Logo
Aktuell Prävention

Schutz vor Trickbetrügern: Reutlinger Polizei gibt Tipps

Der Reutlinger Polizeioberrat Lutz Jaksche gibt Tipps, wie man sich vor Trickbetrügern schützen kann. Kriminelle kontaktieren ihre Opfer per Anruf, E-Mail oder im Internet und und agieren äußerst professionell.

Telefonbetrug
Eine Seniorin verliert 100.000 Euro durch einen Trickbetrug. (Symbolbild) Foto: Rolf Vennenbernd/DPA
Eine Seniorin verliert 100.000 Euro durch einen Trickbetrug. (Symbolbild)
Foto: Rolf Vennenbernd/DPA

REUTLINGEN. Sie spielen durchtrieben mit der menschlichen Psyche und nutzen neueste Technologien. Immer wieder gelingt es organisierten Banden, Menschen übers Telefon oder das Internet um ihr Erspartes zu bringen. Der Schaden kann bis in den sechsstelligen Bereich gehen. Polizeioberrat Lutz Jaksche vom Polizeipräsidium Reutlingen gibt Tipps, worauf man bei seltsamen Anrufen oder unklaren E-Mails achten sollte.

Viele Tricks sind seit Jahren bekannt, dennoch fallen manche arglose Bürger darauf herein. Beispielsweise gibt sich der Anrufer mit autoritärer und strenger Stimme als Polizist, Richter oder Staatsanwalt aus. »Angeblich hat ein naher Angehöriger einen Unfall mit Toten verursacht. Um eine angebliche Inhaftierung zu verhindern, wird eine hohe Kaution gefordert, die in bar übergeben werden soll.«

Polizeioberrat Lutz Jaksche vom Polizeipräsidium Reutlingen gibt Tipps zum Schutz vor gefälschten Telefonanrufen oder Mails.
Polizeioberrat Lutz Jaksche vom Polizeipräsidium Reutlingen gibt Tipps zum Schutz vor gefälschten Telefonanrufen oder Mails. Foto: Gabriele Böhm
Polizeioberrat Lutz Jaksche vom Polizeipräsidium Reutlingen gibt Tipps zum Schutz vor gefälschten Telefonanrufen oder Mails.
Foto: Gabriele Böhm

Häufig hört das Opfer noch den vorgetäuschten Angehörigen im Hintergrund weinen. »Es muss immer alles schnell gehen, der Angerufene wird gedrängt und kommt kaum zum Nachdenken«, so Jaksche. In falschem Vertrauen wird wildfremden Leute eine größere Geldsumme oder es werden Wertgegenstände übergeben, die man nie wiedersieht. In einem der jüngsten Fälle sei eine Frau in Tübingen zur Bank geeilt, um die geforderte Summe vom Konto abzuheben. »Glücklicherweise traf sie vorher noch zufällig eine Bekannte, die den Betrug durchschaute und so den finanziellen Verlust verhinderte«, berichtet Jaksche. Auch Bankangestellte seien von der Polizei geschult, genau nachzufragen, wenn vor allem Seniorinnen und Senioren plötzlich höhere Summen abheben wollen.

Opfersuche im Telefonbuch

Manche Betrüger geben sich am Telefon als Polizeibeamte aus und »informieren« den Angerufenen, dass bei ihm eingebrochen werden solle. Dann wird er aufgefordert, dem Beamten, der gleich bei ihm vorbeikomme, Geld, Schmuck und andere Wertsachen zu übergeben. Natürlich handelt es sich dabei um einen Komplizen - und das Vermögen ist verloren. »Um mögliche Opfer zu finden, suchen die Betrüger im Telefonbuch Vornamen, die auf ein höheres Alter schließen lassen. Manchmal wird aber auch systematisch eine ganze Straße abtelefoniert«, so Jaksche.

In allen diesen Fällen setzen die Betrüger zum einen auf den Schock-Effekt und zum anderen auf den Respekt vor Autoritätspersonen. Bei Schulungen zur Prävention werde oft ein aufgezeichneter Fake-Anruf abgespielt, um zu zeigen, wie echt er wirke. »Die Kriminellen, die meist im Ausland ansässig sind, sind in Banden organisiert und arbeiten aus Callcentern. Sie sind bestens geschult und sprechen äußerst selbstbewusst und fordernd. Sie machen einem Angst, reden ihren Opfern Schuld ein und haben auf alle Fragen eine Antwort.« Im ersten Schockmoment seien die Angerufenen oft nicht mehr in der Lage, klar zu denken und kämen den Aufforderungen nach. »Früher oder später fragen die Anrufer nach Geld, die Falle schnappt zu«, so der Fachmann. Spätestens bei der Geldforderung, von wem auch immer, solle man hellhörig werden.

Einfach auflegen

Jaschke rät, bei Anrufen, die einem seltsam vorkommen, ist, einfach aufzulegen. Wichtig sei, erstmal aus der Situation herauszukommen, um wieder klar denken zu können. Hilfreich sei, Rücksprache mit Familie oder Freunden zu halten oder eine Polizeidienststelle anzurufen, deren Telefonnummer man am besten in einer ruhigen Minute heraussuche und gut sichtbar neben dem Telefon anbringe. Notfalls könne auch die Polizei-Notrufnummer 110 kontaktiert werden. Niemals solle man jedoch die Nummer zurückrufen, die auf dem Display angezeigt werde, denn diese sei oft gefälscht. Wichtig sei immer, nicht in Schockstarre und hilflose Panik zu verfallen.

Eine relativ neue »Abzocke« sei das Anbandeln in den sozialen Medien. Die betrügerischen Chatpartner wüssten genau, was der andere hören wolle. »Dann wird die große Liebe vorgespielt. Doch plötzlich geht es um Geld, mit dem man dem neuen Liebsten aus einer Notlage helfen soll.« Im Glauben, endlich einen Partner gefunden zu haben, werde nicht selten eine hohe Summe überwiesen. Eine Variante sei, dass der Betrüger den Rat gebe, Geld in Anlagen mit äußerst verlockenden Renditen bei bestimmten Portalen zu investieren. Diese Internetseiten seien aber gefälscht, und auch die Investitionen sehe man nie wieder. »Hier hilft nur, realistisch und wachsam zu sein.«

Nicht gutgläubig sein, sondern nachprüfen

Dasselbe gelte auch bei Fakeshops im Internet, die Waren zu Traumpreisen anbieten, aber nach dem Überweisen nichts mehr von sich hören lassen. »Man sollte niemals per Vorkasse bezahlen und vorab im Internet gucken, ob vor dem Shop gewarnt wird.« Auch bei Aufforderungen in Mails, einen Link anzuklicken oder Daten preiszugeben, solle man misstrauisch sein und nochmal nachdenken, ob wirklich ein Paket unterwegs sein kann. Auch könnten Bank oder Unternehmen durch einen Rückruf überprüft werden.

Lutz Jaksche weist darauf hin, dass Polizeibeamte gerne in Gruppenveranstaltungen oder Seniorenheime kommen und dort kostenlos über Betrugsmaschen und Prävention aufklären. (GEA)

www.polizei-beratung.de