Logo
Aktuell GEA-Aktion

Reutlinger Gärtner: So gelingt der wilde Garten

Jetzt summt und brummt es wieder in unseren Gärten. Doch worauf muss man achten, um der Tierwelt optimale Voraussetzungen zu bieten? Die Reutlinger Gärtner Andreas Benz, Martin Großmann sowie Bärbel und Rainer Henne geben Tipps. Zudem: Vergünstigte Blumenkästen nur für GEA-Abonnenten.

Das Taubenschwänzchen, ein Schmetterling, kommt eigentlich aus dem Mittelmeerraum, ist aber zunehmend auch in unserer Region zu
Das Taubenschwänzchen, ein Schmetterling, kommt eigentlich aus dem Mittelmeerraum, ist aber zunehmend auch in unserer Region zu sehen. Foto: Carola Eissler
Das Taubenschwänzchen, ein Schmetterling, kommt eigentlich aus dem Mittelmeerraum, ist aber zunehmend auch in unserer Region zu sehen.
Foto: Carola Eissler

REUTLINGEN. Die freundliche und warme Jahreszeit rückt mit großen Schritten heran und in den Gärten gibt es jetzt allerhand zu tun. Sind die Eisheiligen, die dieses Jahr auf den 11. bis 15 Mai fallen, erst einmal vorbei, können auch Beete und Töpfe mit insektenfreundlichen Blumen bepflanzt werden. Auch die GEA-Aktion »Ein Herz für Bienen«, die exklusiv für unsere Abonnenten angeboten wird, geht in die nächste Runde. Wir haben außerdem drei Experten von den teilnehmenden Fachgeschäften - Benz Blumen Center, der Gärtnerei Dietterlein-Henne sowie GartenBaumschule Schlotterbeck – Fragen rund um den wilden Garten gestellt.

Was ist überhaupt ein wilder Garten und welche Merkmale weist er auf?

Andreas Benz (Benz Blumen Center): Ein wilder beziehungsweise ein Naturgarten ist einfach gesagt ein Garten, der in seiner Gestaltung und Bepflanzung aus einheimischen (Wild-)Pflanzen, Kräutern und (Wiesen-)Blumen besteht. Diese typischen Merkmale werden oft durch die Schaffung eines natürlichen Bachlaufes mit einer dementsprechenden Bachlaufbepflanzung ergänzt beziehungsweise durch die Schaffung kleiner Sumpfbeete. Außerdem zeichnet sich diese Art von Garten dadurch aus, dass hier keinerlei Gifte, Kunstdünger und Torfe verwendet werden.

Nun ist ja ein wilder Garten nicht mit einem ungepflegten Garten zu verwechseln. Wie unterscheiden Sie einen wilden Garten von einem Garten, in dem es an Pflege mangelt?

Rainer und Bärbel Henne (Gärtnerei Dietterlein-Henne): Eine » gewisse Pflege« braucht jeder Garten! Ein Garten ohne Pflege endet meist wie am Dornröschenschloss, wo zum Beispiel Efeu, Brombeeren, Hagebutten, wilder Wein wild ineinander wachsen und kein Durchkommen mehr ist. Und die kleinen Bäume, die ungebremst wachsen, werden auch groß und suchen sich ihren Raum. Ein wilder Garten dagegen lädt ein zum Verweilen, hat die unterschiedlichsten Blumen, Stauden, Gehölze in vielen verschiedenen Farben und Formen, man sieht jedoch kein Unkraut.

Braucht ein wilder Garten mehr Pflege als ein Ziergarten?

Martin Großmann (Firma Schlotterbeck): Ein Naturgarten, der »wild« gedeihen darf, benötigt etwas weniger Pflege als ein reiner Ziergarten. Aber auch er benötigt Aufmerksamkeit. Je nach Art der Gehölze und Stauden freut sich auch der natürlich gestaltete Garten über zeitgerechte Schnittarbeiten, Mulcharbeiten, Pflegearbeiten (zum Beispiel die Versorgung mit natürlichen Düngematerialien). Auch die Kontrolle auf Schädlingsbefall (zum Beispiel Raupenfraß, Pilzkrankheiten) sollte im Naturgarten stattfinden.

Blumenwiesen bieten Nahrung für Insekten und Schmetterlinge.
Blumenwiesen bieten Nahrung für Insekten und Schmetterlinge. Foto: Carola Eissler
Blumenwiesen bieten Nahrung für Insekten und Schmetterlinge.
Foto: Carola Eissler

Welche Pflanzen eignen sich besonders für einen wilden Garten?

Rainer und Bärbel Henne: Im Frühjahr ganz klar all die Zwiebelgewächse wie Tulpen, Narzissen, Traubenhyazinthen, Krokusse, Vergissmeinnicht, Veilchen, die Staudenformen davon. Ein bisschen früher im Jahr noch Christrosen, Schneeglöckchen, die echte Schneeheide. Später im Jahr sind immer schön die ganzen Polsterstauden wie zum Beispiel Blaukissen, Phlox, Campanula. Mehr Richtung Sommer gibt es Hortensien, Rosen, Pfingstrosen, Frauenmantel, um nur einen ganz ganz kleinen Teil anzuschneiden.

Setzen Sie als Fachmann ausschließlich auf einheimische Pflanzen? Oder gibt es auch Exoten, die inzwischen gut in einen wilden und naturnahen Garten passen?

Martin Großmann: Wir Baumschulengärtner achten stets auf eine ausgewogene Pflanzenauswahl, die sowohl dem Gartenbesitzer als auch den vielen Insekten, Vögeln und anderen Lebewesen als Lebensraum dient. Im Zuge der Klimaanpassung finden mittlerweile auch bislang als exotisch geltende Pflanzen (zum Beispiel Feigen, Strauchbasilikum, griechischer Salbei, Ölweide) bei uns Verwendung und tragen zur Vielfalt bei.

Muss ich auch darauf achten, aus welchem Zuchtbetrieb beziehungsweise aus welcher Pflanzkultur eine Pflanze stammt?

Andreas Benz: Ja, es ist empfehlenswert, hier bei regionalen Zucht- und Produktionsbetrieben die Pflanzen zu kaufen. Man bekommt in den Fachbetrieben eine qualifizierte Beratung und Hilfe bei der Auswahl der Pflanzen für den richtigen Standort.

Kann grundsätzlich jeder von einem reinen Ziergarten auf einen wilden Garten umstellen? Und wie lange dauert dies in der Regel?

Andreas Benz: Ja, hier gibt es die Möglichkeit natürlich alles in Eigenleistung zu schaffen. Dies setzt unter anderem das benötige handwerkliche Geschick, die gestalterische Vorstellungskraft und benötigte Eigenleistung zur Umsetzung voraus. Alternativ kann man dies auch durch eine qualifizierte Fachfirma leisten lassen. Bis dies alles umgesetzt ist, kann es einige Zeit dauern. Grundlegend ist hierbei, ob man mit fertig gezogenen Pflanzen arbeitet oder ob die gewünschten Pflanzen vom Samen ab selbst kultiviert werden.

Stichwort Rasen: Dass ein reiner Zierrasen für Insekten und Schmetterlinge nicht viel bietet ist klar. Aber was genau sollte ich auf dem Rasen aussäen, damit dieser zu einer leckeren Wiese für Nützlinge wird?

Martin Großmann: Es gibt attraktive ein- oder zweijährige Samenmischungen, zum Beispiel Apis Vitalis, die sich hervorragend als Insektennahrungsquelle eignen. Diese können auch in kleinen »Inseln« mitten im Garten eingeplant werden. So wird die Zierrasenfläche ganz schnell zur attraktiven und wunderschönen Blüteninsel.

Aktion: Insektenfreundliche Balkonkästen

Die insektenfreundliche GEA-Aktion »Ein Herz für Bienen« ist in die neue Runde gestartet. Drei Reutlinger Gärtnereien bestücken Pflanzkästen mit jeweils sechs insektenfreundlichen Pflanzen. Unsere Partner sind das Benz Blumen Center, die Gärtnerei Dietterlein-Henne sowie die GartenBaumschule Schlotterbeck. Preis: 39, 50 Euro (statt 49 Euro). Bestellannahme: heute von 8 bis 10 Uhr, 12 bis 14 Uhr sowie 16 bis 18 Uhr telefonisch unter der Service-Hotline 0711/722086345.

Bitte bei der Bestellung angeben, von welcher Gärtnerei man den Blumenkasten beziehen möchte. Den frisch bepflanzten Blumenkasten kann man ausschließlich in dieser Gärtnerei im Zeitraum vom 19. bis 24. Mai abholen. Pro Abonnent können maximal zwei Pflanzkästen bestellt werden. (GEA)

Viele scheuen sich davor, Grundlegendes an ihrem Garten zu ändern, weiß man doch nie, wie viel Arbeit auf einen zukommt. Wie kann man beginnen, was ist der erste Schritt?

Rainer und Bärbel Henne: Zuerst sollte man sich genau überlegen, in welche Richtung man möchte. Ob alles komplett neu werden soll, oder ob Bestehendes bleiben und integriert werden kann. Gerne kann man sich beim Profi Rat holen, sich beim Planen unterstützen lassen, ja auch gerne bei der Umsetzung. Wer handwerkliches Geschick hat, bekommt auch sehr viel selbst umgesetzt. Ratsam ist es, sich dann mal einfach eine Ecke im Garten auszusuchen, in der man beginnen möchte. Professionelle Unterstützung findet man bei allen Garten- und Landschaftsbetrieben, in den Baumschulen, Staudengärtnereien und Gärtnereien.

Und schließlich müssen wir noch das Thema Unkräuter ansprechen. Dass die Chemiekeule im Garten nichts verloren hat, versteht sich von selbst. Aber wie sollten wir mit Unkraut umgehen? Einfach lassen, mühevoll auszupfen oder biologische Mittel verwenden?

Andreas Benz: Im Grund empfiehlt sich das Entfernen von Unkraut von Hand. Jedoch sollte man bei manchen Unkräutern auch den möglichen Nutzen abschätzen, zum Beispiel bei der Brennnessel. Aus den Blättern kann man selbst einen Sud machen. Dieser kann sowohl als Dünger gegossen werden oder verdünnt gegen Blattläuse eingesetzt werden. (GEA)