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Reutlinger Mundart-Wochen: Bleed gschwätzt isch glei

Bei den Reutlinger Mundart-Wochen wird im Kabarett und Theater bei Wein und Poetry-Slam geschwäbelt

Stolz auf das Programm: Wilhelm König und Thomas Krätschmer (rechts) von der Volksbank. FOTO: SPIESS
Stolz auf das Programm: Wilhelm König und Thomas Krätschmer (rechts) von der Volksbank. FOTO: SPIESS
Stolz auf das Programm: Wilhelm König und Thomas Krätschmer (rechts) von der Volksbank. FOTO: SPIESS

REUTLINGEN. Mit ungebrochenem Elan hat Wilhelm König wieder die Mundart-Wochen organisiert, wenn auch in abgespeckter Form: Sie dauern vom 8. bis zum 29. März. Die beliebte Reihe beinhaltet zwei Kabarettveranstaltungen, ein Theaterstück, eine Weinprobe und erstmals ein Poetry Slam; sie geht in der Schalterhalle der Volksbank über die Bühne.

Ohne ihn gäbe es weder die Mundart-Wochen (seit 1976) noch in Bad Schussenried das zentrale Württembergische Mundart-Archiv (seit 1999). Auch »schwädds«, die Zeitschrift für Mundartliches, die im nächsten Jahr ihr 40. Jubiläum feiert, und die Mundartgesellschaft Württemberg (seit 1978) sind Kinder von Wilhelm König.

Neue und bewährte Künstler

Der Ermstäler Mundartlyriker wird nicht müde, sich auch im fortgeschrittenen Alter mit dem schwäbischen Dialekt zu beschäftigen, und er schreckt als Organisator der Mundart-Wochen auch vor Experimenten nicht zurück: »Ich will dieses Jahr mal etwas Neues ausprobieren und habe erstmals einen Poetry Slam ins Programm genommen«, verkündet der 83-Jährige. Zudem hat er sich einen lange gehegten Traum erfüllt und eine echte Weinkönigin zur beliebten »Wein & Wort«- Veranstaltung eingeladen.

Zwar gehen bei der aktuellen Ausgabe und zukünftig nur noch fünf Veranstaltungen in der Volksbankfiliale Gartenstraße über die Bühne, aber Wilhelm König ist seinem Grundsatz treu geblieben, sowohl neue als auch bewährte Künstler einzuladen, die den Reichtum der schwäbischen Sprache widerspiegeln. Inzwischen hat sich die älteste Mundartreihe im deutschsprachigen Raum fest im Kulturkalender der Achalmstadt etabliert, auch dank des langjährigen Sponsors Volksbank, der seit vielen Jahren nicht nur finanzielle und ideelle Unterstützung leistet, sondern auch bei allen Veranstaltungen als Gastgeber auftritt: »Ohne diese Unterstützung wäre dies alles nicht möglich«, betont König beim Pressegespräch. »Wenn die Schalterhalle der Bank voll ist, ist sie das schönste Weincafé Reutlingens«, ist er überzeugt. Neben der Volksbank sitzen als Sponsoren die Stadt Reutlingen und das Regierungspräsidium Tübingen mit im Boot.

Wie die Förderer und Unterstützer sind auch viele auftretende Künstler den Mundart-Wochen seit Jahren treu. Christiane M. zum Auftakt am Freitag, 8. März, war schon vor zwei Jahren dabei. Bei ihrem Programm »Kocht han i nix, aber guck wie i do lieg« darf sich das Publikum auf schwäbisch-erotisches Kabarett freuen, gespickt mit Augenzwinkern, Stellungsakrobatik, jeder Menge Charme und schwäbischem Frohsinn. Auch Werner Koczwara und Ernst Mantel waren schon öfters zu Gast bei der Mundartreihe, »aber noch nie in dieser Kombination«, versichert Wilhelm König. Gemeinsam treten Mantel und Koczwara am Dienstag, 12. März, als »Vereinigtes Lachwerk Süd« an und werden das machen, womit sie im Schwabenland seit Jahren bekannt sind.

Zur lieb gewonnenen Tradition hat sich auch die Weinprobe »Wein & Wort« entwickelt. Mundartlich umrahmt von Wilhelm König und musikalisch begleitet von Günther Wölfle und Dieter Hildenbrand, verwandelt sich die Schalterhalle des Kreditinstituts am Samstag, 16. März, in eine gemütliche Weinstube, in der mit Anja Off von der Weinmanufaktur Untertürkheim erstmals eine Weinkönigin die Weine kredenzt. Außerdem ist das Weingut Wagner aus Weinstadt mit von der Partie. Am Dienstag, 19. März, wird die seit 30 Jahren bestehende Laienspielgruppe Huggendubbels Komede aus Pliezhausen ihr Programm »Bleed gschwätzt isch glei« vorstellen, das sich aus kleinen Spielszenen und Gesangseinlagen zusammensetzt.

Der Abschluss am Freitag, 29. März, ist eine echte Premiere. Dass sich ein Poetry Slammer dem Dialekt und im Speziellen dem Schwäbischen annimmt, ist eine Rarität. Wie Wolfgang Heyer die schwäbischen Eigenschaften und Sprachbesonderheiten aufbereitet, hat viel mit hohem Sprachtempo und Entertainment zu tun. Man darf gespannt sein, ob das auch von den gesetzteren Teilen des Publikums gut aufgenommen wird.

Alle fünf Veranstaltungen beginnen um 19 Uhr im Foyer der Volksbankfiliale in der Gartenstraße. (GEA)