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Reutlinger Kinder: Vorbereitung auf die Kommunion

Bei den Vorbereitungen zur Erstkommunion in Orschel-Hagen setzt die Gemeinde St. Andreas auf Spiele mit der Familie anstatt auf klassischen Unterricht. Das bereitet den Jungen und Mädchen viel Spaß.

Leonie (links) durfte ihre große Schwester Emilia bei der Kommunionsvorbereitung in den vergangen Wochen begleiten.
Leonie (links) durfte ihre große Schwester Emilia bei der Kommunionsvorbereitung in den vergangen Wochen begleiten. Foto: Frank Pieth
Leonie (links) durfte ihre große Schwester Emilia bei der Kommunionsvorbereitung in den vergangen Wochen begleiten.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN. »Es war schon immer mein Traum zur Kommunion zu gehen«, erzählt der 9-jährige Karlo glücklich beim Palmzweigbasteln der Kirchengemeinde St. Andreas in Orschel-Hagen. Sein großer Wunsch wird ihm und 46 weiteren katholischen Kindern aus Reutlingen, Walddorfhäslach und Pliezhausen am traditionellen »Weißen Sonntag«, dem 27. April, erfüllt. Seit November besuchen die kleinen Katholiken die Gottesdienste und Angebote von Pfarrer Dietmar Hermann - freiwillig und mit der Familie. »Das war zu meiner Kindheit noch ganz anders«, erinnert sich Herrmann zurück, »da fand die Kommunionsvorbereitung im Religionsunterricht statt.« Heute wolle man den Jungs und Mädchen »den Glaube anbieten und entdecken lassen«. Ein Memoryspiel zur Kirche, das gemeinsame Vorführen von Bibelstellen oder der Besuch bei einem Imker: Die Kinder sollen spielerisch den Weg zu Gott finden und werden von ihren Eltern oder Geschwistern auf der Reise begleitet.

»Das ist eine tolle Sache«, meint Simone Kermin. Ihre Tochter Emilia hat dieses Jahr ihre Erstkommunion und wurde dabei von ihrer Mutter und ihrer 5-jährigen Schwester Leonie begleitet. »Ich hab in den letzten Wochen selbst so viel Neues dazugelernt«, berichtet Kermin, »es ist schön, das gemeinsam mit meinen Töchtern zu erleben, statt sie einfach nur hier abzugeben und zu Hause zu warten.« Die Familie setzt sich seit der Kommunionsvorbereitung mehr mit dem Glauben auseinander: Emilia weiß jetzt zum Beispiel wie man alle Gegenstände in einer Kirche nennt. Die 8-Jährige ist »schon ganz aufgeregt, aber ich freue mich auch sehr darauf.« Ob ihre kleine Schwester Leonie am liebsten auch schon dran wäre? »Ja schon«, sagt sie ganz verlegen. Noch muss sie sich drei Jahre gedulden, aber wird beim großen Tag ihrer Schwester natürlich auch in der Kirche mit dabei sein.

»Mir bedeutet es viel, Gott näher zu stehen«

Auch Marleens ganze Familie kommt am Weißen Sonntag nach Reutlingen. Viele von ihnen hat sie eine Weile nicht mehr gesehen und ist deswegen etwas nervös. Auf ihren Festtag freut sie sich trotzdem, »weil es mir viel bedeutet, Gott näher zu stehen.« Der 9-Jährigen hat es sehr gefallen, »die ganzen Geschichten aus der Bibel zu hören.« Geschichten, die für Fabio nichts neues mehr sind. Als Ministrant kennt er das meiste schon, das Pfarrer Hermann den Kindern in den vergangenen Wochen beigebracht hat. »Ich habe da aber nochmal gemerkt, wofür ich dankbar bin«, teilt er mit, »und zwar dafür, dass es meiner Familie gut geht und wir genug Essen haben.« In der Schule sind aus Fabios Jahrgang nur sieben Kinder Katholiken, weshalb der Religionsunterricht meist etwas ungewöhnlich für ihn ist. »Hier waren wir aber ganz viele«, sagt er.

Für ihre Palmzweige dürfen die Kinder Eier bemalen. »Ich hab das coolste überhaupt«, ist sich Antoni sicher und zeigt auf sein blau-rotes Ei, das zum Trocknen am Fenster steht. Für ihn war die Zeit mit seiner Erstkommunionsgruppe nach dem Tod seiner Katze ein trostspendender Ausgleich. »Da war ich schon sehr traurig«, erinnert sich der junge Reutlinger. Noch mehr aufmuntern werden ihn sicher die Geschenke, auf die er sich bei seiner Kommunion besonders freut: »Ich habe von meinem Onkel schon ein Fahrrad bekommen, mit dem bin ich auch hergekommen«, erzählt er stolz, »jetzt wünsch ich mir noch ein paar Torwarthandschuhe.« Im Tor stand der kleine Fußballer in seiner Mannschaft bisher noch nie, das soll sich mit seinem Geschenkwunsch dann in Zukunft ändern.

Auf ihre bunt-bemalten Eier sind die Kinder besonders stolz.
Auf ihre bunt-bemalten Eier sind die Kinder besonders stolz. Foto: Frank Pieth
Auf ihre bunt-bemalten Eier sind die Kinder besonders stolz.
Foto: Frank Pieth

Der Bastelnachmittag ist der letzte Termin vor dem Weißen Sonntag für die aufgeregte Gruppe. Dietmar Herrmann genießt auch nach 30 Jahren Arbeit, davon elf in Orschel-Hagen, immer noch die gemeinsame Zeit mit den Kindern und ihren Familien. »Als es losging, haben sich höchstens drei Kinder gemeldet, wenn man etwas vortragen sollte. Heute tritt die Hälfte nach vorne«, berichtet der Pfarrer. Zu sehen, wie der Mut und das sichere Auftreten der Kinder wächst, sei für ihn etwas ganz Besonderes. »Diese religiöse Neugierde, dieses Staunen über Gott - das gibt es nur in diesem Alter.«

Karlo war schon lange vor den Vorbereitungswochen in der St. Andreas Kirche von den biblischen Geschichten fasziniert. Mit seinen Großeltern geht er schon seit Jahren in den Gottesdienst und lernte von ihnen, »wie Jesus den Armen und Blinden geholfen hat.« Auch die Kreuzigung, »die natürlich nicht besonders schön war«, schreckt ihn nicht ab, sondern interessiert den 9-Jährigen, der sich besonders darauf freut das »Leib Christi« bei seiner Kommunion zu probiere. »Seit ich das das erste Mal gesehen habe, wollte ich schon immer wissen wie das schmeckt.« Für ihn und die anderen Kinder hat das Warten in knapp zwei Wochen ein Ende. (GEA)