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Aktuell Kommentar

Streitet lieber fürs gute Nachtleben in Reutlingen!

Zoff in der Reutlinger Clubszene? Ist der Sache nicht dienlich, findet GEA-Lokalchefin Kathrin Kammerer. Denn das Potenzial für Veranstalter in der Region ist groß genug - sie müssen nur kreativ sein. Niemand muss abkupfern oder abwerben.

Fast mediteranes Flair: An lauen Sommerabenden war im vergangenen Jahr in der Oberamteistraße einiges los.
Fast mediteranes Flair: An lauen Sommerabenden war im vergangenen Jahr in der Oberamteistraße einiges los. Foto: Steffen Schanz
Fast mediteranes Flair: An lauen Sommerabenden war im vergangenen Jahr in der Oberamteistraße einiges los.
Foto: Steffen Schanz

REUTLINGEN. Es ist ein bisschen wie eine selbsterfüllende Prophezeiung. »In unserer Stadt? Da ist nichts los.« Das geht dem jungen Reutlinger fast schon routiniert über die Lippen. Und weil er’s schon so oft gesagt und gehört hat, glaubt er’s. Und fährt am Wochenende lieber nach Tübingen oder Stuttgart, wenn er feiern gehen will. Dabei übersieht er, dass in seiner Heimatstadt und der nahen Umgebung in puncto Nachtleben in den letzten Monaten und Jahren wieder einiges in Gang gekommen ist.

Neue Veranstalter engagieren sich, neue Partyreihen wurden ins Leben gerufen. Während das Nachtleben in Tübingen im Eiltempo verkümmert, wächst in Reutlingen ein zartes Pflänzchen heran. Am deutlichsten war das im vergangenen Sommer an der Ecke Kanzlei- und Oberamteistraße zu beobachten, rund um die neu eröffnete Bar »Nullsechs« . Dort erinnerten an manchen Tagen Trauben voller gut gelaunter Menschen an längst vergangene Partyzeiten. Alles gut also? Naja ...

Nachdem sich die zerstrittene Reutlinger Gastro-Initiative (RGI) unter neuer Führung gerade so berappelt hat und neu durchstartet, gibt’s schon den nächsten Zoff. Es ist verständlich, dass die Betroffenen sauer auf die Abkupferungsversuche sind. Und es ist auch verständlich, dass man im Wettbewerb um Gäste mal die Ellenborgen ausfährt. Aber das dient dem Nachtleben unserer Stadt nicht.

In Reutlingen und Region leben so viele junge Menschen, die Bock auf verschiedenste Partys haben. Und die wollen keine Gastro-Streitereien, sondern kreative und engagierte Veranstalter, die sich auch mal gegenseitig unterstützen. Diese jungen Leute wollen noch mehr Festivals, 90er- und 2000er-Partys, Orte, an denen man auch tagsüber in cooler Atmosphäre einen Aperol trinken kann, noch mehr schicke Läden und auch ein paar alternative Locations. Es braucht Veranstalter, die sich mutig auf eine neue Generation einstellen, die eben andere Ansprüche ans Weggehen hat. Der Kuchen ist groß genug, man muss nur kreativ sein. Außerdem ist eine Stadtverwaltung nötig, die mitzieht und die tatkräftig die Interessen von Anwohnern schützt, aber auch Lösungen im Sinne der Clubszene sucht. Und am Ende gilt für die Gastronomen: Wer einen guten Job macht, anstatt Grabenkämpfe auszutragen, der muss sich auch keine Sorgen um Gäste machen. (GEA)