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Rosa pöbelt nach Reutlinger CSD und sorgt für Fake News

Beim Reutlinger Christopher Street Day kommt es zum Aufeinandertreffen mit Gegendemonstranten. Wie viele es waren und wohin sie gingen, wird im Internet infrage gestellt. Eine Klarstellung.

Menschen mit Regenbogenflagge warben beim Christopher Street Day in Reutlingen für Toleranz und Vielfalt.  FOTO: PIETH
Menschen mit Regenbogenflagge warben beim Christopher Street Day in Reutlingen für Toleranz und Vielfalt. FOTO: PIETH
Menschen mit Regenbogenflagge warben beim Christopher Street Day in Reutlingen für Toleranz und Vielfalt. FOTO: PIETH

REUTLINGEN. Der Reutlinger Christopher Street Day (CSD) endete, wie er begann: mit Verbalattacken in Sozialen Medien. Waren es im Vorfeld des Events noch Organisatoren und die queere Community, die auf Facebook und Twitter eine breite Ablehnung erfuhren, wurden nun die Reutlinger Polizei und der GEA auf Instagram diskreditiert. Treiber ist hierbei Rosa Reutlingen, nach eigenen Angaben eine Gruppe politisch Interessierter, die sich für ein solidarisches Miteinander und gegen rechtes Gedankengut einsetzt. Und der Redaktion öffentlich mangelnde Recherche sowie unhinterfragtes Kopieren von Polizeiberichten vorwirft.

Stein des Anstoßes sind Formulierungen in der Nachberichterstattung des CSD. Dabei übernahm der GEA folgende Sätze der Polizei: »Gegen 18.15 Uhr trafen sich etwa 40 mutmaßlich dem Kreis der samstäglichen Demonstrationen gegen die Coronamaßnahmen zuzuordnende Personen am Tübinger Tor. (…) Aus dem Kreis dieser Gruppe heraus soll es zu Pöbeleien gegenüber Personen gekommen sein, die die Veranstaltung des CSD im Bürgerpark verließen. Diese Gruppe löste sich gegen 19 Uhr selbstständig auf.«

Zitate aus dem Kontext gerissen

In Telegramgruppen kursieren jedoch Bilder und Videos, welche zeigen, dass zu einem späteren Zeitpunkt noch deutlich mehr als 40 Gegendemonstranten in der Wilhelmstraße unterwegs waren. Fotos davon veröffentlichte Rosa auf Instagram und schrieb dazu: »So sieht eine Gruppe von 40 Personen aus, die sich nach Polizeibericht selbstständig aufgelöst hat.« Diese »Korrektur« wird, zwar nicht im Wortlaut, aber inhaltlich auch von der Seite »Querdenkenwatch« übernommen.

Ein Beispiel für Fake News: Die Zitate bezogen sich auf eine Ansammlung am Tübinger Tor. Nicht auf den Demozug in der Wilhelmstr
Ein Beispiel für Fake News: Die Zitate bezogen sich auf eine Ansammlung am Tübinger Tor. Nicht auf den Demozug in der Wilhelmstraße. Quelle: Instagram
Ein Beispiel für Fake News: Die Zitate bezogen sich auf eine Ansammlung am Tübinger Tor. Nicht auf den Demozug in der Wilhelmstraße. Quelle: Instagram

Doch die Darstellung führt User auf die falsche Fährte. Denn die Text-Bild-Kombination von Rosa suggeriert, das Statement der Polizei habe der Ansammlung in der Fußgängerzone gegolten. Das ist jedoch nicht der Fall. Andrea Kopp, stellvertretende Leiterin der Pressestelle, die den Polizeibericht am Samstag verfasst hat, stellt auf Nachfrage klar: »Die Aussagen bezogen sich einzig und alleine auf das Geschehen am Tübinger Tor.«

Dass sich die Ansammlung selbstständig aufgelöst hat, sei korrekt. »Damit ist gemeint, dass die Personen von dort weggingen.« Ob sie den Platz einzeln, in kleinen oder großen Gruppen verließen, wohin sie gingen, oder, ob es an einem anderen Ort eventuell mehr wurden, sei nicht bekannt. »Es gab keinen Anlass, ihnen durch die halbe Stadt zu folgen«, sagt Kopp und ergänzt: »Der Schwerpunkt unseres Einsatzes lag auf dem Schutz der CSD-Versammlung und der anschließenden Veranstaltung im Bürgerpark.«

CSD-Mitorganisator zufrieden

Anders als bei der Polizei will sich bei Rosa Reutlingen niemand namentlich zu erkennen geben. Die Bitte um ein telefonisches Gespräch wird auf Instagram mit einem schriftlichen Statement beantwortet. Darin wird den Behörden im Schatten der Anonymität vorgeworfen, auf dem rechten Auge blind zu sein, wohingegen linke Versammlungen regelmäßig mit schweren Auflagen und harten Bandagen bekämpft würden. »Dass der Zusammenstoß des queerfeindlichen Mobs mit dem CSD so glimpflich ausgegangen ist«, sei nur Glück und nicht den Behörden zu verdanken gewesen. Die hätten an diesem Tag nämlich vollständig die Kontrolle über die Querdenker verloren.

Maximilian Berg, Mitorganisator des CSD in Reutlingen, sieht das anders. »Wir sind sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit zwischen unserer Security und der Polizei.« Die Beamten hätten nach der Kundgebung theoretisch gehen können, seien wegen der Drohungen im Vorfeld aber da geblieben. »Ich habe keine Rückmeldungen darüber, dass es zusätzlich zu den berichteten Ereignissen zu größeren Zusammentreffen mit Gegendemonstranten kam«, so Berg. Es sei ein friedliches Event gewesen. »Das lag sicherlich auch an der Polizeipräsenz.« (GEA)