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Aktuell Bestattungen

Reutlinger Gemeinderat billigt Friedhofsplanung

Der Reutlinger Gemeinderat befürwortet einstimmig die Konzentration auf Kernflächen und neue Angebote auf den Friedhöfen der Stadt Reutlingen und ihrer Teilgemeinden.

Der Friedhof Unter den Linden ist mehr als nur letzte Ruhestätte, sondern dient auch als Oase der Ruhe und Besinnung.
Der Friedhof Unter den Linden ist mehr als nur letzte Ruhestätte, sondern dient auch als Oase der Ruhe und Besinnung. Foto: Stephan Zenke
Der Friedhof Unter den Linden ist mehr als nur letzte Ruhestätte, sondern dient auch als Oase der Ruhe und Besinnung.
Foto: Stephan Zenke

REUTLINGEN. Der Volksmund irrt. Das Sprichwort »nichts im Leben ist umsonst, nur der Tod – und der kostet das Leben«, beschreibt zum Leidwesen von Hinterbliebenen nur die halbe Wahrheit. Im Bestattungswesen kassiert die Stadt von Trauernden Summen, die manchen Tränen in die Augen treiben. Deswegen ist die jetzt vom Gemeinderat einstimmig verabschiedete Friedhofsentwicklungsplanung kein vergängliches, sondern ein höchst lebendiges Thema. Lange wurde heftig gestritten, nunmehr scheinen alle Fraktionen ihren Frieden damit gemacht zu haben.

Um die letzten Ruhestätten kümmern sich in der Stadt und ihren Teilorten die Frauen und Männer der Technischen Betriebsdienste Reutlingen (TBR). Betriebsleiter Dirk Kurzschenkel macht mit seinem persönlichen Erscheinen im Gemeinderat klar, wie wichtig das Thema dort genommen wird. Die Planungen für die nächsten Jahre soll nach seinen Angaben zwei Herausforderungen bewältigen. Dabei hat vor allem ein Gedanke in jüngster Vergangenheit für heftigen Gegenwind gesorgt.

Grabstätte auf dem Reutlinger Friedhof Unter den Linden.
Grabstätte auf dem Reutlinger Friedhof Unter den Linden. Foto: Stephan Zenke
Grabstätte auf dem Reutlinger Friedhof Unter den Linden.
Foto: Stephan Zenke

»Ziel der vorliegenden Friedhofsentwicklungsplanung ist eine Reduzierung der Bestattungsflächen in Randbereichen, indem sich stärker auf die Kernflächen innerhalb der einzelnen Friedhöfe konzentriert wird«, steht in der dazugehörigen Gemeinderatsdrucksache 23/103/01, auf der auch die Termine für Beratungen in sämtlichen Bezirksgemeinderäten vermerkt ist. Dort sind angedachte Verkleinerungen vielfach auf Ablehnung gestoßen. Deshalb macht Kurzschenkel jetzt deutlich: »Die Detailplanung wird mit den Bezirksgemeinden abgestimmt. Das sind keine Pläne, die man einfach nur abnicken kann.«

»Reduzierung von Bestattungsflächen«

Die zitierte »Reduzierung von Bestattungsflächen« ist es, die in den Teilgemeinden für Widerspruch gesorgt hat. Dabei stellen die Autoren der von der Stadt bereits vor Jahren beim Büro PlanRatVenne in Auftrag gegebenen Entwicklungsplanung nüchtern fest: »Im Sinne der Gebührenzahler muss der Friedhofsträger versuchen, das Friedhofsflächenangebot möglichst genau auf den aktuellen sowie den zu erwartenden Friedhofsflächenbedarf abzustimmen.« Gleichzeitig wurden, interessant zu lesen, die sogenannten Überhangflächen kategorisiert.

Typ A befinde sich oft an den Rändern, etwa in Gestalt von Wiesen. Langfristig könnten diese Zonen entwidmet und anderen Nutzungen zugeführt werden. Typ B stellen laut dem Plan »vormals bereits für Bestattungen genutzte, mittlerweile geräumte und wieder eingesäte Grabfelder« dar. Hier könne man auch neue Bestattungsangebote etablieren, worauf Kurzschenkel im Laufe seiner Präsentation kommt. Friedhofsüberhangflächen vom Typ C bezeichnen die Fachleute als »von Ruhefristen und Nutzungsrechten freie beziehungsweise prognostiziert frei werdende Bestattungsflächen«. Welche solcher Flächen noch wie gebraucht werden, ist Gegenstand der Auseinandersetzungen gewesen. Unbestritten ist dagegen der Wunsch vieler nach anderen Formen der Bestattung.

»Pflegearme und kostengünstige Bestattungen«

Die neue Konzeption zeigt, so Kurzschenkel, »konkrete Beispiele auf, die dem Wunsch der Bevölkerung nach pflegearmen und damit kostengünstigen Bestattungen gerecht wird«. Dazu gehören Urnenfelder, Baum- und Hainbestattungen oder Urnengemeinschaftsanlagen. Verworfen wird der Gedanke an einen Bestattungswald bei Bronnweiler. »Jeder Friedhof bekommt ein zeitgemäßes Angebot«, verspricht der TBR-Betriebsleiter. Die Gemeinderats-Fraktionen sind anschließend voll des Lobes.

Die Kapelle des Reutlinger Friedhof Unter den Linden.
Die Kapelle des Reutlinger Friedhof Unter den Linden. Foto: Stephan Zenke
Die Kapelle des Reutlinger Friedhof Unter den Linden.
Foto: Stephan Zenke

»Es wird Zeit, dass, was Jahre gedauert hat, jetzt auf den Weg kommt«, meint Andreas Benz (CDU). Sozialdemokrat Helmut Treutlein lobt die Planer dafür, »die zu pflegenden Flächen mit Mühe reduziert« zu haben, »und auf Wünsche nach neuen Grabformen haben Sie eine sehr salomonische Antwort gefunden«. Regine Vohrer (FDP) findet es »richtig, auf Ansprüche der Menschen und der Zeit einzugehen«, und wünscht sich mehr Sitzgelegenheiten auf dem alten Friedhof Unter den Linden. Erich Fritz (FWV) bringt die Diskussionen der Vergangenheit in einem Satz an die Verantwortlichen unter: »Friedhöfe in den Stadtbezirken sind unantastbar. Das haben Sie mitbekommen«. Dr. Karsten Amann begrüßt die vorgelegten Planungen aus Sicht der Grünen und Unabhängigen, »denn sie stellen ein Bekenntnis zu den Friedhöfen dar, die wir haben«. Bemerkenswert ist aus Ammans Sicht, »dass Friedhöfe auch Oasen der Ruhe sowie Orte des Lebens für Pflanzen und Tiere sind«. Bei der anschließenden Abstimmung gab es keine Gegenstimme. (GEA)