Marsch geblasen. Die Stadtkapelle Reutlingen gab dem historischen Tag den musikalischen Rahmen. »Highway To Hell« wurde natürlich nicht gespielt, auch »Der Berg ruft« fehlte auf dem Programm. Stattdessen wurde den Festgästen ordentlich der Marsch geblasen. Mit »Gonna Fly Now« war die ideale Überleitung geschaffen zum Segensspruch der Geistlichen - konkret Dekan Marcus Keinath und Pfarrer Roland Knäbler. Mit Gottes Segen starteten die Amts- und Würdenträger wenig später auf die knapp zwei Kilometer lange Tour zum Nordportal.
Leiser Korso. Nachdem das symbolische Band durchschnitten war und der Weg frei, stiegen die Ehrengäste ein - in Elektro- und Hybridfahrzeuge aus den Fuhrparks des Regierungspräsidiums und der Stadt Reutlingen. Oberbürgermeisterin Bosch ließ sich von Feuerwehrkommandant Harald Herrmann im Kleinwagen mit Blaulicht chauffieren. Etwas mehr Beinfreiheit hatte da der hoch aufgeschossene Eninger Bürgermeister Alexander Schweizer. An Bord verriet der Schultes, dass die Eninger Fahrzeugflotte lediglich ein E-Bike zu bieten hat. Deshalb wurde ihm von einem Sponsor ein Tesla samt Fahrer gestellt. Mit Blaulicht-Eskorte gleitete der wohl leiseste Korso, seit es Tunnel gibt, dahin. Kaum war das letzte Auto gestartet, schlossen sich erste Radfahrer an. Und ein rüstiger Renter auf Inline-Skates. Wenig später auch zwei Mädels auf Longboards. Sogar ein Hund hat den Tunnel schon auf voller Länge beschnuppert. Zu diesem Zeitpunkt waren die Offiziellen schon zum geselligen Teil im Kleinen Saal der Stadthalle übergegangen.
Einmalige Erfahrung. Mit dem Rad durch den Scheibengipfeltunnel fahren. Diese Gelegenheit gab's gestern zum ersten und letzten Mal. Rund 200 Teilnehmer - vom Kind bis zum Rentner - setzten sich kurz nach 18 Uhr unter der Organisation der »Critical Mass« an der Stadthalle in Bewegung, um nach einer Tour durch die City das neue Bauwerk zu erfahren. Am Tunneleingang stießen weitere Radler zur Gruppe. Beim Warten auf den großen Tross drückte eine BUND-Mitstreiterin ihr Bedauern aus, dass der Tunnel nur an diesem einen Tag für Radfahrer zu nutzen sei. Dabei könne man doch eigentlich den Rettungsstollen für die Biker freigeben.
Volles Rohr. Wenn man in den vergangenen Tagen über das Thema Tunneleröffnung gesprochen hat, bekam man unweigerlich das Gefühl, dass nahezu jeder gleich am heutigen Samstag den Hausberg unterqueren will. Wenn das alle so machen, werden die Zu- und Abfahrten gleich mal einem ordentlichen Härtetest unterzogen - frei nach der Devise »Volles Rohr ab dem ersten Tag«. Der Reiz und die Neugier sind einerseits verständlich, andererseits ist der Tunnel auch am Sonntag noch da. Wer sich gar nicht bremsen kann oder will: Laut Bauleiter Norbert Heinzelmann wird die neue Ortsumgehung heute zwischen 10 und 11 Uhr für den Verkehr freigegeben. (GEA)