Sanierung im Millionenbereich
Die Werte lassen aufhorchen: Bis zu 0,6 Milligramm pro Kubikmeter Luft wurden bei der ersten Messung festgestellt, die zweite Untersuchung ergab Werte von über 0,5 Milligramm. Der Richtwert dagegen erlaubt nur 0,12 Milligramm als Schadstoffkonzentration in der Luft. Das Kontaktallergen kann etwa Müdigkeit und Kopfschmerzen verursachen. »Im Frühjahr wollen wir in die Komplettsanierung einsteigen«, zieht Hotz Konsequenzen. »Wir sind da im Millionenbereich drin«, so ihre Prognose.Doch damit ist es nicht getan: Denn natürlich sollen die Schüler und Lehrkräfte der Grund- und Werkrealschule bis dahin möglichst gesunde Luft einatmen, bei der die Formaldehyd-Grenzwerte nicht überschritten werden. Derzeit sind Schüler der Klassenstufen drei bis sechs im Erweiterungsbau untergebracht, vor allem neun- bis zehnjährige Grundschüler. Insgesamt rund 180 Schüler. Analog zum Rathaus – dessen Formaldehyd-Belastung bislang einer dauerhaften Lösung harrt – soll die Hoffmannschule jetzt gut durchlüftet werden.
Schon vor Schulbeginn soll eine Fremdfirma in den Morgenstunden alle Fenster des Erweiterungsbaus, der als einziger betroffen ist, öffnen und die zehn genutzten Klassenzimmer mit frischer Luft versorgen, ehe anschließend genug Zeit verbleiben soll, um die Räume wieder aufzuheizen.
Allerdings: Die einmalige Lüftung am Morgen wird nicht ausreichen. »Nach einer halben Stunde bauen sich die Konzentrationen wieder auf«, erklärt Hotz. Die Konsequenz: Auch während des Unterrichts soll alle halbe bis drei viertel Stunde stoßgelüftet werden. »Das Lüften ist ohnehin erforderlich, um die CO2-Konzentration zu senken«, sagt Hotz. Allerdings gibt auch die Baubürgermeisterin zu, dass die »Lebenswirklichkeit« in Sachen Lüften »eine andere« sei.
Das bestätigt auch Rektor Lothar Richter von der Hoffmannschule. »In Sachen Klimaschutz wurde immer propagiert, Heizkosten zu sparen und weniger zu lüften.« In Zukunft soll verstärkt auf das Lüften geachtet werden. Richter: »Die Fenster nur zu kippen, reicht da nicht.« Um sicherzustellen, dass die Lüftungsmaßnahmen den gewünschten Effekt erreichen, soll es in der Schule Kontrollmessungen geben, erklärt Peter Geier. »Zeitnah«, so der Leiter des städtischen Gebäudemanagements, soll die damit beauftragte Firma die Werte liefern.
Container als Klassenzimmer
Am Montag nach Ferienende wurden die Eltern per Elternbrief über die Formaldehyd-Belastung informiert. »Die Lehrerschaft ist zufrieden, dass wir in die Informations-Offensive gegangen sind«, hat Richter beobachtet. Baubürgermeisterin Hotz verspricht »maximale Transparenz« in Sachen Formaldehyd. Am 21. Oktober soll der Elternbeirat unterrichtet werden; eine zuvor geplante Informationsveranstaltung für alle Eltern und Lehrkräfte ist noch nicht terminiert.Neben der aktuellen Lage und der Frage, wie realistisch das regelmäßige Lüften in den Wintermonaten sein wird, stellt sich dabei auch die Frage nach der Zukunft: Wohin mit den Schülern, wenn der Erweiterungsbau im Frühjahr saniert werden wird? »Wir werden wohl Container stapeln müssen«, so Hotz. Derzeit klopft die Stadtverwaltung die Lieferzeiten ab, da Container derzeit auch als Flüchtlingsunterkünfte begehrt sind.
Eine Sanierung im Frühjahr sei indes zwingend notwendig, da das Lüften allein bei höheren Temperaturen nicht ausreichen wird um die Formaldehyd-Richtwerte zu halten. Immerhin werden durch die Sanierung zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Denn seit dem Hagelsturm ist auch das Dach des Gebäudes nicht mehr dicht. »Bei jedem Dauerregen haben wir mehr Feuchtigkeit im Haus«, hat Richter beobachtet.
Eine ganz andere Frage ist zudem, wie viele städtische Gebäude noch betroffen sind? Geier kündigt hierzu eine »Prioritätenliste« an, um zumindest die in den 1970er-Jahren gebauten oder umgebauten Schulgebäude zu prüfen. Etwa 30 Schulen fallen in dieses Raster. »Alle städtischen Einrichtungen zu prüfen sprengt den Rahmen«, sagt Geier, der von einem »relativ aufwendigen Verfahren« spricht. Immerhin: Im Gegensatz zum Rathaus soll die Sanierung der Hoffmannschule nun zügig vorangetrieben werden. (GEA)

