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Aktuell Musikshow

Reutlinger Musikschullehrer schafft es bei DSDS fast ins Finale

Der Reutlinger Patrick Winter war als Draq Queen bei der aktuellen Staffel von »Deutschland sucht den Superstar« dabei.

Patrick Winter als »Miss Roxxy« (29) beim Recall auf Kreta.  FOTO: RTL
Patrick Winter als »Miss Roxxy« (29) beim Recall auf Kreta. FOTO: RTL
Patrick Winter als »Miss Roxxy« (29) beim Recall auf Kreta. FOTO: RTL

REUTLINGEN. Am kommenden Samstag endet die große Show, geht die 21. Staffel der Casting-Show »Deutschland sucht den Superstar« zu Ende. Patrick Winter als Drag Queen Miss Roxxy wird dabei sein – allerdings im Publikum. Patrick Winter wurde geboren in Böblingen, lebt in Hildrizhausen, ist 29 Jahre alt noch bis Januar, unterrichtet Piano im Fachbereich Pop an der Reutlinger Musikschule, spielte Keyboards bei der Reutlinger Band Sam’s Sticky Bandits, begleitet Sven Budja, der Sam ist, auch bei den Baseballs, auf seinem ersten Solo-Album – und entdeckte vor einigen Jahren, dass es ihm Freude bereitet, sich hin und wieder in eine Frau zu verwandeln – auf der Bühne, als Travestiekünstler, mit einem anspruchsvollen musikalischen Setting.

Nun nahm er an der 21. Staffel von "Deutschland sucht den Superstar teil, reiste nach Kreta. Dort allerdings war Schluss für den glitzernden Show- und Gesangsstar. Ein Schlagerlied war es, über das Miss Roxxy stolperte. Patrick Winter macht es nicht viel aus: Er glüht noch vor Begeisterung, wenn er von den Tagen in den DSDS-Unterkünften erzählt, von seinen Mitbewerbern, den Gesangsauftritten und Bewertungen. Er hat alle Sendungen mitverfolgt und er wird beim Finale in Köln den Gewinnern zujubeln.

»Es war bunt, es war geschmackvoll«

Für die Casting-Show schwärmte Patrick Winter immer schon; er fieberte mit, wenn Kandidaten früherer Sendungen um den ersten Platz sangen, er fühlt sich fast zu Hause, auf ihrer Bühne. »Ich kenne das Studio genau«, sagt er. »Den LED-Boden, die Lichttechnik, den Sound. Ich habe mich bei allen Folgen gut unterhalten. Es war toll geschnitten, es war bunt, es war geschmackvoll« – so schwärmt er von der aktuellen Staffel.

»Ich habe mich 2023 offiziell beworben«, erzählt er, »aber es war mein letzter Gedanke, dass ich unter die ersten 20 kommen könnte, als ich nach Köln gefahren bin, um mich dort vorzustellen.« Zum Vor-Casting reiste er im Frühjahr 2024 – »In voller Montur. Ich hatte alles dabei, im Auto.«

Bei »Deutschland sucht den Superstar« steht der Gesang im Vordergrund, das Können – das weiß Patrick Winter alias Miss Roxxy. Anders als bei »The Voice of Germany« spielt bei dieser Show die Persönlichkeit des Interpreten aber auch ihre kleine Rolle, erlebt das Publikum mit, wie es hinter den Kulissen zugeht. DSDS erschien Patrick Winter deshalb geeigneter für einen Auftritt.

»Natürlich«, sagt er, »möchte ich auch etwas reißen. Ich möchte ein Publikum erreichen, das Drag Queens sonst eher nicht wahrnimmt. Viele von uns treten auf in Szenelokalen, Nachtclubs; wir leben in einer Bubble. Ich habe durchaus den Anspruch, nicht nach meinem Äußeren beurteilt zu werden, sondern nach meinem Gesang, aber es ist mir auch wichtig, wie ich mich präsentiere. Ich möchte zeigen, was ich in den letzten vier Jahren entwickelt habe, und möchte auch, dass irgendeine Ingeborg und irgendein Herbert mich schön finden, nicht nur die Leute aus der Szene.« Drei Lieder bereitete Patrick Winter für seinen Auftritt vor – Miss Roxxy sang »The Best« von Tina Turner als Ballade und begleitete sich am Klavier, sang »I’m Still Standing« von Elton John, sang »Velvet Touch« von Mark Kingswood, einem britischen Songwriter im Swing- und Sinatra-Stil, der noch so unbekannt ist, dass zu seinem Stück kein Playback auf dem Markt war: »Ich habe ihn über Social Media angeschrieben und er hat mir das Instrumental für seinen Fernsehauftritt zukommen lassen.«

Stationen von Miss Roxxys DSDS-Karriere waren die MMC Studios in Köln, die Veltins-Arena bei Gelsenkirchen, eine Luxusvilla in der Nähe von Chania auf Kreta.

In Gelsenkirchen wurden die Teilnehmer der Casting-Show im Reisebus zunächst auf einen Dorffußballplatz transportiert – ein Scherz – und dann in die Arena, die 62.000 Gäste fasst. Dort sangen sie alleine vor einer Jury, die aus vier Personen bestand – aus Dieter Bohlen, Beatrice Egli, Pietro Lombardi und Loredana, einer Rapperin. »Ich war erst skeptisch«, sagt Patrick Winter, »da ich wusste, dass die Jury auch schon schlechte Erfahrungen gemacht hatte, mit Männern in hohen Schuhen.« Dieter Bohlen erwies sich jedoch als äußerst umgänglich: »Ich habe sehr viel Zuspruch von ihm bekommen.«

»Es war mir wichtig, keine schrille Tante zu sein«

Das Schalke-Stadion in Gelsenkirchen gab den Kandidaten eine Ahnung vom großen Ruhm, die Villa auf Kreta nicht minder: »Es war magisch. In einer solchen Villa wohnst du vielleicht, wenn du es wirklich geschafft hast.« Die Stimmung war gut, es kam zu keinen Eifersüchteleien, und gewählt waren die Bewerber breit und bunt, ohne eine Altersbegrenzung dieses Mal: Da trat ein 92-Jähriger auf und sang einen deutschen Schlager, trat eine 60-Jährige auf und schaffte es ins Finale. Patrick Winter erinnert sich an sie alle und spricht mit großem Respekt von ihnen. Für ihn kam nach drei Tagen auf Kreta das Aus. Andere Kandidaten durften eine ganze Woche bleiben.

»Sie haben mich mit drei anderen Mädels in eine Schlagergruppe gesteckt«, erzählt er. »Heute Nacht für immer« von Maite Kelly sollte Miss Roxxy singen, am Strand von Kreta. »Heute Nacht fliegst du nach Hause, dachte ich mir gleich. Ich bin kein Schlagermensch und habe immer bewusst gesagt, ich möchte auch als Travestiekünstler keinen Schlager singen. Bis dahin habe ich mit Authentizität geglänzt. Es war mir wichtig, keine schrille Tante zu sein. Ich war Patrick, ob mit oder ohne Fummel. Wenn man mir einen Song gibt, den ich nicht von Herzen aus erzählen kann, dann kommt das bei mir auch nicht rüber. Schlager ist mehr als nur ein Lied, es ist ein Lebensgefühl. Dieter Bohlen und Beatrice Egli sind sehr schlagerbehaftet. Ihnen kann man da nichts vormachen.« Innerhalb einer halben Stunde musste Miss Roxxy auf Kreta ihre Sachen packen.

Wenn am Samstag, nun in Köln, das Fernsehpublikum bei der einzigen Live-Show der 21. Staffel von »Deutschland sucht den Superstar« über die vier Finalisten abstimmt, wird Patrick Winter seinen einstigen Mitstreitern wieder begegnen. Natürlich hat er davon geträumt, zu siegen, hat sich überlegt, welches Lied er singen möchte, im Finale. »Music Was My First Love« von John Miles, wäre es gewesen: »Das steht wie kein anderes Lied für mich und mein Leben.« (GEA)