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Rosengartencafé in Reutlingen wird neu verpachtet

Zum Januar 2025 wird das beliebte Bistro inmitten der Pomologie an einen neuen Wirt übergeben. Ihr Herzensprojekt abzutreten, fällt Marina Franz alles andere als leicht. 24 Jahre lang hat sie das Café betrieben.

»Sicht zur Sonne«: Marina Franz blickt wehmütig und doch zufrieden in die Zukunft.
»Sicht zur Sonne«: Marina Franz blickt wehmütig und doch zufrieden in die Zukunft. Foto: Kim Geisinger
»Sicht zur Sonne«: Marina Franz blickt wehmütig und doch zufrieden in die Zukunft.
Foto: Kim Geisinger

REUTLINGEN . Bald wird ein frischer Wind durch die Bewirtungslandschaft der Reutlinger Pomologie wehen. Denn sobald sich der sommerliche Herbst dem Ende neigt, wird das Rosengartencafé - zumindest unter der Leitung von Marina Franz - seine Pforten schließen. Die Stadt Reutlingen, vertreten durch das Gebäudemanagement, verpachtet das beliebte Fleckchen zum Jahreswechsel neu. Eine Tatsache, die für die derzeitige Pächterin Marina Franz noch nicht ganz greifbar ist. Die Tage, in der sie ihre Leidenschaft und ihr Herzblut in den Betrieb der kleinen Oase fließen lässt, sind beinahe gezählt. Ihre Energie möchte sie künftig jedoch in andere Dinge investieren.

Ein Pavillon mit insgesamt circa 27 Quadratmeter, ein Lagerraum und eine Außenfläche von rund 400 Quadratmeter: Das schnuckelige und traditionsreiche Café, umgeben von Blumen und hohen Hecken, zog bereits unzählige Gäste - von nah und fern - in seinen Bann. Kurz nach 1900 muss es entstanden sein, erzählt die 50-jährige Wirtin. Zunächst sei das Häuschen als Geräteschuppen genutzt worden, ehe es 1984 zur Landesgartenschau umgebaut wurde. Saftschorles, Waffeln, Sandwiches oder Cocktails: Fast ein viertel Jahrhundert lang hat Marina Franz das Café geführt. Und das neben einem Vollzeitjob.

»Wenn der Tag mehr Stunden hätte, dann würde ich weiter machen«

»Hier oben ist es einfach wunderschön«, sagt Marina Franz im Gespräch mit dem GEA. »Welche Stadt hat schon so einen Park? Das hier ist der allerschönste Arbeitsplatz. Einen schöneren gibt es nicht«, ist sie sich sicher. Und doch wagt die gebürtige Reutlingerin nun einen Schritt, von dem sie vermutlich selbst nicht gedacht hätte, ihn irgendwann zu gehen: »Demnächst, wenn es zu kalt wird, werde ich das Café schließen«. Wenn es dann zur neuen Saison im Frühling wieder öffnet, wird ein anderer die Verantwortung tragen. »Ich habe eigentlich nie an das Aufgeben gedacht. Wenn der Tag mehr Stunden hätte, dann würde ich wohl weiter machen«, erzählt sie. »Aber mittlerweile sind mir die 60 Stunden Arbeit an sieben Tagen in der Woche einfach zu viel. Selbst wenn man nicht im Café ist, ist man zumindest gedanklich dort.«

Heute hätten sich schlichtweg ihre Prioritäten verändert. Neben ihrer Arbeit als Assistenz einer Geschäftsführung ist die 50-Jährige nämlich ebenfalls Oma: »Ich habe meine Kinder, die mittlerweile erwachsen sind, hier im und rund um das Café großgezogen. Damals haben sie schon gesagt: Mensch Mama, du bist nur im Rosengarten. Für meine Enkeltochter möchte ich mir jetzt einfach mehr Zeit nehmen«, erklärt Franz ihre Entscheidung. Die Erlebnisse der letzten 24 Jahre werde sie aber keinesfalls vergessen.

Bei tollem Wetter lädt die von der Pächterin selbsternannte »Ruheoase« in gemützlicher Atmosphäre zum Verweilen ein.
Bei tollem Wetter lädt die von der Pächterin selbsternannte »Ruheoase« in gemützlicher Atmosphäre zum Verweilen ein. Foto: Rosengartencafé
Bei tollem Wetter lädt die von der Pächterin selbsternannte »Ruheoase« in gemützlicher Atmosphäre zum Verweilen ein.
Foto: Rosengartencafé

Abgesehen von den vielen tollen und »gut gelaunten Gästen« und den interessanten und teils auch emotionalen Gesprächen, die man als Wirtin erlebt, sind der Reutlingerin vor allem die großen Liebesmomente im Gedächtnis geblieben. Viele freie Trauungen habe sie als Pächterin des Rosengartencafé mitgestalten dürfen. »Da flossen dann hin und wieder ein oder zwei Tränchen«, muss Marina Franz gestehen. Auch einen Heiratsantrag habe es vor ihrem rosafarbenen Märchenschlösschen schon gegeben. »Es war einfach eine wunderschöne Zeit«, fasst sie das Erlebte zusammen.

Bis zum 14. Oktober lief die Deadline für interessierte Pächter, die ihre Bewerbung schriftlich bei der Stadtverwaltung einreichen konnten. Eine Entscheidung ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gefallen. Lange dürfte das allerdings nicht mehr dauern, weiß Franz. »Mir ist es nur wichtig, dass jemand folgt, der genauso viel Herzblut und Liebe in das Café steckt, wie ich. Dass es nicht kommerziell genutzt wird, sondern weiterhin als kleine Oase der Ruhe.« In der Rolle als zukünftige Besucherin sieht sich die 50-Jährige aktuell noch nicht: »Irgendwann werde ich bestimmt wieder vorbeikommen, schließlich bin auch total neugierig. Vorerst aber tut es einfach noch zu sehr weh.« (GEA)