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Aktuell Sanierung

Reutlinger Rathaus: Dachsanierung wird vorgezogen

Statt erst 2030 im Rahmen der Reutlinger Rathaus-Generalsanierung wird das Dach am Markplatz 20 schon 2026/27 saniert. Mehr kosten soll das nicht, die gut 5,8 Millionen Euro werden nur früher fällig.

Das Rathausgebäude mit den Ratssälen von oben: Monitoring und jährliche Überprüfungen bis zu Generalsanierung reichen nicht. Aus
Das Rathausgebäude mit den Ratssälen von oben: Monitoring und jährliche Überprüfungen bis zu Generalsanierung reichen nicht. Aus Sicherheitsgründen muss die Dachsanierung des Ratsgebäudes am Marktplatz 20 vorgezogen werden. Foto: Frank Pieth
Das Rathausgebäude mit den Ratssälen von oben: Monitoring und jährliche Überprüfungen bis zu Generalsanierung reichen nicht. Aus Sicherheitsgründen muss die Dachsanierung des Ratsgebäudes am Marktplatz 20 vorgezogen werden.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN. Die Gallier haben nur eine Angst: dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt. Den Reutlingern droht Unbill von oben auch in den Sitzungssälen im Rathaus. Der Zustand der Deckenaufhängung dort hat sich in den vergangenen eineinhalb Jahren weiter verschlechtert, sodass Statiker die Verantwortung fürs zunächst anvisierte Monitoring bis zum Beginn der Generalsanierung des rund 60 Jahre alten Gebäudes nicht mehr tragen wollen. »Das können wir nicht bis 2030 hinauszögern«, berichtete Kathrin Berger, die Leiterin des städtischen Gebäudemanagements, in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Damit das Gebäude nicht schon zuvor gesperrt werden muss, wird das Dach nun doch schon kommendes und übernächstes Jahr saniert.

Nur so könne die Standsicherheit des Dachtragwerks dieses 1966 fertiggestellten und heute denkmalgeschützten Baus der Architekten Wilhelm Tiedje und Rudolf Volz gewährleistet werden, erklärte Berger. Zur Illustration der Dringlichkeit zeigte sie Bilder der über Jahrzehnte durch Witterung, Lasten, Verzug und Korrosion angegriffenen Konstruktion.

Mit diesen Bildern dokumentiert das Gebäudemanagement der Stadt Reutlingen die Schäden an den Dachabhängern über dem Ratsgebäude
Mit diesen Bildern dokumentiert das Gebäudemanagement der Stadt Reutlingen die Schäden an den Dachabhängern über dem Ratsgebäude. Foto: Schneck-Schaal Braun/ Stadt Reutlingen
Mit diesen Bildern dokumentiert das Gebäudemanagement der Stadt Reutlingen die Schäden an den Dachabhängern über dem Ratsgebäude.
Foto: Schneck-Schaal Braun/ Stadt Reutlingen

Das Dach des Ratsgebäudes ist mittels 56 Stahlabhängungen an dem außenliegenden, den gesamten Gebäudequader überspannenden Stahlbetontragwerk befestigt. Sieben davon sind besonders stark belastet. Die Bügel, an denen die Abhänger unten dranhängen, zeigen jeweils »in nicht geringem Maße Korrosion und Weißrost«, hob Kathrin Berger hervor.

Auch der OB muss im Oktober 2026 sein Büro räumen

Deshalb werden im Oktober 2026 alle Räume, die über der Bodenplatte am Markplatz 20 liegen, für Bauarbeiten geräumt: Sitzungssäle, Büro des Oberbürgermeisters und Fraktionsräume. Vorübergehend kommen OB und Fraktionen dann nebenan im Rathaus am Marktplatz 22 unter. Denn vorbereitend auf die Generalsanierung des Gesamtkomplexes ziehen von dort schon im September 2026 erste Abteilungen der Verwaltung aus. Nur für die Sitzungen ist noch kein Interim gefunden. Im Gespräch sind Ausweichquartiere in der Stadthalle, in Turn- und Festhallen der Stadt und ihrer Bezirke sowie im Joli oder Spitalhof.

Während der Bauarbeiten soll über dem Bestand als Witterungsschutz ein Satteldach errichtet werden. »Das ist nicht wahnsinnig hübsch«, gestand die Gebäudemanagerin. Man suche noch nach einer Möglichkeit, das »optisch ansprechender zu gestalten«. An der westlichen Ecke zur Rathausstraße wird eine Gerüsttreppe mit Aufzug erstellt. Doch weder der Gastronomiebetrieb des »Alexandre« im Erdgeschoss noch der Wochenmarkt sollen gestört werden. »Nur zwei Marktstände sind betroffen« - deren Betreiber seien informiert. Voraussichtlich ist das Gebäude nach der Sommerpause 2027 wieder nutzbar - für OB, Fraktionen, Sitzungen sowie Veranstaltungen im Foyer.

Kosten sollen unter den Eigentümern aufgeteilt werden

Da das Gebäude bereits 1996 geteilt und teilweise veräußert worden ist, sollen die Kosten für die Instandhaltung von den Eigentümern gemeinsam getragen werden - 65 Prozent von der Stadt, 35 von den Miteigentümern. Gespräche laufen Berger zufolge schon, eine Eigentümerversammlung, in der dies beschlossen wird, steht noch an. Parallel entstünden derzeit Wertgutachten zu den Eigentumsanteilen des »Ratskellers« und »Alexandre«. Denn die Stadt erwäge, diese zurückzukaufen.

Die Stadträte stimmten - wie auch schon drei vorberatende Ausschüsse - einmütig zu, die Sanierung des Dachs über dem Ratsgebäude am Marktplatz 20 auf Oktober 2026 bis Herbst 2027 vorzuziehen. Die Kosten, so betonte Kathrin Berger, erhöhen sich dadurch nicht. Mehraufwendungen etwa durch die separate Einrichtung einer Baustelle gleichen erwartete Einsparungen durch geringere Baupreissteigerungen aus. Die rund 5,84 Millionen Euro - davon 1,51 Millionen 2026 und 4,33 im Jahr 2027 - sind in den Gesamtkosten für die Rathaus-Sanierung von 165 Millionen Euro enthalten. Auch wenn »Bauen im Bestand« stets Risiken berge, komme da »nichts on top«, ist Berger überzeugt.

»Kein Pappenstiel, aber alternativlos«

Dr. Maximilian Menton (CDU) scheint das nachvollziehbar. »Alternativlos, wenngleich kein Pappenstiel«, urteilt Georg Leitenberger (FWV). Edeltraut Stiedl (SPD) findet, fast sechs Millionen Euro bedeuten bei den Haushaltsberatungen dennoch »schmerzhafte Einschnitte«. Umso wichtiger: Dies so transparent wie möglich kommunizieren und die Bevölkerung aufklären. Andreas Lächele (Grüne/Unabhängige) betont, »das machen die Räte ja nicht, damit sie schöner wohnen können, sondern die Bausubstanz muss erhalten werden. In diese Richtung sollten wir auch bei den Schulen gehen.« Immobilienfachfrau Regine Vohrer (FDP) stellt fest, dass das Ratsgebäude seit 1966 trotz Sanierungsstau »noch relativ gut dasteht«. Dass bislang nichts passiert ist, sei nur »der hervorragenden Bausubstanz geschuldet« stimmt ihr OB Thomas Keck zu.

Das Ratssaal-Gebäude mit der Gastronomie im Erdgeschoss vom Marktplatz her gesehen.
Das Ratssaal-Gebäude als Teil des Gesamt-Ensembles. Im Erdgeschoss die Gstronomie. Foto: Frank Pieth
Das Ratssaal-Gebäude als Teil des Gesamt-Ensembles. Im Erdgeschoss die Gstronomie.
Foto: Frank Pieth

Die Planung beginnt schon im November. Baubeginn ist im Oktober 2026, knapp ein Jahr später sollen die Stahlabhängungen verstärkt beziehungsweise ersetzt, das Dach abgedichtet und neu gedämmt und die Unterdecken wieder montiert sein. (GEA)