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Reutlinger Wochenmarkt: Früchte vor Frost bewahren

Knackige Minusgrade sorgen für lätschiges Obst und Gemüse. Wie Menschen und Früchte vor Frostschäden bewahrt werden können, erklärt Wochenmarkt-Beschicker Frank Kuhn aus Engstingen.

Fürs Foto lässt sich Marktbeschicker Frank Kuhn auf ein Späßle ein:  auf Kopfsalat mit kuscheligem Schal.
Fürs Foto lässt sich Marktbeschicker Frank Kuhn auf ein Späßle ein: auf Kopfsalat mit kuscheligem Schal. Foto: Stephan Zenke
Fürs Foto lässt sich Marktbeschicker Frank Kuhn auf ein Späßle ein: auf Kopfsalat mit kuscheligem Schal.
Foto: Stephan Zenke

REUTLINGEN. Knackige Minusgrade sorgen für lommeliges Obst und Gemüse. Denn Süd- und andere Früchte nehmen – unter anderem wegen ihres hohen Wassergehalts – Frost sehr schnell sehr übel. Gurken etwa schrumpeln und werden, wenn das Quecksilber unter null Grad fällt, glasig. Aber auch Tomaten, Paprika und Co. büßen massiv an Qualität ein oder sterben gar den Kältetod, wenn sie den Unbilden winterlicher Witterung schutzlos ausgeliefert sind.

Gurken und Tomaten sind Temperatur-Sensibelchen

Aus diesem Grund sollten Temperatur-Sensibelchen übrigens auch niemals im Kühlschrank bevorratet werden: Insbesondere Gurken und Tomaten haben dort definitiv nichts zu suchen, machen sie doch schon bei Temperaturen um die drei Grad plus schlapp. In diesem Fall sind sie zwar durchaus noch verzehrfähig – aber eben ziemlich unansehnlich und von ihrer Konsistenz her gewöhnungsbedürftig.

Eine mobile Wärmequelle schützt Obst und Gemüse vor Frostschäden.
Eine mobile Wärmequelle schützt Obst und Gemüse vor Frostschäden. Foto: Stephan Zenke
Eine mobile Wärmequelle schützt Obst und Gemüse vor Frostschäden.
Foto: Stephan Zenke

Derlei Fakten sind den Beschickern des Reutlinger Wochenmarkts selbstverständlich geläufig. Weshalb die hier vertretenden Händler und Selbsterzeuger peinlich genau darauf achten, dass ihre Ware keinen Temperaturschock erleidet und trotz Winterkälte in gewohnt guter Qualität zu haben ist: nämlich bissfest, saftig und von appetitlichem Äußeren.

Durch die Wärmeschleuse in den temperierten Transporter

So wie die Produkte des Engstinger Landwirts Frank Kuhn, der bereits beim Transport darauf achtet, dass die von ihm angebotenen Vitaminspender keinen witterungsbedingten Schaden nehmen. Um dies zu gewährleisten, bringt er mit Obst und Gemüse gefüllte Steigen durch eine Wärmeschleuse in seinen zuvor per Heizlüfter auf leichte Plusgrade temperierten Transporter. Weshalb die Frischware keinen (nennenswerten) Temperaturschwankungen ausgesetzt ist, bis sie den Reutlinger Marktplatz erreicht. Und dort? Gelangt sie in die Auslagen eines durch Planen geschützten und ebenfalls maßvoll beheizten Zeltes. Wobei Kuhn Obst und Gemüse stets im prüfenden Blick behält – denn »zu warm darf’s hier drinnen nicht werden«.

Planen isolieren jetzt alle Obst- und Gemeüsestände auf dem Reutlinger Wochenmarkt.
Planen isolieren jetzt alle Obst- und Gemeüsestände auf dem Reutlinger Wochenmarkt. Foto: Stephan Zenke
Planen isolieren jetzt alle Obst- und Gemeüsestände auf dem Reutlinger Wochenmarkt.
Foto: Stephan Zenke

Mollig wäre für Freiluftverkäufer wie ihn zwar höchst angenehm – jedoch nicht fürs Sortiment, das »oms Nomgucka« welken würde. Darum: Lieber frösteln als Qualitätseinbußen riskieren. Wobei frösteln relativ ist. Gilt doch gerade für Marktbeschicker die Binsenweisheit, dass es kein schlechtes Wetter gibt, sondern nur falsche Kleidung.

Mehrere Wollsocken übereinander: Davon ist abzuraten

»Eine Kopfbedeckung«, so Frank Kuhn, »ist derzeit Pflicht.« Und auch der Körper sollte mit warmer Unterwäsche, ein oder zwei Oberteilen sowie Winterjacke warm eingemummelt sein. Was indes nicht für die Füße gilt – also dieses Zwiebelschalenprinzip. Zwei, drei Paar Wollsocken übereinander – »davon ist dringend abzuraten. Denn das ist ein Kardinalfehler, der zu Erfrierungen führen kann. Die Zehen müssen beweglich bleiben«, sonst wird’s hässlich. So, wie bei jener Aushilfskraft geschehen, die – der Vorfall liegt schon ein paar Jahre zurück – um Haaresbreite bleibende Schäden davongetragen hätte, weil sie nicht auf die Tipps von Frank Kuhn hören wollte und ihre mehrfach bestrumpften Füße bald nicht mehr spürte.

Alexandra  Lang weiß, dass Freiland-Feldsalat sehr  robust ist.
Alexandra Lang weiß, dass Freiland-Feldsalat sehr robust ist. Foto: Stephan Zenke
Alexandra Lang weiß, dass Freiland-Feldsalat sehr robust ist.
Foto: Stephan Zenke

Kuhn selbst trägt ein – sogar vergleichsweise dünnes – Sockenpaar, steckt allerdings in derben, dicksohligen und damit isolierenden Schuhen. Und wenn die nicht ausreichen? Dann greift bei ihm Plan B: nämlich Plastiktüten; für jeden Fuß eine, rein in die Treter, fertig. Das hilft – »auch bei Nässe«.

Auf dem Laufsteg würde man mit diesem Notbehelf zwar keine »Bella Figura« machen, das freilich ist Kuhn schnuppe. Für ihn zählt im Arbeitsalltag die Devise Gesundheit vor Schönheit. »Alles andere wäre kontraproduktiv.«

Nicht von draußen in die kuschelige Stube

Und kontraproduktiv wäre es außerdem, wenn die Kundschaft das von Kuhn sorgsam temperierte Obst und Gemüse nach dem Erwerb über längere Zeit der Kälte aussetzen würde. Deshalb bietet der Engstinger derzeit immer an, Einkäufe in Papiertüten einzupacken; und er empfiehlt – wenn der Aufenthalt im Freien ausgedehnt ist – der Ware die Chance auf Akklimatisierung zu geben. Heißt: Nicht von draußen in die kuschelige Stube tragen, sondern im Hausflur oder der Garage bei geringen Plusgraden zwischenlagern.

Kein Zweifel: Die aktuelle Kältewelle fordert ihren Tribut. Mit Blick auf empfindliche Produkte ebenso wie mit Blick auf den Reutlinger Marktplatz, wo die Zahl der Verkaufsstände recht übersichtlich ist. Manch’ Beschicker zieht es derzeit offenbar vor, »Kälte-Ferien« einzulegen. Derweil die Bauernproteste andauern und (noch) keine Pause machen.

Bauern-Aktion mit Infos am kommenden Samstag

Auch am kommenden Samstag wird es deshalb wieder eine Aktion auf dem Marktplatz geben. Acht Aktivisten haben ihr Kommen mit Landmaschinen und Transportern angekündigt. Ab 6 Uhr in der Früh werden sie Präsenz zeigen, Informationsflyer verteilen und mit Passanten und Marktgängern ins Gespräch kommen. (GEA)