Logo
Aktuell Design

So sieht die Reutlinger Zukunft des Sitzens aus

Studierende der Reutlinger Hochschule zeigen am kommenden Wochenende ihre visionären Vorstellungen von der Mobilität von morgen in einer Werkschau.

Der Entwurf »Teamspace« soll die Kollegialität mit einem offenen Gesprächsraum fördern.  FOTO: PHILIPP DRESCHER, HOCHSCHULE REUT
Der Entwurf »Teamspace« soll die Kollegialität mit einem offenen Gesprächsraum fördern. FOTO: PHILIPP DRESCHER, HOCHSCHULE REUTLINGEN, TRANSPORTATION INTERIOR DESIGN)
Der Entwurf »Teamspace« soll die Kollegialität mit einem offenen Gesprächsraum fördern. FOTO: PHILIPP DRESCHER, HOCHSCHULE REUTLINGEN, TRANSPORTATION INTERIOR DESIGN)

REUTLINGEN. Das kühle Getränk in gemütlicher Runde, die Spielecke für Kinder oder der Schlafsessel zum Träumen könnten demnächst zum Nahverkehr gehören. Zumindest, wenn es nach den Entwürfen von Nachwuchsdesignern des Studiengangs Transportation Interior Design (TID) geht. Ein Semester lang haben sie sich intensiv mit der Zukunft des Sitzens in autonom fahrenden City-Movern beschäftigt. Jetzt sind ihre Arbeiten auf einer Werkschau am Freitag, 15. Juli, und Samstag, 16. Juli, im Reutlinger Innoport zu sehen. Ein exklusiver Blick vorab macht Lust auf die Werkschau.

»Ein ganz wichtiger Trend ist es, die Menschen in öffentliche Verkehrsmittel zu bringen. Da spielt der Sitz eine Rolle«, erklärt Professor Andrea Lipp-Allrutz als TID-Studiendekanin den Hintergrund der Semesteraufgabe unter dem Titel »Smart Seating – der intelligente Sitz im Nahverkehr«. Die Sitzgelegenheit muss mehr sein als nur eine Möglichkeit, nicht zu stehen – da sind sich die Designer einig. Ihre Gedanken, was sich während der Fahrt so alles machen lässt, sind erstaunlich.

Freiraum für Familien

Im Entwurf »Shapeshifter« – zu Deutsch Formenwandler – der beiden jungen Frauen Anastasia Fischer und Lara Marschall finden sich Elemente, von denen Mütter und Väter aktuell nur träumen können. »Im Shapeshifter hat man die Möglichkeit, sich auf der einen Seite zu entspannen und die kurze Fahrt zu nutzen, um Aufgaben zu erledigen. Auf der anderen Seite kann man sich in den Unterhaltungsbereich begeben«, erklären die Gestalterinnen. Dort befindet sich tatsächlich eine Kinderspielecke zum Hochklettern sowie eine Kinderlounge darunter. »In einem Bus kann man heute nicht wirklich etwas machen. Es ist verschwendete Zeit«, sagt Anastasia Fischer, die demnächst selbst Mutter wird. Wohl auch deswegen hat sie an den Abstellplatz für einen Kinderwagen gedacht. Genau solche Ideen findet Andrea Lipp-Allrutz sehr passend, »das Fahrzeug wird zum Lebensraum«. Als Studiendekan Design ergänzt Professor Michael Goretzky, »der Raum soll verschiedene Lebenslagen unterstützen«. Dazu gehört für zwei andere Nachwuchsdesigner ein guter Drink.

Der Entwurf »Shapeshifter« kommt Eltern mit Kindern durch Platz und Ausstattungsdetails entgegen.  FOTO: ANASTASIA FISCHER / MAR
Der Entwurf »Shapeshifter« kommt Eltern mit Kindern durch Platz und Ausstattungsdetails entgegen. FOTO: ANASTASIA FISCHER / MARA MARSCHALL, HOCHSCHULE REUTLINGEN, TID
Der Entwurf »Shapeshifter« kommt Eltern mit Kindern durch Platz und Ausstattungsdetails entgegen. FOTO: ANASTASIA FISCHER / MARA MARSCHALL, HOCHSCHULE REUTLINGEN, TID

Die »Beverage Box« von Anton Ngyen und Johannes Betz möchte einen »Ort für Menschen schaffen, an dem zwischenmenschlicher Kontakt gefördert wird und jeder seine sozialen Batterien aufladen kann«. Zu sehen ist ein City-Mover als Bar mit einer langen Theke sowie bequemen Sesseln und Stehgelegenheiten. Warme Erdtöne und indirektes Licht verbreiten eine gemütliche Stimmung. Zu sehen sind diese und andere Arbeiten auf der Werkschau mit mehreren Computerentwürfen und einem Video. Dazu werden auch die »Materialwelten« ausgestellt, mit der sich die Designer Gedanken über Stoffe gemacht haben. Dazu gesellen sich viele technische Möglichkeiten.

Die beiden Studentinnen Lara Marschall (links) und Anastasia Fischer zeigen ihren Entwurf und die dazugehörigen Materialwelten.
Die beiden Studentinnen Lara Marschall (links) und Anastasia Fischer zeigen ihren Entwurf und die dazugehörigen Materialwelten. FOTO: ZENKE
Die beiden Studentinnen Lara Marschall (links) und Anastasia Fischer zeigen ihren Entwurf und die dazugehörigen Materialwelten. FOTO: ZENKE

Teambuilding unterwegs

Der »Teamspace« von Philipp Drescher und David Schulz soll ein kommunikativer Raum fürs »Teambuilding« sein. Die Gestaltung zeigt einen offenen Raum mit Getränkeautomaten, aber auch Ablagen für Brillen, mit denen sich in virtuelle Welten abtauchen lässt. In den Kopfstützen stecken Lautsprecher, die gleichzeitig zur aktiven Geräuschunterdrückung dienen können. »Ein Gemeinschaftsraum, der die Kommunikation unterstützt«, erklärt Philipp Drescher. Dazu haben er und David Schulz auch eine kleine Umfrage in sozialen Medien gestartet: Wann würde Teambuilding passen? Viele antworteten: »Vor oder nach der Arbeit wäre cool.« Das Ergebnis ist ein City-Mover als Treffpunkt. Solche Ideen interessieren den Industriepartner der Werkschau.

Die »Beverage Box« zeigt die mobile Bar für eine schöne Zeit unterwegs mit Freunden oder Kollegen.  FOTO: ANTON NGYEN / JOHANNES
Die »Beverage Box« zeigt die mobile Bar für eine schöne Zeit unterwegs mit Freunden oder Kollegen. FOTO: ANTON NGYEN / JOHANNES BETZ, HOCHSCHULE REUTLINGEN, TID
Die »Beverage Box« zeigt die mobile Bar für eine schöne Zeit unterwegs mit Freunden oder Kollegen. FOTO: ANTON NGYEN / JOHANNES BETZ, HOCHSCHULE REUTLINGEN, TID

»Wir lassen die nächste Generation bestimmen, wie sie in Zukunft reisen möchte«, sagt Jan Steinocher, Marketingleiter bei der Firma Kiel Seating Solutions aus Nördlingen. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben, »führender Hersteller von Sitzsystemen für Nutzfahrzeuge und öffentliche Personenverkehrsmittel im Nah-, Regional- und Reiseverkehr per Bus oder Bahn«. Da kommt jeder Blick auf das Übermorgen sehr passend. Was nehmen die Kiel-Manager mit nach Hause? »Die Idee autonom fahrender Mobile, die individualisiert sind«, verrät Produktmanager Andreas Schäfer, »ich fand auch den Sitz mit umlaufenden Rahmen und leicht verschiebbarer Kopfstütze spannend.« (GEA)

WERKSCHAU IM INNOPORT

Die Entwürfe der Studierenden werden am Freitag, 15. Juli, und Samstag, 16. Juli, im Reutlinger Innoport auf der Werkschau TID von 11 bis 17 Uhr zu sehen sein. Ausgestellt werden die Konzepte in Form von Postern und Animationen sowie via virtueller Realität. Studieninfo und Mappenberatung gibt es am Samstag, 16. Juli, um 11 Uhr. Bei der Eröffnung der Ausstellung im Rahmen der Reutlinger Community Night am Donnerstag, 14. Juli, um 18 Uhr werden die besten Projekte vom Kooperationspartner ausgezeichnet. Anmeldung dazu online. (zen) https://innoport-reutlingen.de/ veranstaltung/community-night-3/