von Optik Wittel. Die Händler locken mit besonderen Schnäppchen an diesem Tag, aber sie wissen auch, dass viele nur zum Schauen kommen. Wobei das für sie durchaus in Ordnung ist. »Ob die Kunden heute kaufen oder später, ist nicht so entscheidend«, betonte Edgar Lehmann, zweiter Vorsitzender von RT-aktiv. Hauptsache, die Kunden haben ein Einkaufserlebnis und ordern nicht nur online. »Für einige dient so ein Sonntag auch zur Inspirationssuche«, weiß Lehmann, sie kommen dann einige Tage später wieder, um zu kaufen.
"Es kommt immer auf das Wetter an", sagt eine Verkäuferin, wenn es gut ist, kommen durchaus mehr Kunden als an einem normalen Verkaufstag unter der Woche. Und sie seien meist auch besser gelaunt, denn der Alltagsstress fällt weg. Angesichts der Wetterlage am gestrigen Sonntag allerdings war in den Läden ein gutes Durchkommen, die meisten Besucher hielten sich lieber im Freien auf. »Das Wetter war fast zu gut zum Shoppen«, hat Eventmanagerin Hanna Leukert von StaRT beobachtet. Das kam hingegen den Gastronomen und den beteiligten Sportvereinen und -Studios umso mehr entgegen. "Für die lief es einfach phänomenal", so Leukert.
Zudem lockten die Museen mit ihren Ausstellungen, im Spitalhof waren Fotos zu sehen und in der Volkshochschule Bilder von einem Künstler aus Pistoia und von Workshops, die in der italienischen Partnerstadt entstanden sind. Gäste aus der Toskana sorgten mit dem toskanischen Markt für südländisches Flair.
Die Bilanz des verkaufsoffenen Sonntags fiel dementsprechend positiv aus: Rund 40.000 Besucher seien in der Stadt gewesen, so die Schätzung der Veranstalter, an die 200 Mini-Sportabzeichen wurden abgelegt.
Ob man solche Tage nicht öfter machen solle? Hier winken die meisten befragten Einzelhändler dann doch ab. Zu groß sei der Aufwand und da im Handel ohnehin eine Sechs-Tage-Woche angesagt ist, reicht es den meisten Verkäufern, wenn sie zwei Mal im Jahr auch noch sonntags arbeiten müssen und beim Late-Night-Shopping bis in den späten Abend hinein. So Tage seien zwar schön, aber eben auch anstrengend, erklärt eine Verkäuferin eines kleinen Ladens, »öfter muss das nicht sein«. (GEA)