REUTLINGEN. Was für ein Glück in den Gesichtern bei der Lehrabschlussfeier der Kreishandwerkerschaft Reutlingen: Die neuen Gesellinnen und Gesellen haben einen wesentlichen Schritt auf ihrem Karriereweg geschafft und sich für die Übergabe von Gesellenbriefen oder Abschlusszeugnissen schick gemacht. Im Naturtheater Reutlingen verkündet Kreishandwerksmeister Steffen Mohl zwei erfreuliche Zahlen: »Insgesamt haben 398 Prüflinge an der Sommergesellenprüfung 2025 teilgenommen. Knapp 94 Prozent haben bestanden. Das ist ein Rekordwert.«
Schon eine halbe Stunde vor Beginn des offiziellen Teils versammelt sich die Festgesellschaft vor dem Theater. Manche wie Zimmerer Justin Kübler haben ihre traditionelle Arbeitskluft angezogen. Eltern oder Freunde sind mit dabei, alle strahlen. Mit seinen 19 Jahren erklärt Kübler den Reiz seines Berufes bei Gekeler Holzbau in Böhringen in wenigen Worten: »Schaffen mit Holz. Die ganze Zeit draußen sein, oben auf dem Dach«. Jawohl, er wird übernommen wie wohl die meisten hier.
»Weil's cool und lässig ist«
Auch Moses Schrode, ebenfalls Zimmerer und 19 Jahre alt, hat es überzeugt »was mit den eigenen Händen zu schaffen«. Er arbeitet beim Krohmer Holzbau in Münsingen. »Ich mag es, Leute schön zu machen«, sagt hingegen Aleyna Bozak, zwei Jahrzehnte auf der Welt und beim Metzinger Salon Hair Delux jetzt ausgebildete Friseurin. »Es ist am Anfang schwierig, acht Stunden auf den Beinen zu stehen, aber dann gewöhnt man sich daran«, erzählt die junge Frau.

Sehr zufrieden sitzt Bäckergeselle Tim Flauger, 19, auf den Rängen des Naturtheaters. Am liebsten stellt der Mitarbeiter der Horber Bäckerei Sauer Bauernbrot her. Mit dem frühen aufstehen - täglich um vier Uhr - hat er keine Probleme. Was seine neben ihm sitzende Freundin dazu sagt? Sie lächelt, denn als Konditorin kennt sie selbst das Frühaufstehen. Auch Flauger wird übernommen, will sich seinen Gesellenbrief »zu Hause aufhängen und bestimmt den Meister machen«. Nach diesem Gespräch richten sich alle Blicke auf Kreishandwerksmeister Mohl auf der Bühne.
»Sie haben Rückgrat bewiesen«
Mohl zitiert Friedrich Nietzsche, der mal gesagt haben soll »ein Beruf ist das Rückgrat des Lebens«. Die Gesellinnen und Gesellen hätten »Rückgrat während ihrer Ausbildung und der Prüfung bewiesen, sie haben damit das Rückgrat für eine erfolgreiche berufliche Zukunft erworben«. Im Bezug auf die diesjährige Sommergesellenprüfung verrät der Kreishandwerksmeister das Zimmerer neben Malern und Lackierern sowie Schreinern die zahlenmäßig stärkste Gruppe gewesen seien. Dazu legten überdurchschnittlich viele Kauffrauen ihre Prüfung für Büromanagement ab.
Besondere Preise
Zur Förderung der Jahrgangsbesten im Maurerhandwerk hatte die Schlagmann-Edmüller Stiftung drei Preise mitgebracht. Der erste Preis ging an Lennart Mengelkamp (Jentz & Jentz Bau GmbH Reutlingen). Den zweiten Preis erhielt Arlind Vrenezi (Jentz & Jentz Bau GmbH Reutlingen). Über den dritten Preis konnte sich Marius Klingler (Steffen Kazmaier Bauunternehmung Grabenstetten) freuen. Den Förderpreis der IKK Classic für beste Leistung im Prüfungsbereich Wirtschafts- und Sozialkunde bekam Reiner Betz (Holzbau Betz GmbH Trochtelfingen-Steinhilben). (GEA)
Zu den weniger erfreulichen Tatsachen gehöre die aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland. »Nach wie vor ist die Situation in weiten Teilen des Handwerks besser als in anderen Wirtschaftsbereichen«, freut sich Mohl - mit mehreren Einschränkungen: »Die Auftragsreichweiten gehen aber deutlich zurück. Immer mehr Handwerksbetrieben fehlen Folgeaufträge«. Belastet seien außerdem Lieferketten »mit teils massiven Verzögerungen bis hin zu kompletten Ausfällen«. Dabei freue es ihn, dass es in diesem Jahr wieder gelungen sei, die Zahl neuer Lehrverträge im Handwerk leicht zu steigern.
Zwischen mit Beifall bedachten Auftritten des Naturtheater-Ensembles werden die Gesellenbriefe und Abschlusszeugnisse übergeben. Dazu einige besondere Auszeichnungen und kleine Geschenke. Es entstehen viele Selfies und Gruppenbilder, die ihren Platz im Familienalbum finden werden. (GEA)


