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Stille Oase für Fische und Vögel

REUTLINGEN-ALTENBURG. »Das wird eine Oase«, sagte Altenburgs Bezirksbürgermeisterin Christel Metzger und meinte den Teilrückbau der ehemaligen Kläranlage Altenburgs und die »naturnahe Umgestaltung und Aufweitung des Neckarufers im Bereich der ehemaligen Kläranlage«, wie es im Beschlussvorschlag heißt.

Die alte Kläranlage hat 40 Jahre auf dem Buckel. Sie wurde 2003 abgeschaltet.  GEA-FOTO: DÖRR
Die alte Kläranlage hat 40 Jahre auf dem Buckel. Sie wurde 2003 abgeschaltet. Foto: Andreas Dörr
Die alte Kläranlage hat 40 Jahre auf dem Buckel. Sie wurde 2003 abgeschaltet.
Foto: Andreas Dörr
Über diesen Vorschlag hatte der Rat am Mittwochabend abzustimmen und er votierte einstimmig für einen Plan, den an diesem Abend Anton Schmuker, Abteilungsleiter Abwassertechnik bei der Stadtentwässerung Reutlingen, vorstellte.

Die Altenburger Kläranlage hat 40 Jahre auf dem Buckel. Sie wurde im Zusammenhang mit dem Neubau und der Inbetriebnahme des Klärwerks Nord bei Oferdingen 2003 außer Betrieb genommen. Ganz nutzlos war sie allerdings nicht. Bis zur Fertigstellung des Regenüberlaufbeckens »Ortsende« in Altenburg wurden Teile der Klärbecken zu Regenüberlaufbecken umfunktioniert.

Arbeiten dauern bis Juni 2011

Dass die Altenburger Kläranlage jetzt rückgebaut wird und das dortige Neckarufer naturnah umgestaltet wird, hängt ebenfalls mit der Kläranlage Nord zusammen: »Nach einer Auflage der Genehmigungsbehörde muss die beim Neubau des Klärwerks Nord entstandene Einengung der Talaue des Neckars durch zusätzliches Retentionsvolumen kompensiert werden«, heißt es im Beschlussvorschlag.

»Retention« ist ein Begriff, der auch in der Wasserwirtschaft Verwendung findet. Und »Retentionsfläche« bezeichnet eine Fläche, die im Falle von Hochwasser als Überflutungsfläche genutzt werden kann. Um diese Fläche in Altenburg zu schaffen, wird auf der südlichen Uferseite beim Klärwerk das Gelände abgetragen. Das Retentionsvolumen, das dabei entsteht, misst fünftausend Kubikmeter.

Der Teilrückbau umfasst den Werkstattanbau am Betriebsgelände, den Faulturm, den Voreindicker, das Schneckenpumpwerk, die Vor- und Nachklärbecken, den Gastank, eine Fertigteilgarage sowie Teile der Belüftungsbecken. Um die Abbruchkosten zu minimieren, werde bei den unterirdischen Bauwerken nur bis etwa einen Meter unter der Geländeoberkante abgebrochen, sagte Schmuker.

Nach dem Rückbau soll die so frei gewordene Fläche durch Geländeabtrag naturnah und ökologisch aufgewertet werden. Geplant ist laut Schmuker eine »Initialbepflanzung«, das heißt, die Natur wird sehr schnell sich selbst überlassen. Das Gelände wird an den örtlichen Fischereiverein verpachtet, der das Gewässer zur Fischaufzucht nutzt. Und weil dieser Teil des Neckars auch weiterhin für Publikumsverkehr geschlossen bleibt, können sich dort vor allem Vögel heimisch fühlen. Mit dem Rückbau wird im Oktober begonnen. Im Juni 2011 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Bezirksgemeinderat Siegfried Schaal wollte von Schmuker wissen, ob bei der Planung des Projektes auch Naturschutzverbände im Boot saßen. »Ja«, sagte Schmuker, »alle sind gehört worden«. Martin Uber bedauerte dagegen, dass diese Seite des Neckars nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde. »Dieses Projekt hat Modellcharakter«, sagte Metzger abschließend über eine Maßnahme, die mit rund einer halben Million Euro veranschlagt wird.

Zur Sprache kam in der Sitzung auch die Anbindung des Altenburger Ortsteils Mahden an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Ab 4. Oktober werde die Linie 9 zunächst für ein Probejahr dieses Gebiet anfahren, sagte Metzger, die auch einen Sachstandsbericht in Sachen Umbau der Hofschule gab. Die neue Kesselanlage im Keller sei eingebaut worden. Den Raum im Dachgeschoss könne man einräumen, die Außentreppe soll in zwei Wochen geliefert werden. Raumluftmessungen unter anderem im Foyer und Dachgeschoss auf Pentachlorphenol (PCP) und Lindan, chlorierte Kohlenwasserstoffe, die früher in Holzschutzmittel Verwendung fanden, seien negativ gewesen.

Parkplätze verlegen

Am Ende der Sitzung regte Ortschaftsrat Günter Schulz an, die beiden Parkplätze beim Brunnen in der Ortsmitte auf die andere Seite an der Stützmauer zu verlegen, weil parkende Autos den schönen Brunnen verdeckten.

Ortschaftsrat Raimund Vollmer schlug vor, zum Thema Ortsentwicklungskonzept eine Bürgerversammlung zu organisieren. Er bat darum, diese Anregung auf die Tagesordnung der nächsten Bezirksgemeinderatssitzung zu setzen. Schließlich bewege dieses Konzept viele Altenburger, eine öffentliche Aussprache mache also Sinn. (GEA)