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Reutlinger Hexenhäusle als Brutstätte pfiffiger Ideen

Die Aussage von Jochen Strähle, Professor an der Fakultät Textil und Design der Reutlinger Hochschule, der Handel in der Innenstadt sterbe, bringt Harald Berger auf die Palme.

Hubert und Harald Berger (rechts) vor dem Hexenhäusle. FOTO: DÖRR
Hubert und Harald Berger (rechts) vor dem Hexenhäusle. FOTO: DÖRR
Hubert und Harald Berger (rechts) vor dem Hexenhäusle. FOTO: DÖRR

Strähle hat dies jüngst beim Zukunftspodium »Mehr Leben! Für die Reutlinger Innenstadt« im Dominohaus gesagt und dem Bruder von Bäcker Hubert Berger schwillt der Kamm. »Diese Aussage ist erschreckend.« Statt bereits vom Tod eines Patienten, der zugegebenermaßen ziemlich schwächelt, zu reden, tüftelt Berger an einem Rezept, wie dem Einzelhandel geholfen werden könnte. Brutstätte für gewitzte Ideen soll das Hexenhäusle in der oberen Wilhelmstraße sein. Er hat es von seinem Vater Hugo vor einigen Jahren bekommen mit der Maßgabe, daraus etwas zu machen, das die Innenstadt belebt.

Im dem laut Stadtarchiv 1777 gebauten Haus – auch wenn draußen 1758 steht – war bis Dezember ein Käseladen untergebracht. Und davor ein Bonbon-Geschäft, eine Schmuckboutique, ein Spieleladen. Auch Kleidung wurde dort schon verkauft. »Aber keiner hat sich richtig lange gehalten«, sagt Harald Berger. Deshalb geht er einen neuen Weg.

Zwei Din-A4-Seiten, die eine gelb, die andere rot, hat er an die Scheiben des Hexenhäusles gepappt. Auf der einen, der gelben, bittet er Menschen, die einen pfiffigen Vorschlag haben, sich zu melden. Den Zuschlag erhalte nicht der Meistbietende, sondern die »am besten durchdachte Geschäftsidee«, sagt Harald Berger, der weiß, dass Hirnschmalz notwendig ist, um aus dem 25-Quadratmeter-Raum eine Zugnummer zu machen. Helfen soll eine »maßgeschneiderte Miete«, auch wenn das Hexenhäusle als Heimat für ein mittelständisches Unternehmen nur bedingt taugt. »Schwierig wird’s, wenn von diesem Laden die Existenz abhängt«, sagt Haralds Bruder Hubert. »Man wird damit nicht reich.«

Mit dem Text auf der anderen Seite, der roten, spricht Harald Berger die Reutlinger an. »Was für ein Laden fehlt Ihnen an diesem Ort? Wenn die Idee neu ist, gibt es einen Einkaufsgutschein in Höhe von 200 Euro.« Zwei, drei Vorschläge sind bereits eingegangen. Eine Handvoll Interessenten gibt es auch. Noch drei Wochen will Harald Berger warten, ehe er den Zuschlag erteilt – oder auch nicht, weil keine überzeugende Idee dabei ist. »Dann wird die Aktion verlängert.«

Vermietet bekäme er das Hexenhäusle eher gestern als heute. Gemeldet haben sich Betreiber von Döner-Buden und von Handy-Läden. »Aber genau die will ich nicht, weil sie die Wilhelmstraße nicht beleben würden.«

Apropos: Erinnert sich jemand an das Lädle an der Ecke Kanzlei-/Oberamtei-straße, in dem es vor gefühlt hundert Jahren Maultaschenfladen gab? Nicht? Na ja, war nur so ne Idee …

 

bewerbung. hexenhaeusle.rt@gmail.com