REUTLINGEN-ROMMELSBACH. 36 Schüler der Musical-AG des HAP-Grieshaber-Gymnasiums am Bildungszentrum Nord (BZN) brachten an drei Abenden unter der Leitung von Michael Manz und Christina Reges-Manz das Rockmusical »SnoWhite« auf die Bühne. Die begeisterten Besucher in der Rommelsbacher Wittumhalle erlebten eine rundum gelungene Musicalaufführung, bei der das überzeugende Spiel und die Gesangsleistungen der Akteure sowie die toll umgesetzte Musik der Liveband hervorzuheben sind.
Durchgeknallter Oberzwerg
Im Kino, Fernsehen, als Hörspiel- und Zeichentrickfigur oder einfach beim Vorlesen vor dem zu Bett gehen – die Geschichte von der schönen Königstochter, die vor der bösen Schwiegermutter zu den sieben Zwergen flieht und einige Attacken auf ihr Leben zu überstehen hat, ist überall präsent und jedem Kind bekannt. Selbst als Rockmusical entwickelt das Märchen seinen Reiz, wie nun die Musical-AG in einer modernen Version bewies. In der gut zweistündigen Produktion nach der Vorlage von Frank Nimsgern (Musik) und Frank Felicetti (Text) stellten die 36 Darsteller und Darstellerinnen aus den Klassen 8 bis 12 ihr stimmliches, tänzerisches und schauspielerisches Können eindrucksvoll unter Beweis. Die Aufführung zeigte jede Menge Talente, unter denen Larissa Kinkel als selbstverliebte und intrigante Königin, der durchgeknallte Oberzwerg Minnitou (Moritz Hertler) und seine sieben lustigen Zwergenkollegen, das stimmstarke Schneewittchen Jenny Steinbrenner sowie die insgesamt sieben furios und furienhaft auftretenden Hexen hervorzuheben sind. Auch das Zusammenspiel von Chorgesang und Tanz (Choreografie: Gudrun Neher und Christina Reges-Manz) mit der zwölfköpfigen Liveband klappte für ein Schülerensemble ganz hervorragend. Nicht zu vergessen die fantasievollen Kostümideen (Elena und Ute Drammis, Ingrid Hintz und Christina Reges-Manz) und die einfallsreiche Bühnen- und Kulissenausstattung von Sylke Switlick.
Alle zusammen brachten den ursprünglich recht handlungsarmen Plot über die dem Schönheitswahn verfallene Königin als eine moderne Version von revoltierenden Hexen, chaotischen Zwergen und dem Sinn von Leben und Tod engagiert und lebendig auf die Bühne. Sowohl Revue-angehauchte Songs als auch funkige Rock- und Hip-Hop-Themen wurden von den Chor- und Solosängern fast schon professionell umgesetzt. Auch fehlte es der Inszenierung nicht an eindrucksvollen Massenszenen, um vor kritischem Publikum und den Vertretern der Lotto-Musiktheaterpreis-Jury, die die Montag-Aufführung begutachteten, bestehen zu können. Tatsächlich sind es weniger die reinen Sprechszenen der über ein halbes Jahr hart probenden Schüler, die das Publikum zu fesseln vermögen. Vielmehr geben die Stimmen und Tanzqualitäten der DarstellerInnen dem Stück die entscheidenden Impulse. Gerade weil dieses Musical mit eingängig kurzen und zugleich zündenden Songs aufwarten kann, kommt der nötige Drive auch bei den Chorarrangements rüber. Erfrischend auch, dass diese Musicalfassung des Grimmschen Märchens an den entscheidenden Stellen vom Original abwich. So stirbt hier das Schneewittchen tatsächlich und wird mithilfe der Hexen und durch einen Kuss des Jägers, einem potenziellen Selbstmörder, wieder zum Leben erweckt.
Ein großes Kompliment also an alle Mitwirkenden, die zeigten, wie charmant und unterhaltend ein so schwieriges Genre wie das Musical von einer nichtprofessionellen Truppe vermittelt werden kann. So war der Beifall am Ende – nach einer weiteren mitreißenden Zugabe – lang und laut. (GEA)