REUTLINGEN. Kinder werden das Naturkundemuseum nur noch widerwillig verlassen. Denn ab Dienstag, 11. März, beginnt wieder das große Ausbrüten kleiner Hühner. Die Mütter und der Vater der Reutlinger Osterküken kommen dabei aus Pfullingen. Gerade eben hat Dr. Katja Bader vom Museum 40 Eier vom Schwillehof abgeholt. Aus mindestens der Hälfte werden Küken schlüpfen. Typische Frage von Mädchen und Jungen, wenn sie die Eier jetzt sehen: Wie lange dauert das noch? Kurze Antwort: Etwa 21 Tage. Bis dahin lohnt sich ein äußerst lehrreicher Blick auf die Sonderausstellung rund um eierlegende Tiere.
Erlebnisbauernhof
Die fröhliche Hühnerschar sowie Hahn Ahab, also die Eltern der Reutlinger Osterküken, lassen sich gerne auf dem Pfullinger Schwillehof besuchen. Ins Navi Ernst-Trumpp-Weg 59 eingeben. Der Hof liegt hinter Pfullingen in Richtung Gönningen im Grünen. Geöffnet ist dort von Montag bis Sonntag von 8 bis 19 Uhr.
Sind die Hühner besichtigt, bieten sich etwa ein Spaziergang oder eine Wanderung in der abwechslungsreichen Natur in Begleitung eines Esels an. Unvergesslich sollen auch Kindergeburtstage auf dem Schwillehof sein. Sehr putzig sind aktuell mehrere kleine Ziegen. Beeindruckend auch, einem Pfau zu begegnen. Auf dem Hof gibt es regelmäßig Veranstaltungen. Weitere Infos finden sich im Internet. (zen)
Es ist eine kleine Idylle, der Erlebnisbauernhof von Hansi Schwille. Ein Pfau begrüßt alle Besucher vom nächstbesten Autodach. Vorne meckern kleine und große Ziegen. Hinten möchten jene Esel bitteschön gestreichelt werden, mit denen Gäste auch auf Wanderschaft gehen dürfen. Hier werden jene Eier gelegt, die Katja Bader seit Jahren immer vor Ostern abholt. »Das Naturkundemuseum war auf der Suche nach befruchteten Eiern – und das ist eben nicht so einfach«, erinnert sich der Landwirt an den Beginn einer wunderbaren Kooperation. Ganz viele Betriebe halten nur noch Hühner, aber keinen Gockel dazu, »wegen dem Gekrähe«. Denn was ein echter Mann mit Federn und roten Kamm ist, der macht laut auf sich aufmerksam.
Der Hahn ist sehr aktiv
Der Hahn von Schwilles Hühnerschar trägt den Namen Ahab, ist ein prächtiger Bursche mit wehrhaften Krallen und aufmerksamen Blick auf seine Hennen. Ahab ist eine vier Jahre alte Tierpersönlichkeit, der mehrere Rassen sowie einen gesunden Fortpflanzungstrieb in seinem Körper vereint. »Die Hühner werden mehrfach am Tag befruchtet«, erklärt Schwille. Sie legen ihre Eier dann in gemütlich mit Stroh ausgepolsterte Nester, wo sie der Bauer anschließend vorsichtig entnimmt – wenn die Hühnerschar nicht guckt. Welche Eier wirklich befruchtet sind, lässt sich von außen nicht überprüfen – das zeigt sich erst beim Ausbrüten, das eine gehörige Portion Fachwissen verlangt, über das Katja Bader verfügt.
Im obersten Stockwerk des Naturkundemuseums steht zunächst ein Vorbrüter. In dem muss es bei 60 Prozent Luftfeuchtigkeit exakt 37,8 Grad Celcius warm sein. »Da sind die Eier 18 Tage drin«, beschreibt Bader die Wartezeit. Dann wandern sie in den Schaubrüter, in dem noch 37,6 Grad Celcius aber mindestens 80 Prozent Luftfeuchtigkeit herrschen, »nach 21 Tagen plus oder minus einem Tag schlüpfen sie dann«. Es lohnt sich daher für Eltern schon jetzt im Kalender diese Tage einzutragen, damit die Kinder etwas zum Staunen haben. Wobei das Schlüpfen selbst stundenlange Schwerstarbeit für die filigranen Wesen ist, wie das Naturkundemuseum schreibt. »Schon Tage vorher ist da einiges los. Es wird geruckelt und gepiepst, denn man verständigt sich bereits im Ei über die beste Zeit zum Schlupf«. Je nach Rasse kommen unterschiedlich gefärbte und verschieden große Küken zur Welt, die ihre ersten Tage in zwei Laufarenen im Museum verbringen – süßer geht’s nicht.
Lehrreicher auch kaum, denn viele Mädchen und Jungen haben so etwas nie zuvor gesehen. »Wer weiß noch, wie ein Küken schlüpft?«, fragt Schwille. Das hat sich mittlerweile herumgesprochen. Das Museum erfreut sich während dieser speziellen Tage höchster Popularität bei kleinen Menschen. Nach 14 Tagen im Naturkundemuseum dürfen die zunehmend gewachsenen Hühner wieder zurück auf den Schwillehof. (GEA)
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