REUTLINGEN-SICKENHAUSEN. Der Sickenhäuser Rathausplatz war voll am Samstagabend, das Wetter super, die Stimmung gut, es gab Musik und Bewirtung. »Das war eine gute Mischung zwischen jungen und alten Besuchern, befreundete Vereine waren auch da«, sagt Alfred Nagel, der Vorsitzende der Narrenzunft Sickenhäuser Wölfe. Abwechselnd mit dem Förderverein Kulturwache veranstaltet die Narrenzunft immer ein Maifest in der kleinen Reutlinger Bezirksgemeinde. Business as usual eigentlich. »Aber sowas habe ich noch nie erlebt«, sagt Nagel nun im Gespräch mit dem GEA. Gegen 22 Uhr am Samstagabend bekam die Freude der Veranstalter einen Dämpfer.
»Wir haben auf die Straße vor dem Rathaus geschaut, und die war plötzlich voll.« Auf einer Länge von rund 100 Metern, bis zum Getränkemarkt. Die neuen Besucher: »Rund 100 Jugendliche«, manche von ihnen laut Nagels Beschreibungen jünger als 14 Jahre, die »auf der Straße gefeiert haben, mit Wodka und anderen mitgebrachten Sachen«. Die älteren von ihnen hätten auch Bier beim Verein gekauft. »Die haben Flaschen und Gläser kaputt gemacht«, so der Vereinsvorsitzende. Am Sonntagmorgen hätten die Wölfe erstmal die Straße von Scherben und Zigarettenkippen gesäubert, bevor man in den zweiten Festtag starten konnte.
»Die Masse hat uns wirklich erschreckt«
»Die Masse hat uns wirklich erschreckt«, sagt Nagel. Die Jugendlichen befanden sich auf öffentlichem Grund, der Vereinsvorsitzende konnte also nicht mehr tun, als sie zu bitten, nicht in fremde Gärten zu gehen und die Getränkegläser vom Verein nicht kaputt zu machen. Dann gab's auch noch eine Sachbeschädigung: »Irgendeiner hat einen Zaun auf dem Grundstück direkt gegenüber vom Rathaus eingetreten«, sagt Nagel. Damit war's genug: Er rief die Polizei. Eine Grenze war erreicht, »wir wollen ja auch nicht, dass das auf die Narrenzunft zurückfällt«. Zwei Streifenwägen kamen, nahmen den Schaden auf. Doch Polizei und Narrenzunft war es unmöglich, den Verursacher ausfindig zu machen.
Die Jugendlichen seien nicht aus dem Dorf gewesen, sagt er, sondern aus Reutlingen und anderen Bezirksgemeinden. »In Reutlingen ist halt nichts los«, hätten sie gesagt. Gegen Mitternacht schenkte der Verein die letzten Getränke aus. Und als die Mitglieder den Festplatz gegen 1 Uhr verließen, sei auch von den Jugendlichen keine Spur mehr gewesen. Sie seien mit dem Bus an und wohl auch wieder abgereist.
Bei Alfred Nagel bleibt nach diesem Abend Ratlosigkeit zurück. »Ich habe wirklich nichts dagegen, wenn neue Besucher kommen, aber bei Sachbeschädigung hört's auf.« Nun stehe eben leider auch die grundsätzliche Frage im Raum: »Brauchen wir für solche Feste nun auch eine Security?« Was den Verein wiederum Geld kosten würde. Immerhin: Kaiserwetter am Sonntag, dem zweiten Festtag, entschädigte den Verein ein bisschen für die Aufregung. Es gab herzhaftes Essen, sowie Kaffee und Kuchen. Und einen Auftritt des Tanzsterns. (GEA)