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Reutlinger Messe: Energiewende geht nicht ohne Handwerk

Messe »Handwerk Energie Zukunft« auf den Bösmannsäckern lockte am vergangenen Wochenende bei bestem Wetter viel Publikum an

Jede Menge Informationen gab es bei der Messe »Handwerk Energie Zukunft« auch beim Rundgang durch die Messezelte zum Start der H
Jede Menge Informationen gab es bei der Messe »Handwerk Energie Zukunft« auch beim Rundgang durch die Messezelte zum Start der Handwerksausstellung. Foto: Norbert Leister
Jede Menge Informationen gab es bei der Messe »Handwerk Energie Zukunft« auch beim Rundgang durch die Messezelte zum Start der Handwerksausstellung.
Foto: Norbert Leister

REUTLINGEN. Auffällig bei der Reutlinger Messe »Handwerk Energie Zukunft« außerhalb der Zelte war am vergangenen Wochenende auf den Bösmannsäckern die Vielzahl der ausgestellten Heizmöglichkeiten. Wenig verwunderlich? »Rund 25 Prozent aller Kohlendioxidemissionen stammen aus den Bereichen Wohnen und Strom«, sagte Reutlingens Finanzbürgermeister Roland Wintzen am Samstag zu Beginn des traditionellen Eröffnungsrundgangs über die diesjährige Messe »Handwerk Energie Zukunft«.

»Die Messe hat Tradition und ist eine wichtige Plattform für die Aussteller, die ihre Leistungen zeigen und in Kontakt mit Interessierten kommen«, betonte Wintzen auf den Reutlinger Bösmannsäckern. »Die Energiewende ist ohne das Handwerk nicht denkbar«, so der Finanzbürgermeister der Stadt. Am Sonntag fanden deshalb auch Fachvorträge im Veranstaltungszelt ihr Publikum, die sich mit der Energiewende befassten. Die Themen dort lauteten: Heizen, Heizungstausch, Wärmepumpe, Fotovoltaik und Fördermöglichkeiten.

Rund 120 Aussteller hatten sich in diesem Jahr eingefunden, das seien laut Roland Wintzen etwa 10 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. »Das Handwerk hat zentrale Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Reutlingen«, so der Bürgermeister. Kreishandwerksmeister Steffen Mohl hatte zuvor auf die drei Schwerpunkte der diesjährigen Messe hingewiesen – dazu zählten zum einen Bauen, Sanieren, Renovieren. Zudem war den Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk ein eigenes Zelt gewidmet, die dritte Säule der Messe war die Mobilität: Fünf Autohäuser präsentierten ihre Fahrzeuge und ihre Dienstleistungen vor Ort.

Wie ist die Stimmung im Handwerk?

Doch wie ist denn die Stimmung im Handwerk? Sehr unterschiedlich. Christoph Kleih etwa freute sich für seine Branche der Zimmerer: »Der Holzbau wird immer noch und immer mehr gebraucht, wir sind sehr zufrieden mit der Auftragslage und auch mit der Nachfrage von jungen Menschen nach Ausbildungsplätzen.« Im Landkreis Reutlingen-Tübingen seien momentan 80 Azubis im zweiten Lehrjahr, »das ist für die Branche sehr erfreulich«, so Kleih. Und führe zu folgendem Ergebnis: »Wenn die Betriebe ausbilden, haben sie später ihre Facharbeiter und ihre Meister.«

Auch der Holzbau spielte bei der Handwerksmesse am Wochenende eine bedeutende Rolle.
Auch der Holzbau spielte bei der Handwerksmesse am Wochenende eine bedeutende Rolle. Foto: Norbert Leister
Auch der Holzbau spielte bei der Handwerksmesse am Wochenende eine bedeutende Rolle.
Foto: Norbert Leister

Ganz anders sieht es in anderen Branchen des Handwerks aus: Bei Klempnern zum Beispiel, wie Stefan Künstle erläuterte: Azubis seien sehr schwer zu finden, im Gegensatz zu Zimmerern: »Die haben halt eine sehr lange Tradition, das fing ja schon mit Jesus an«, sagte Künstle augenzwinkernd. Doch auch die Metallbearbeitung gebe es schon sehr lang, sie begann mit der Kupferbearbeitung.

Schwierig, Nachwuchs zu finden

Aber: »Früher war Gas, Wasser und Klempner ein einziger Ausbildungsberuf, nach der Trennung in zwei Berufe ist es für uns deutlich schwieriger«, so der Klempnermeister, der vor allem Metalldächer und Metallfassaden herstellt. Aufträge habe sein Betrieb genug, auch (noch) genug Personal. Aber insgesamt sei es in seiner Branche sehr schwierig, Nachwuchs zu finden.

Davon kann Tobias Class schon seit langem ein Lied singen: Der stellvertretende Obermeister der Bau-Innung führte aus, dass in Deutschland kaum mehr Jugendliche auf dem Bau arbeiten wollten. Die Branche gehe deswegen andere Wege, werbe etwa junge Menschen aus Vietnam an – mit Erfolg. Allerdings sei die Situation beim Wohnungsbau ziemlich desolat. »Wer kann sich heute noch ein Einfamilienhaus leisten, wenn so ein Häuschen schnell mal eine Million Euro kostet«, fragte Class eher rhetorisch.

Insgesamt zeigten sich Aussteller und Veranstalter einigermaßen zufrieden mit der Resonanz der diesjährigen Handwerksmesse: Ewald Heinzelmann sagte als Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, alles habe geklappt, »wenn auch der Sonntag ruhiger war als die bisherigen Sonntage bei der Messe«. Gründe dafür? Vielleicht das sehr gute Wetter, vielleicht auch der Muttertag. Dafür sei aber am Samstag mehr Publikum auf den Bösmannsäckern gewesen.