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Reutlinger Wein: »Nasenwasser« bester Qualität

REUTLINGEN. 500 Liter Wein ergibt die Lese in diesem Jahr. »Ein Nasenwasser«, wie Gerhard Henzler bedauernd im Rappenkeller betont. Einmal mehr hat er mit seiner Frau Gudrun, einigen Helfern und einem Teil der insgesamt knapp 35 Rebstock-Paten das jährliche Fest nach der Weinlese gefeiert. Schließlich wollen die Paten - die zwischen zwei und 20 Rebstöcke besitzen - wissen, wie die Ernte ausgefallen ist. Es hätte durchaus mehr sein können, so Henzler.

Ein gutes Tröpfchen. Auch wenn der Ertrag vom Achalm-Weinberg mit 500 Litern in diesem Jahr eher mager war, ist Gerhard Henzler
Ein gutes Tröpfchen. Auch wenn der Ertrag vom Achalm-Weinberg mit 500 Litern in diesem Jahr eher mager war, ist Gerhard Henzler zufrieden. Foto: Norbert Leister
Ein gutes Tröpfchen. Auch wenn der Ertrag vom Achalm-Weinberg mit 500 Litern in diesem Jahr eher mager war, ist Gerhard Henzler zufrieden.
Foto: Norbert Leister
Mehr soll es in den kommenden Jahren auch werden, weil den Henzlers fachkundige Unterstützung regelrecht vom Himmel gefallen ist. So wurde Johannes Bohnacker zunächst rein zufällig auf den kleinen Weinberg der »Initiative Reutlinger Wein« an der Achalm aufmerksam.

Wie praktisch, dass der junge Mann eine Ausbildung zum Winzer in Eltville im Rheingau macht. Und dass seine Freundin auch noch Diplom-Oenologin, also studierte Weinbau-Fachfrau, ist. Beide standen den Henzlers bei der diesjährigen Lese freudig mit Rat und Tat zur Seite.

Im Rheingau abgefüllt

Einige Änderungen haben die beiden Fachleute am Reutlinger Achalm-Weinberg jetzt schon in die Wege geleitet: So wird der Wein künftig im Rheingau in Flaschen abgefüllt. Weil in der Krämerstraße, dem Reutlinger Domizil der Initiative, keine Abfüllanlage vorhanden ist, wurden bislang Lohnabfüller engagiert. »Die haben kein Interesse an der Qualität des Weins«, sagt Johannes Bohnacker.

Den Reutlinger Wein ins Rheingau mitzunehmen, sei kein Problem, betont Cornelia Schlepper. Der feine Tropfen von der Achalm werde gesondert gelagert, »mit dem baden-württembergischen Siegel«, schmunzelt die Oenologin. Im Rückblick auf die vergangene Saison sei Henzlers Weinberg zwar vom Frost verschont geblieben. Nicht aber vom Mehltau - der besonders die Weißweinsorten befallen habe. »Da sind Helfer von uns regelrecht mit der Nagelschere ran und haben die befallenen Beeren rausgeschnitten«, sagt Gerhard Henzler.

Dass in diesem Jahr die Ausbeute »nur« 500 Liter betrug - die Vermutung kam auf, dass die Verdichtung des Bodens Schuld daran sei. Die sei anfangs Pflicht gewesen, damit der Boden nicht weggeschwemmt werde, erläutert Henzler. Nach dem Ratschlag von Schlepper müsse aber sowohl mehr Luft wie auch mehr Nährstoff in den Boden rein.

Deshalb sei vor wenigen Tagen mit einer Spatenmaschine das gesamte Gelände von 25 Ar umgegraben worden. Im Frühjahr sollen spezielle Wildblumen, Gräser und Lava-Sand eingebracht werden, um die Bodenstruktur zu verbessern.

Passende Atmosphäre

Die Arbeit geht also nicht aus. Für dieses Jahr reiche es nun auch, betont Gudrun Henzler, die mit ihrem Mann seit Februar ständig im Weinberg war. Jetzt wurde in passender Atmosphäre im Gewölbekeller des Rappen in der Reutlinger Altstadt der Abschluss dieses Weinjahres gefeiert.

Der Wein des Jahrgangs 2011 verspreche nach den Anstrengungen der zurückliegenden Monate auf jeden Fall ein guter zu werden - bei nahezu traumhaften 93 Oechsle-Graden sei das ja auch kein Wunder, meinte Dr. Klaus Merkt, Weinstock-Pate und von Anfang an fachlicher Berater der Henzlers von der Universität Hohenheim. (GEA)