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Schillernde Freude am Weinbau an der Achalm

Die Henzlers bewirtschaften seit 15 Jahren einen Weinberg an der Achalm. Die Lese 2018 ist rekordverdächtig

Stoßen auf eine gute Ernte und die letzten 15 Jahre gemeinsamen  Hobbywinzertums an: Gudrun und Gerhard Henzler in ihrer Besenwi
Stoßen auf eine gute Ernte und die letzten 15 Jahre gemeinsamen Hobbywinzertums an: Gudrun und Gerhard Henzler in ihrer Besenwirtschaft in Betzingen. Foto: Gabriele Küster
Stoßen auf eine gute Ernte und die letzten 15 Jahre gemeinsamen Hobbywinzertums an: Gudrun und Gerhard Henzler in ihrer Besenwirtschaft in Betzingen.
Foto: Gabriele Küster

REUTLINGEN-BETZINGEN. Die Lese ist geschafft und die Trauben sind bereits zu Flüssigkeit verarbeitet: Für Gudrun und Gerhard Henzler kommt jetzt ein süßer Moment. Nachdem die Arbeit im Weinberg an der Achalm erledigt ist und bevor der Betrieb in ihrer Betzinger Besenwirtschaft im November losgeht, können die beiden ruhelosen Rentner noch mal durchschnaufen. Zwar hat Tochter Angela Kasch das »Muggaseggele« fest im Griff, auch wenn es in dem kleinen Raum mit bis zu 40 Plätzen einmal hoch hergeht, für die Henzlers bleibt rund um den Besen dennoch genug zu tun. Der Speiseplan mit einer ordentlichen Auswahl an Hausmannskost steht schon. »Natürlich alles selbst gekocht«, betont Gudrun Henzler.

»Übers Jahr 400 Arbeitsstunden in den Weinberg gesteckt«

In die Hände zu spucken und zu tun, was eben getan werden muss, das sind der frühere Staatlich geprüfte Techniker und die ehemalige Verwaltungsangestellte von ihrem Weinberg gewohnt. »400 Arbeitsstunden kommen da übers Jahr gut zusammen«, erklärt Gudrun Henzler: Man muss mähen, den Boden bearbeiten, Unkraut jäten, spritzen und ernten. Gudrun Henzler liebt die Nähe zur Natur dort. In diesem Jahr hat sich die Schufterei sogar richtig gelohnt: Machen die Hobbywinzer in einem Durchschnittsjahr um die 700 Liter Wein, so hat die Traubenernte 2018 eine Ausbeute von 1 300 Liter ergeben.

»Nach dem Frost im letzten Jahr und der Trockenheit im Sommer haben die Reben richtig losgelegt. Klein, aber überaus saftig und gehaltvoll waren die Früchte diesmal«, beschreibt Gerhard Henzler. Über die Menge können die beiden also nicht meckern. Jetzt muss nur noch die Qualität stimmen. Gerhard Henzler ist zuversichtlich, dass 2018 ein guter Jahrgang wird: »Alle Helfer waren bei der Lese begeistert. Die Anzeichen sind vielversprechend.« Probieren kann man den 2018er heuer natürlich noch nicht. Im »Muggaseggele« werden die Henzlers immerhin vier Jahrgänge ihres Schillerweins ausschenken – von 2014 bis 2017.

So voller Reben und saftiger Trauben war der Weinberg der Henzlers kurz vor der Lese. Die Aussichten auf den Jahrgang 2018 sind
So voller Reben und saftiger Trauben war der Weinberg der Henzlers kurz vor der Lese. Die Aussichten auf den Jahrgang 2018 sind vielversprechend. Foto: Frank Pieth
So voller Reben und saftiger Trauben war der Weinberg der Henzlers kurz vor der Lese. Die Aussichten auf den Jahrgang 2018 sind vielversprechend.
Foto: Frank Pieth

Der Schiller der Henzlers ist ein Gemisch aus allen roten und weißen Rebsorten, die an der Achalm wachsen: Müller-Thurgau, Chardonnay und die Rotweinsorten Portugieser, Spätburgunder und Schwarzriesling. »Jeder Jahrgang schmeckt anders«, sagt Gerhard Henzler. Der eine sei etwas trockener, der andere etwas milder. Farblich erinnert der Schiller an einen Weißherbst, und geschmacklich auch, wenn er schön kalt serviert wird.

15 Jahre bewirtschaften er und seine Frau jetzt schon den Weinberg: »Wir sind dazu gekommen wie die Jungfrau zum Kinde«, erinnert sich der 72-Jährige. »Es war ein Kraftakt, den Weinberg anzulegen«, fügt seine Frau hinzu. Noch nicht einmal ein Gütle haben die beiden davor bewirtschaftet, geschweige denn Erfahrung mit Rebstöcken gehabt. Von Anfang an erhielten sie Unterstützung von der Initiative Reutlinger Wein – bestehend aus Bürgern, denen die Bewahrung der lokalen Weinkultur am Herzen lag. Noch heute kann man den Wengert durch das Leasing von Weinstöcken unterstützen und im Gegenzug den Wein zum Vorzugspreis erhalten. Mit fachlichem Wissen hilft ein Experte des Fachgebiets Weinbau der Uni Hohenheim.

Seitdem die Henzlers unter die Winzer gegangen sind, hat sich im Weinbau viel getan. Nicht nur das Klima ist günstiger geworden, auch das Wissen und die Techniken wurden weiterentwickelt. Wer weiß, vielleicht entwickeln die Reutlinger ja bald auch sortenreine Weine? Henzler will sich nicht festlegen: »Das ist alles eine Frage der Vorausplanung und der Zeit.« Guter Wein will eben Weile haben. (GEA)

 

 

 

 

 

 

BESENWIRTSCHAFT

Der Wein aus dem Henzler’schen Weinberg kann in der eigenen Besenwirtschaft gekauft und verkostet werden: »Muggaseggele«: Griesingerstr. 25, Betzingen Öffnungszeiten: Vom 8. November bis zum 1. Dezember, immer donerstags bis samstags von 18 bis 23 Uhr. Anmeldung: per E-Mail an

angela.kasch@yahoo.de