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Telemedizin der Kreiskliniken Reutlingen: Wie Patienten und Ärzte profitieren

Berühren kann Oberarzt Thomas Rabe den Patienten durch den Videobildschirm nicht, aber mit seinen Kollegen via Telemedizin bespr
Berühren kann Oberarzt Thomas Rabe den Patienten durch den Videobildschirm nicht, aber mit seinen Kollegen via Telemedizin besprechen, wie ihm zu helfen ist. Foto: Stephan Zenke
Berühren kann Oberarzt Thomas Rabe den Patienten durch den Videobildschirm nicht, aber mit seinen Kollegen via Telemedizin besprechen, wie ihm zu helfen ist.
Foto: Stephan Zenke

REUTLINGEN. Behandlungen mit den Mitteln der Telemedizin sind jetzt in allen drei Kreiskliniken vom Forschungsprojekt zum Alltagswerkzeug gereift. Wie das in der Praxis aussieht, haben Fachleute im Klinikum am Steinenberg gezeigt. Nach ihren Worten können Patienten nur davon profitieren.

Denn nunmehr stehe Ärzten und Pflegern an den Standorten Reutlingen, Münsingen und Bad Urach zusätzlich zur digitalen Patientenakte auch die Möglichkeit offen, über Videokonferenzen virtuell vor Ort zu sein. »Wir bringen die Expertise der Kollegen in die Breite, um den Patienten eine hervorragende Behandlung zu bieten«, verspricht Geschäftsführer Dominik Nusser. Dafür haben die Kreiskliniken in modernste Technik investiert.

Drei »Ergotron Visitenwagen« zum Stückpreis von 30.000 Euro wurden angeschafft. Das sind rollende Computerarbeitsplätze mit Rechner, Bildschirmen, Kamera und drahtloser Internetverbindung. Sie lassen sich mühelos direkt ins Krankenzimmer rollen, wo dann etwa die Ärzte aus Bad Urach mit ihren Kollegen aus Reutlingen die Behandlung eines Kranken besprechen können. Über die schwenkbare Kamera, die auch ganz nah etwa an eine Wunde heranzoomen kann, sehen die Fachleute aus der Ferne, was ihren Kollegen vor Ort Sorgen bereitet. Da sie gleichzeitig auch Zugriff auf die digitale Patientenakte haben, versammelt sich Fachwissen über Distanzen hinweg.

Einfach mal fragen, was der Spezialist am Steinenberg zu jener Komplikation sagt, welche Medikamente er geben würde – bislang war das stets mit Dienstfahrten oder einer für Kranke oft belastenden Verlegung verbunden. Telemedizin werde dabei, so Chefarzt Friedrich Böhringer, »bedarfsorientiert und auf dem kleinen Dienstweg« eingesetzt. Die Technik dahinter erfüllt, wie alle Verantwortlichen versprechen, höchste Sicherheitsstandards. Die Computer unterhalten sich verschlüsselt über »Cisco Jabber«, was für die dazu berechtigten Mitarbeiter der Kreiskliniken auch den Vorteil hat, telemedizinisch über mobile Geräte wie Laptops oder Smartphones erreichbar zu sein. Dabei verlassen die Daten niemals das interne Netzwerk der Kreiskliniken. Videokonferenzen werden auch nicht gespeichert, für die Datensicherheit soll also gesorgt sein. Praktisch sehen Ärzte und Pfleger für sich nur Vorteile mit wenigen Einschränkungen. »Natürlich habe ich eine Grenze, ich kann nichts abtasten – aber ich kann mein Gegenüber darum bitten«, sagt Astrid Probst als Pflegeexpertin im Wundmanagement. Demgegenüber stehe gerade bei der Behandlung von Wunden ein wichtiger Zeitvorteil, »denn wir können schneller einer Therapie entwickeln«. Im besten Fall bevor etwa bei Diabetikern aus einer kleinen Verletzung ein großes Problem wird. (GEA)

WAS IST TELEMEDIZIN?

Telemedizin ist laut Bundesärztekammer »ein Sammelbegriff für verschiedenartige ärztliche Versorgungskonzepte, die als Gemeinsamkeit den prinzipiellen Ansatz aufweisen, dass medizinische Leistungen der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung in den Bereichen Diagnostik, Therapie und Rehabilitation sowie bei der ärztlichen Entscheidungsberatung über räumliche Entfernungen (oder zeitlichen Versatz) hinweg erbracht werden. Hierbei werden Informations- und Kommunikationstechnologien eingesetzt«. Mehr dazu gibt’s im Internet. (zen) www.bundesaerztekammer.de/ aerzte/ telematiktelemedizin/ ueberblick/