REUTLINGEN. Das neue Halbjahresprogramm des Reutlinger Geschichtsvereins enthält wieder abwechslungsreiche, spannende Vorträge und Ausfahrten zur Landesgeschichte, aber besonders auch zur regionalen und Stadtgeschichte.
Der Vereinsvorsitzende Dr. Werner Ströbele macht darauf aufmerksam, dass Reutlingen weithin der einzige Druckort der berühmten zwölf Artikel der oberschwäbischen Bauern war. Der 500. Jahrestag des viel diskutierten Aufstands des »gemeinen Mannes« ist vielerorts Anlass für eine geschichtliche Rückschau. Der Geschichtsverein widmet dem Ereignis den Schiedweckenvortrag. Dazu gehört das gemeinsame Pastetenessen, zu dem der Verein am Mittwoch, 19. März einlädt. Dabei wird sich der Leiter des Bauernkriegsmuseums in Weinstadt, Dr. Bernd Breyvogel, der Geschichte und der heutigen Bedeutung des Ereignisses widmen. Außerdem bietet die Volkshochschule eine Fahrt zur großen Landesausstellung zu diesem Thema nach Schussenried an.
Der frühere Stuttgarter Archivleiter Professor Roland Müller greift am Mittwoch, 19. Februar, mit dem »Stuttgarter Tumult« vom 28. Oktober 1948 einen weithin in Vergessenheit geratenen Protest im Spannungsfeld von Währungsreform und Kaltem Krieg auf, der an die sozialen Verwerfungen im Umfeld des heute als Erfolg geltenden Währungsschnitts erinnert. Der Publizist und Historiker Wolfgang Proske widmet sich am Donnerstag, 22. Mai, den NS-Kreisleitern im Südwesten, über die der Referent ein viel beachtetes Buch verfasst hat.
Die historische Prägung des Biosphärengebiets Schwäbische Alb steht am Dienstag, 29. April, im Mittelpunkt eines Vortrags von Reutlingens Stadtarchivar Dr. Roland Deigendesch und dem Tübinger Archäologen Dr. Christoph Morrissey.
Höhepunkt und Abschluss der Vorträge bildet der Schwörtagsvortrag am Freitag, 11. Juli. In diesem Jahr ist mit Staatsminister a. D. Professor Dr. Julian Nida-Rümelin ein bekannter Redner zu Gast, der als Wissenschaftler, Buchautor und Politiker immer wieder zu Fragen der Gegenwart Position bezogen hat. Sein Thema lautet »Die Krise der Demokratie und ihre Überwindung aus dem Geist der Stadt«. Der Geschichtsverein trägt seit mehr als 130 Jahren dazu bei, Stadt- und Regionalgeschichte sowie überkommene Traditionen aufzuarbeiten, aber auch Geschichtsbewusstsein und Erinnerungskultur zu beleuchten. Die aktuellen weltpolitischen Ereignisse zeigen mehr denn je: Ohne historische Kenntnisse gibt es kein Verständnis für die Gegenwart. Das komplette Programm ist auf der Homepage des Vereins abrufbar, die gedruckte Version gibt es bei der Geschäftsstelle im Stadtarchiv. (eg)
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